2.7.13

als wäre jedes haus eine insel in der dunkelheit

hinter unserem haus steht ein neues haus. gerade vorhin sah es so aus, als würde die leiche eines mannes vornübergebeugt über dem tisch liegen und seine frau daneben hängen.


der doppelsuizid zu silvester, rundherum grelles licht und lärm und in diesen kargen lichtvierecken der vorhanglosen fenster des neuen hauses verabschieden sich leute im stil japanischer horrorfilme. leute, die das haus erbauten, einzogen, jedoch keine möbel kauften. die zimmer sind völlig kahl bis auf den küchentisch und den sessel. leute, die hier einzogen und sich gleich darauf umbrachten. junge, recht vermögende leute mit dem  typischen nestbautrieb derer, die eine familie gründen wollen.

das schlimme ist, dass es jeder stoisch hinnimmt, wie es ist und dass von anfang an feststand, dass etwas schlimmes passieren würde. dass niemand kontakt zu ihnen suchte.

als wäre jedes haus eine insel in der dunkelheit, hellerleuchtet und oft keine zuflucht, sondern ein schaukasten des grauens.

wenn man einen film darüber drehen würde, könnte man im rückblick die schicksale aufrollen, zuerst die silvesternacht zeigen und die toten in der küche, dann rückblick, dann wieder die toten am schluss und es muss völlig irre und sinnlos sein, wie wahnsinn, der sich über den betrachter legt.


(nachtrag - betrachtungen der kurzsichtigen nachbarin, die sich standhaft weigert, eine brille aufzusetzen und die kleidungsstücke -den anzug des mannes, das kostüm der frau- für leichen hält)