4.7.10

godspeed, my friend

es ist erst einige tage her und es fühlt sich an, als wären es schon wochen.
die verbindung zu einem menschen ist abgerissen, ganz plötzlich, der mensch ist fort. man weiss nicht, wohin er gegangen ist, niemand weiss genaues. auf einmal war er weg.

wer war er?
für viele ein held, was er jedoch konstant ignorierte. vielleicht hätte er es akzeptieren sollen. die liebe, die man ihm entgegenbrachte, war echt. nun, da er gegangen war, versuchten alle, ihr gebrochenes herz durch unsinnige aktivitäten zu kurieren. einige suchten wie verlassene kinder alle orte ab, an denen er jemals gewesen war. sie hofften, ein zeichen seiner präsenz zu finden, doch jeder versuch endete in einer sackgasse. und mit jedem versuch wurde das innere frieren schmerzhafter, bis sie irgendwann realisierten, dass die welt durch den verlust eines solchen menschen nie wieder dieselbe sein würde. die welt wird kälter und kleiner. es ist so, als wäre zuerst dieses weite offene land gewesen, das danach von einem stacheldrahtzaun durchzogen wird. wieder mal den blick auf den weiten horizont versperrt, und man vermisst den freien blick in die weite mehr als alles andere.
die welt wird wieder neu definiert, alles verschiebt sich, alles ist im wandel. neue wunden. neue mauern. wieder mal etwas, womit man nicht gerechnet hätte. und womit man irgendwie klarkommen musste.
jeder auf seine art.

manche setzten sich in einen stillen winkel und betranken sich. dachten an ihn. versuchten, ihren schmerz durch trotz zu bekämpfen. doch es brachte nichts.
das schwarze loch, das in ihre seelen gerissen war, wurde dadurch nicht kleiner. jeden tag wuchs es, jeden tag erinnerte es sie daran, was sie verloren hatten. nicht nur einen mann, sondern ein ganzes universum.

einige, und zu denen gehöre auch ich, versuchen, den schmerz zu einem teil ihres universums zu machen und damit zu leben, ihn zu akzeptieren und zu ertragen. darüber zu schreiben, was im moment noch viel mehr weh tut, als die gefühle zu verdrängen oder zu betäuben. dieser schmerz ist rauh und wie eine offene wunde, aus der blut fliesst. doch ich will nicht, dass sich diese wunde entzündet und gift ausströmt. ich möchte den scharfen schmerz fühlen, der mir die tränen in die augen treibt. kein vergifteter gedanke darf hier gedacht werden. keine bitterkeit, keine vorwürfe. nichts von alldem hat hier platz. es passt nicht zu ihm, nicht zu uns.
der schmerz ist scharf und schneidend wie der herbstwind, der dir tränen in die augen treibt.
und wieder muss ich an ihn denken.
frische kalte luft, eine breite strasse, endlos. das gefühl der freiheit. was für ein mensch.

ein freiheitskämpfer, sagte vor einigen tagen einer zu mir, der es wissen musste.
wenn man einen solchen menschen verliert, verliert man einen teil seiner stärke.
wir sind alle stark, doch in manchen momenten dürfen wir einfach nur klein und traurig sein.

godspeed you, boon dock rod!