13.9.19

disease

sie bemüht sich, einmal nicht die gedanken zu denken, die man normalerweise in einem club wie diesem vor sich hindenkt, 
ohne wirklich mal auf die stopptaste zu drücken. 
sie bemüht sich wirklich, den ewigen monolog zu unterbrechen, dieses ewige ach ich bin so einsam, ach ich bin so anders, 
wir sind alle völlig allein, keiner ist am anderen interessiert, nur an sich selber, und sie stellt fest, 
dass sie eigentlich ganz woanders ist und immer war. 
wenn einmal dieser monolog völlig fehlt, dann stellt sie fest, dass sie wirklich nie richtig da
 war, seelisch ganz weit fort.
und wenn es den anderen auch so geht, dann wäre das wohl der beste zustand, den es geben kann.
wenn man es sich eingesteht, gibt es kaum ein echtes gespräch zwischen menschen, 
nur zufällige monologe, die aufeinandertreffen und in denen jeder nur von sich erzählt, 
aber dem anderen nie wirklich hinter die geschlossenen lider blickt. 
wir kreisen permanent um uns selbst. vielleicht hält uns das bei verstand.
und trotzdem träumen wir immer davon, zu den anderen kontakt herzustellen und mit 
ihnen die nächte durchzureden. was würden wir in solchen nächten erfahren, von uns selber? 
wir würden wir uns in den augen des gegenübers spiegeln? was würden wir sehen? 
wie uns der andere wahrnimmt. 
freundschaft wäre demnach die bestätigung des eigenen egos. 
vielleicht kann man nur noch einzelgängern einigermassen
vertrauen. sie stehen zumindest zu ihrer art und tragen keine masken.

man sagt, der mensch wäre ein gesellschaftstier. aber nicht, weil er die gesellschaft der anderen so gern hat. 
es geht um die erfüllung von bedürfnissen, mehr nicht.
sollte eigentlich deprimierend sein, aber irgendwie ist es auch auf eine undefinierbare art 
und weise angenehm, sich diesen gedanken auszusetzen und nicht dabei draufzugehen.

sollte es noch etwas geben ausser dieser nackten wahrheit, dann muss es übernatürlich sein. 
menschlich ist es sicher nicht. es gibt noch etwas. nur möchte sie gerade nicht darüber 
nachdenken. einmal nicht leiden, ok? 
einmal nicht diese art von flügel spüren, die sich mächtig und strahlend entfalten. 
einmal nur ein ganz ganz niedriges menschentier sein. 
mein herz ist fragil, siehst du das nicht? 

ich hab mal einen mann kennengelernt, in einem club ähnlich wie diesem. 
er hatte dieses shirt an, auf dem in blut das wort disease geschrieben war. 
ich dachte eigentlich, es wäre sein eigenes blut, 
doch wie er mir lachend erzählte, war es das blut eines anderen, mit dem er es geschrieben hatte.