1.7.18

samstagmorgengrauen

topfenkuchen, germteiggebäck, obstschnitten, croissants. plunderteig, topfenteig, einige davon mit zucker, andere mit diesem tollen honig-zimt-gemisch bestrichen, damit es so richtig schön tropft und klebt, wenn man es anfasst. und überall gelbschwarze körper, sogar auf den einfachen germstückchen, fruchtbelag und gelatine, honig und zimt jedoch hatten es ihnen besonders angetan.

eine winzige vitrine, hübsch blankgeputzt, alles darin wunderschön angerichtet, kuchen und frische semmeln und ein freundlicher junger mann dahinter, der verkündete
wenn ich gestochen werde, gehe ich heim.

ich wollte einfach nur frühstücken. bis ich sah, wie sich auf einem länglichen kuchen,es mochte ein germkuchen gewesen sein, eine ganze menge dieser geflügelten unholde breitmachte und sich ein klumpen gelbschwarzer leiber bildete, wie ein tumor.
soviel zu meinen frühmorgendlichen erlebnissen beim versuch, mir frühstück zu kaufen.
ich habe es dann doch noch geschafft, ein brot zu erstehen, denn die brote befinden sich weit oben auf einem regal weit über dem wespengewimmel.
bevor die hornissen anrückten, suchte ich das weite.
ich sehe den netten jungen mann vor meinem geistigen auge hinter der vitrine liegen, vom insektengift völlig verquollen und mit hunderten von beulen übersät und tausende gelb-schwarze leiber, die unter seine kleidung kriechen und in einem riesengrossen klumpen sein gesicht bedecken.

ich möchte hier nicht arbeiten, sagte eine ältere frau, die neben mir stand, zu ihm.
sie kaufte übrigens unmengen von dem klebrigen frühstückszeug, auch diese teigtaschen, in die wespen so gerne kriechen. ich sehe sie vor meinem geistigen auge in eine dieser taschen beissen. manchmal denke ich, ich sollte meine fantasie wirklich etwas zügeln, es wäre besser für meinen magen.
ich möchte dort auch nicht arbeiten. ich bin kein insektenforscher, doch wäre ich einer, wäre dieser arbeitsplatz wohl der interessanteste auf der welt. man kann an manchen tagen sicher so ziemlich die gesamte insektenpopulation der stadt an diesem stand antreffen, sie dürften schon in reihen anstehen, bis sie in die vitrine gelassen werden, vielleicht werden sogar platzkarten vergeben wie bei einem konzert.

sollte ich mich dazu entschliessen, insektenforschung zu studieren, dann werde ich mich bei dieser firma bewerben. und am abend werde ich mit meiner ausbeute an wespenstichen nach hause gehen, völlig zerstochen, aber glücklich.