15.5.19

im auto

wir sitzen wieder mal im auto und fahren zu einer party und irgendwie riecht’s so extrem nach patchouli und irgendwie...bin ich da glücklich. einfach so neben dir zu sitzen ist schön.
ich denk gerade über’s glücklichsein nach....

‚ich glaube, ich wäre wirklich unglücklich, wenn ich immer glücklich sein müsste‘, fiel mir gerade ein und natürlich musste ich dir meine weisheit gleich mitteilen. ‚ich weiss, dass ich sie nicht mehr alle habe.‘ du lächelst verständnisvoll, fast gütig.
‚wenn man den satz umdrehen würde, würde er lauten: ich glaube, ich wäre wirlich glücklich, wenn ich immer unglücklich sein müsste‘. dein lächeln wird langsam ein kleines bisschen mitleidig...
‚stimmt, da hast du recht.‘
‚ach ja, du meinst also auch, dass man immer glücklich sein würde, wenn...‘
‚nein, ich meinte damit, dass du sie wirklich nicht alle hast‘.
ich nehme mir vor, dich heute nacht irgendwo am friedhof zu vergraben. ich werde dich verscharren, am besten in ungeweihter erde, wo die vielen sünder liegen, und das geschieht dir ganz recht. ich seh dich an und muss laut lachen. ich hab gerade an italien gedacht und dass ich dort immer meinen schlafenden vater eingegraben hatte. als er aufwachte, steckte er tief im sand fest und konnte sich nicht mehr rühren. und als er dann protestierte, hatte ich ihm einen eimer über den kopf gestülpt. sein protestgeschrei klang dann wenigstens etwas gedämpfter.
‚du weißt ja gar nicht, was dir noch geschehen wird, am totenacker‘, teile ich dir mit verstellter und, wie ich meine, psychopathenhafter stimme mit. ‚ach ja, beisst du mich endlich mal?!? du bist doch ein vampir oder ist das immer nur so ein grosses rumgerede?‘
‚doch, ich bin wohl ein vampir‘ – ich klinge würdevoll, aber nicht unkomisch – aber diese nacht wirst du auf solche hollywoodaktionen verzichten müssen. ich werde dich verscharren.‘
komisch. Ich hätte gedacht, dass du lachen würdest. statt dessen blickst du mit verkniffener mine auf die strasse und murmelst kleine gemeinheiten in dich rein, die ich kaum hören kann, so leise murmelst du vor dich hin. ich kann dennoch verstehen, dass du dir gedanken über mein geistiges wohlergehen zu machen scheinst, denn ich höre wiederholt das kleine wörtchen ‚anstalt‘.
‚wie ein bleicher giftzwerg, ein toter , ehrlich, du siehst aus wie der antigartenzwerg, der unter all den zwergen rumlatscht und tod und verderben mit sich bringt.‘
dass ich dich den ganzen abend danach ‚zombiezwerg‘ nenne, ist selbstverständlich.
‚vielleicht solltest du nicht so viel lachen, dein makeup kriegt schon sprünge‘ mann, kannst du charmant sein. zombiezwerg.
ich kann mir ausserdem nicht vorstellen, dass die sprünge sich wirklich durch die vielen schichten weissen puders fressen können. mein makeup ist natürlich mimikresistent. ich erlaube mir ja noch einen rest von mimik. ich finde es charmant und natürlich, beinahe menschlich. eigentlich bemühe ich mich immer, so natürlich wie möglich zu wirken. ich bin sowieso schon mehr als künstlich. vielleicht weiss ich gar nicht mehr, was natürlich wirklich ist? ich glaube, ich sollte viel mehr unter menschen gehen, denke ich und lache schon wieder.
aber du riechst echt gut, das muss man dir lassen. und irgendwie macht mich das alles zusammen so krass glücklich.
und draussen fliegt die landschaft vorbei und wir hören uralte sachen von bauhaus und die nacht wird geil.