24.12.19

die flamme

er starrte zum wald hinüber, es schneite. der wind liess die flocken tanzen. die kahlen berge und dicht bewaldeten hügel waren schneebedeckt, nebel kroch über die kuppen und flanken der hügel, über dunkle waldflächen und über die schneefelder, über denen er hängenblieb, als würde die kälte seine neblige konsistenz verändern, ihn kristallisieren. wie eine eiswand aus kleinsten eiströpfchen und perlen. ein perlvorhang zwischen baumreihen, einer nach dem anderen. eine baumreihe, ein perlvorhang, und so weiter.

gefrostete glaswände mit weissen butzenscheiben. er lächelte kurz - würde ihm gefallen, butzenglas in weiss. gefrostetes weiss, klares weiss - seine vorstellung vom butzenfenster-spiessertum - davor eine fensterbank aus marmor. darauf eine dieser pflanzen mit wachsweissen trompetenartigen blüten oder eine spur farbe, wirklich egal, welche, alles geht bei weiss als hintergrund, vor allem im winter bei schneefall.
ein, zwei alte chartreusegrüne flaschen, nur nichts neues, nichts "dekoratives" im heutigen sinn. nun grinste er. dachte an frisösen und die schaufenster von nagelstudios, an baumärkte, möbelhäuser, und an die erfindung des unwortes "deko". deko ist hübsch. und hübsch ist nicht schön. die meisten menschen um ihn waren ebenfalls hübsch, sehr hübsch sogar. 
sein grinsen wurde breiter.

jeder nach seiner facon, sagt man und man hat wohl recht damit, aber darüber mockieren durfte er sich, ein bisschen zumindest.
hatte er sich verdient, nach diesem kurz-ausflug zum weihnachtsmarkt, inmitten wunderhübscher, dekorativer menschen und noch wunderhübscheren, dekorativen zierats. nach der ersten kampfpunschtrinkerhütte, die sich stinkend und glühbirnenumflort wie ein schlechter witz vor ihm erhob, hatte er angeekelt die flucht ergriffen und war auch prompt mit einem betrunkenen zusammengestossen, der ihm in einem sprühregen von schnaps und speichel gelallte worte ins gesicht spieh, die er nicht verstehen konnte.
jeder nach seiner facon. soll sein. er zündete ein windlicht an, obwohl es noch hell war. die flocken tanzten, der wind sprang über die dächer. er war froh, am leben zu sein. 
und trotzdem...

er starrte zum wald hinüber. zum greifen nah. beinah. der hügel, nebel, wald, flocken, wind. mehr nicht.
sein neues gesicht, jenes, das darunter lag, unter der maske aus fleisch, sehnen und muskeln verborgen, wartend. nicht schlafend, nur wartend.
er war nun wach. wald, berge, wiesen, sogar nebel und schnee gehörten ihm. sein schmaler stirnreif glänzte silbern im licht der kerze. 
der stern auf seiner stirn, der über dem dritten auge lag, begann zu leuchten.
er war die flamme im bernstein. das mystische gold von weihrauch und myrrhe. die schmale goldene schlange am handgelenk des heilers.
er war so einsam.

19.12.19



prag, ubahnstation

16.12.19





prag, ubahnstation

13.12.19

jesus saves

jesus hatte schon die ersten schläge einkassiert. er lag zwar noch nicht auf dem boden im dreck, aber es würde nicht lang auf sich warten lassen. er schob es dem schlag auf seine schläfe zu, dass die gesichter, die er ein wenig unscharf sah, wie fratzen wirkten. geduldig stand er da und wartete, bis die henker das kreuz herantrugen. sie waren zu viert. einige steine flogen in seine richtung, er spürte blut aus einem cut über dem auge rinnen, viel blut. seine sicht wurde getrübt, er sah hilfesuchend in die runde und erkannte wieder, dass er, wohin er auch blickte, in sensations – und mordgeile fratzengesichter sah. er schob es seiner augenblicklichen verfassung zu. eine illusion, eventuell gar von satan, den er vorhin in der wüste noch übelst verarscht hatte. er hatte dem kerl gezeigt, wo der hammer hängt und dieser wehleidige bastard hatte doch tatsächlich aufgegeben, aber ein wenig zu schnell. wahrscheinlich rächte er sich jetzt mit seinen grauenvollen illusionen dafür – verdenken konnte man es ihm nicht. wer wird schon gern vor seinen eigenen untertanen entlarvt und lächerlich gemacht? niemand allzu gern und schon gar kein arroganter kerl wie satan.

das kreuz nahte heran und jesus sah mit grauen, wie sie sich zu viert beinah ‘nen bruch hoben. ein riesenteil aus schwerem holz gezimmert. er kannte sich mit holz gut aus – als kind hatte er joseph, seinem stiefvater, oft bei der arbeit zugesehen – und dieses holz war vielleicht nicht vom teuersten, aber robust und unglaublich schwer. wie das holz, das man für dachfirste verwendet oder als stützbalken.


die wahnsinnigen wollten ihn tatsächlich da rauf schicken, mit mördern und schwerverbrechern zusammen, und er sollte sein hinrichtungswerkzeug auch noch selbst schleppen. er dachte an seinen echten vater – der war weit weg und konnte ihm nicht mal die andeutung eines tips geben, wie man in dieser situation klarkam, und zumindest einen teil seiner würde behielt, mitten unter diesen...diesen...er sah sich noch einmal um. satan in der wüste war ein dreck dagegen gewesen. vielleicht hatte er deshalb so schnell  aufgegeben - weil er es gewusst hatte. er hatte sein ende gesehen, und hatte er nicht sowas wie „naivling“ gemurmelt? als er sich verdünnisiert hatte, und war sein mund nicht zu einem zynischen lächeln verzogen gewesen?
wofür das ganze? ein opfertier für einen blutigen kult, den gerade er nicht verstand. so viele schmerzen und als rechtfertigung dafür eine art von utopie? er dachte an seine freunde, für die er wohl sterben würde, wenn es denn sein sollte, aber für diese tobenden irren rund um ihn sollte er auch noch qualvoll und stundenlang verrecken? 
ein kleines kind spuckte gerade in seine richtung, hob dann einen stein auf, ziemlich gross für so ein kleines kind, und er würde sitzen. genau ins gesicht. 
alle lachten, sie waren ne grosse glückliche familie, es war wie immer, er war völlig allein, und sie so viele, und er, der alien, würde heute sein einsames alienleben aushauchen und sie würden alle ihren heidenspass dran haben,
und er war allein
und er hatte die schnauze voll

„könnt ihr euch vorstellen, dass es gar nicht darum geht?“, dachte er. „mein dad meinte so schön, dass es um andere dinge geht, nicht um irgend einen blutigen scheisskult, den ihr da betreibt, ihr affen. er meinte, ich würde in eure herzen bluten, meine offensichtlichen wunden würden euch berühren, meine worte vielleicht sogar heilen, aber ihr vollidioten hattet sogar wunder nötig, um für 5 abgefuckte minuten eurer existenz an was zu glauben und nun habt ihr alles vergessen im blutrausch“


und „scheiss drauf“, sagte jesus
„scheiss auf eure blutgeile fantasywelt, scheiss auf euch“, und mit nem gezielten karateschlag knockte er den ersten henkersburschen so genial aus, dass derselbe noch tage später nicht mehr wusste, ob er männlein oder weiblein war.
„scheiss drauf“, knirschte jesus und machte sich dran, die ganze henkersparty aufzumischen
es war wie ein wunder
rundherum lagen sie schon aufeinandergestapelt wie in nem billigen hongkong-movie, und jesus gab dem rest von ihnen saures.
und als sie wieder wach waren und ihre knochen zusammensammelten, sahen sie sich um und suchten nach ihm, doch jesus war fort, das kreuz abgefackelt und einige ihrer hütten brannten auch. auf einer stand fett und unangenehm
jesus saves
und als sie sich fragten, wie diese schrift wohl entstanden war, da hatten sie wie immer keine ahnung und brüllten vor zorn wie verrückt.


auf einem hügel nicht unweit von dieser inzestgegend stand jesus zusammen mit gabriel, dem erzengel, und beide sahen nicht grad unzufrieden aus. gabriel steckte gerade die graffiti-spraydose in seinen rucksack. und dann meinte er trocken: „das war’s wieder mal.“ jesus nickte und sah zu den rauchenden häusern hinab. dann meinte er: „du hältst mich jetzt für ungläubig oder? für jemanden, der kneift, wenn’s drauf ankommt.“  „ach jesus“, seufzte gabriel, „nicht schon wieder die alte leier. glaubst du wirklich, wir lassen dich einfach so allein? wofür hältst du uns eigentlich? für monster?“ jesus sah gabriel gar nicht an, er konnte ihm nicht ins gesicht schauen. „najaa“, grummelte er vor sich hin, „aber diesmal hat es brenzlig ausgesehen für mich. echt brenzlig., verstehst du? ich war ja schon verletzt und fast am boden. stell dir vor, das ganze wär weitergegangen. stell dir vor, was die mit mir gemacht hätten“.
„stell dir vor“ – jetzt schrie er – „was die getan hätten.“
„ich stell es mir grad vor“, sagte gabriel. „du armes kind. dein vater hätte den verstand verloren, hörst du? der liebt dich. weißt du eigentlich, wie sehr?
mehr als sie. und trotzdem versucht er, ihnen ne chance zu geben, zumindest versucht er, etwas zu erklären, und darum,“ sagte gabriel, „werden wir das ganze aufschreiben bzw. aufschreiben lassen. irgendein heini wird wohl schreiben können, oder? was meinst du?“
jesus sah etwas zweifelnd drein. „die sehen doch alle aus, als könnten sie nicht bis 3 zählen, aber mach du mal, gabriel, deine ideen sind immer extremst genial“.


und gabriel suchte und suchte, bis er tatsächlich einen mann fand, der des schreibens einigermassen mächtig war. er diktierte ihm eine geschichte, während jesus in seiner astralform, die er wieder angenommen hatte, daneben sass und fassungslos immer wieder den kopf schüttelte.
„dein leidensweg“, erklärte gabriel, „muss so blutig sein wie es nur möglich ist. er endet mit deinem qualvollen tod am kreuz. wir zeigen auf, wie menschen sind. scheisse. und was sie tun können, um sich zu bessern.“
er warf einen blick auf die blau-und grüngeprügelten dorfbewohner. „wie gut, dass ich dir karate beigebracht habe, mein kleiner“, murmelte er und erlaubte sich ein kleines, hämisches lächeln, das jedoch – wie es bei engeln so ist, zum wunderschönsten lächeln der welt geriet.

8.12.19

ich werde heute niemanden grüssen


*setzt sich auf die mauer gegenüber und betrachtet das treiben vor dem club*
nicht, dass ich nicht dazugehören will, aber es ist doch ziemlich einsam zwischen all den leuten. irgendwie erinnert mich das alles an früher, als ich noch auf der suche nach gleichgesinnten war. ich streunte draussen in den strassen rum, und wo menschen sich versammelten, blieb ich eine zeitlang stehen, doch ich gesellte mich nicht zu ihnen. ich höre ihr lachen und es war in meinen ohren wie kreischen. ich sah ihre stylings und es gibt kaum etwas, was ich nicht sah in den jahren meiner wanderschaft, doch kaum etwas, das mich berührte. auf der suche nach einer spur freundlichkeit in den augen, nach einem guten gespräch, und so bin ich hier draussen gelandet, wo ich mich immer am besten fühlte. ich rauche mir eine an und betrachte die leute, manchmal fühle ich ihre blicke auf mir lasten. doch nicht lange, denn ich sitze im schatten und niemand sieht mich genau. aber eins ist positiv daran: die nacht ist wieder so, wie sie sein soll, sie ist ohne grenzen und sie ist mir heimat und versteck, sie birgt mich und meine träume. ich geh heute nicht rein, aber ich bleib noch ne weile draussen auf der mauer sitzen. ich werde heute niemanden grüssen und niemanden anlächeln. ich werde heute meine stolze fresse vor mir hertragen wie ein schild. man könnte sagen, dass sich nichts verändert hat. die lage ist noch immer hoffnungslos, aber nicht tragisch. it's human behaviour...what else?
vielleicht hör ich noch ein tape einer namenlosen person, yeah, die tapes hab ich immer in den manteltaschen, zusammen mit einigen nötigen unnötigen dingen, wer meinen freund ghost kennt, der kann sich vorstellen, was ich mit mir rumschleppe.

und wenn hier noch einer sagt, dass ich erwachsen geworden bin, dem hau ich aufs maul. wenn einer es wagt, mich von der seite anzumachen, findet sich unter der erde wieder. meine wut ist wie ein laserbeam, meine liebe ist zu gross für mich allein, ich schau rüber zu ihnen und beginne zu lachen. ich hab freund ghost am kreuz hängen gelassen, um kurz herzuschauen, doch freund ghost verreckt gerade allein, also muss ich wieder gehen, um ihm in seinen beschissensten stunden beistand zu leisten. vielleicht häng ich ihn kurz mal wieder ab, nur um zu sehen, wie ihn diese beschissene welt wieder ans kreuz nagelt und keine masken für mich bitteschön, keine kalten augen, kein "nachtvölkchen", so süss sie auch aussehen mögen. i want raw emotion. die sie nicht zu geben imstande sind.

18.11.19


 “Help the ones you love, his grandmother had told him, help them when you can, and after that, mind your business. Your gift doesn’t give you the right to go rearranging other people’s lives for them. You might see their souls, but they won’t always want you to be their mirror.”

          Poppy Z. Brite, Lost Souls



17.11.19

pringle rules!!!

ich habe gestern zum ersten mal gesehen, wie das so ist als influencer. nein, damit meine ich sicher nicht mich (LOL), sondern jemanden, der seit einiger zeit mit mir zusammenlebt, und dieser jemand kommt auch ab und zu in meinem instagram-feed vor. war auch immer recht beliebt, man mochte ihn immer gern, aber meistens steht er bei 50 oder 60 likes an. was ok ist, es ist sogar sehr gut, bin zufrieden, er sowieso, er ist immer zufrieden. dann aber, in der nacht von vorgestern auf gestern, wurde er quasi entdeckt. und dann ist das hier passiert:
pringle, mein eichhörnchen! wie arg ist das jetzt, bitte? pringle ist zufrieden mit 2 likes, und mit 2000 likes, denn es ist genau dasselbe für ihn. aber ich bin extrem gerührt - gönne es ihm so so sehr. obwohl es ihm egal ist. so richtig scheissegal. hauptsache, er kann nüsse horten, kabel durchbeissen und briefträger jagen.

12.11.19



If you alone could hear someone upset on the other side of the world, then maybe then you could do something about it. I was once in these mountains, you’d see these fires, other people sleeping out in the mountains, traders across the border, and that gives you this feeling, night time, awareness of other people sleeping. But all it is just a fire light. You see their firelight and you know they are there, that’s all you need. That’s what ties cities to places that aren’t together, deserts, forests, people. You watch over your city or area at night, you see the distant lights, fires burning in other places.

   Burial
   x

10.11.19

normalerweise gewinne ich selten bis nie etwas. und das ist auch gut so, wenn man bedenkt, dass ich als kind eine bratpfanne aus gusseisen gewonnen habe - der tag war im eimer. wir waren damals im supermarkt einkaufen, meine mutter hatte beiden hände voll mit einkaufssackerln und wir waren nicht mit dem auto unterwegs, also musste ich die bratpfanne, die wir bei der post abgeholt abgeholt haben, nach hause schleppen. ein riesending und ich war recht klein. ich habe sie am stiel nachgezogen und den ganzen weg nach hause geheult.
wir sind aber trotzdem noch freunde geworden, die bratpfanne und ich. sie wohnt noch immer bei mir, fabriziert die besten eierspeisen und ist auch sonst ein sehr beliebtes mitglied meines haushalts.
einmal habe ich damals als kind noch gewonnen, nämlich einen enten-sticker. ich wollte einen faserschmeichler. das gewinnspiel war von ergee und einer waschmittelfirma gemeinsam, glaube ich. man bekam einen rosaroten oder violetten faserschmeichler - eine barbapapaförmige kreatur aus der fernsehwerbung
wir sind die faserschmeichler
die kleinen faserschmeichler
wir schmeicheln und schmeicheln und schmiegen uns an
und an der wäsche spüren sie's dann
ich höre es gerade wieder mal im kopf. der song ist nicht wirklich supergenial, aber er ist dermassen eingängig, dass man ihn lange nicht mehr los wird. es sei denn, man schmeisst industrial drüber, urlaut im kopfhörer, oder noise. dann wird der lustige ohrwurm gleich mal aus der spur gekloppt und dann ist wieder ruhe im kopf, es sei denn, man hat gerade einen industrialsong gehört, der unheimlich eingängig ist … oder noise. wie man das dann wieder wegkriegt, weiss ich nicht. denke, das bleibt dann. oO manche leute rennen eh so rum, als hätten sie sowas im hirn. no offense lol

wir waren bei den faserschmeichlern - ich mochte sie als kind schon fast zu gern. es war eine art stille anbetung. meine lieblingswerbung. ging wahrscheinlich allen erwachsenen tierisch auf den geist, aber ich war winzigklein und DER faserschmeichlerfan. für jemanden wie mich ist ein gewinnspiel natürlich der weg ins paradies. wenn man noch dazu klein und naiv ist und nicht weiss, wie die welt funktioniert, wird das ganze dann eine spur gemein. ich hätte einen gewinnen  MÜSSEN. für mich war es sonnenklar, dass ich mit ihm durch's leben gehen würde, durch dick und dünn, alles miteinander teilen, etc. doch das kalte, kalte universum war gegen mich. bzw. gegen uns. und verpasste mir den enten-sticker. es war der trostpreis. man konnte einiges abstauben bei diesem gewinnspiel. ich denke, es waren auch ergee-socken dabei. wie eine art pyramide kann man sich das vorstellen - ganz oben war der faserschmeichler und einigermassen weit unten der enten-sticker. obwohl er ein 3-D-sticker war, dick und irgendwie super. ich mochte ihn und klebte ihn gleich auf meine kinderzimmertür, und ich bemühte mich um haltung und positives denken - wenn ich mich nicht dermassen zusammengerissen hätte, hätte ich wochenlang nur noch geheult.

lange zeit später. ich war damals schon in graz, ein grufti, und gerade auf einer party und lernte diesen menschen namens manfred kennen, auch sehr gruftig, sehr korrekter mensch, kann man nix sagen. wir kannten uns noch nicht lange und wie es so ist, waren die partygespräche dementsprechend. erstes kennenlernen - WAS MOCHTEST DU ALS KIND AM LIEBSTEN?
 ich legte los von wegen faserschmeichler (begleitet von imaginärer lieblicher geigen und harfenmusik) und berichtete natürlich auch vom enten-sticker und wie betrogen ich mich immer gefühlt habe. und dass ich natürlich schon dankbar wäre, aber … (glaube, die bratpfanne hab ich auch ganz kurz erwähnt) und er sagte … ER SAGTE ...
ja, der faserschmeichler. er hat ihn damals gewonnen, einen violetten. sein bruder und er, genau genommen. es gab einen streit um den faserschmeichler. beide wollten ihn haben. einer griff sich die arme, der andere die beine. der faserschmeichler wurde auseinandergerissen.
zuerst sass ich einfach nur so da und liess diese info auf mich einwirken.
manfred erzählte weiter und lachte und trank sein getränk und war sich nicht bewusst, dass neben ihm gerade jemand wahnsinnig wurde
man sollte so etwas nicht tun, aber ich hab ihn unter den tisch getreten. also nicht sein bein getreten, sondern er ist dann unter dem tisch gelegen. man kann es aber verstehen, warum ich das gemacht habe, oder? er hat damals wirklich gar nichts geahnt und ich hab ihn aus dem hinterhalt quasi angegriffen und das nächste, was er gemerkt hat, war dass er am boden liegt und dass ihn jemand tritt, den er kaum kennt.
trotzdem die besten freunde geworden. aber irgendwann ist er wieder fällig.

wieder einige zeit später. jetzt-zeit. vor ein paar tagen auf instagram. wenn es dort ein halloween-giveaway gibt...oder eventuell ein doll-giveaway… oder eine kombination von beidem, wie in diesem fall, dann mach ich mit!! also wenn ich diesem menschen vertraue natürlich, ich muss ja dann meine adresse rausrücken. es gibt ein paar mädels auf instagram, denen ich vertraue und sie gehört dazu, also war es klar, dass ich mitmache, denn sie hatte ein verdammt gutes paket zusammengestellt - eine living dead doll (fidji mermaid), eine monster high doll (viperine gorgon), ein stephen king roman (misery), eine rocky horror picture show figur (columbia), und zwei horror-sammelfiguren (ein geist und eine the ring-figur). und candy. es war also klar, dass ich mitmache. ich dachte mir nur, dass ich dermassen chancenlos bin. wenn man meine vorgeschichte kennt, weiss man, warum.
was ich nur nicht gecheckt habe, ist, warum sie die dolls hergeben wollte - die beiden waren immer wieder in ihrem instagram-feed zu sehen und sie hatte ihnen sogar outfits genäht, also sie mochte sie anscheinend wirklich gern. ich habe sicher gehofft, dass sie bei mir landen, vor allem, weil sie hier wirklich willkommen sind, es ist ein zuhause für sie.

und genauso dürfte sie gedacht haben, denn in der halloween-nacht hat sie mich auf instagram verständigt … und ich habe tatsächlich etwas gewonnen, etwas das wirklich genial ist und das ich total wollte - und ja, das paket ist sicher und gut hier gelandet, die dolls sind schon eingezogen, und ich war mit viperine, die nix zum anziehen hat, schon auf etsy und wir haben zwei wunderschöne handgenähte kleider für sie ausgesucht. ich glaube, wir werden auch fotos posten, wenn die kleider hier sind. einbildung oder nicht, keine ahnung, aber die mädels wirkten sehr traurig. wie eine kleine graue wolke, die ihre gesichter einhüllte und ihre farben ausgewaschen hat. seltsam. war wahrscheinlich eine art sechste-sinn-sache - sowas habe ich manchmal. das ist wie ein zusätzliches sinnesorgan, das ich selten verwende. als ich sie aus dem paket nahm, dachte ich, oh mann, die farben sind so stumpf und fast gar nicht vorhanden, die gesichter sind verblichen. nach kurzer zeit war dieser graue wolkenartige schleier, der über ihren gesichtern lag, weg. die mädels werden es gut bei mir haben. und ich gut bei ihnen. ist immer so ne sache. manches will nicht bei dir bleiben und du musst es gehen lassen, aber ich habe glück mit ihnen. auch wieder dieser sechste sinn. ich denke, man sollte unbedingt darauf hören. der faserschmeichler hätte auch gut zu uns gepasst, übrigens....

5.11.19

der vorfall

in der stillen nacht liegen sie aufgebahrt wie leichen
die mienen starr, die mundwinkel verzogen zum ewigen lächeln von puppen
sie träumen den pflichten des nächsten tages entgegen
in ihren träumen betreten sie korridore, grossraumbüros und tiefgaragen
künstliches licht färbt ihre träume und tage grellweiss und kalt
es gab einmal einen vorfall vor jahren
niemand spricht gern davon.
da sah einer in seinem traum ein zeichen an der wand einer tiefgarage
gleich hinter seinem dienstwagen
bevor er sich vom dach eines hochhauses stürzte
schrieb er ein gedicht
 

3.11.19

seit sie weg sind

seit sie weg sind
aus dem ältesten, verrufensten viertel der stadt
schlafen wieder alle besser und träumen vom nächsten arbeitstag
es herrscht wieder recht und ordnung und verunsichert ist keiner mehr
wundersames war nie so gern gesehen in dieser stadt
in der jeder von jedem alles weiss...es ist nicht viel...
lebensläufe, die einander gleichen wie ein ei dem anderen
seit sie weg sind, herrscht gleichklang und alle marschieren in der reihe mit
keiner, der seither aus der reihe tanzte und herzen verblendete mit
falschen versprechungen, und gerede von sehnsucht und glück
keine gedicht, das herzen zerspringen lassen vermochte
kein lied, das traurig war und schön,
die bücher schon längst auf scheiterhaufen verbrannt
und keiner, der halt schrie und weinte,
mit blossen händen ins feuer griff um zu retten,
was nur, ja was?
seitdem sie weg sind
die aufwiegler
subversives pack
ist alles wieder gut
und menschen erfüllen ihre pflicht
zu mehr waren sie nie zu gebrauchen spricht der oberste herr der stadt
und schmückt seinen hitlerschrein täglich mit frischen blumen

1.11.19

schiller | ruhe


manche videos verändern ihren look drastisch und wenn dann noch knallgelbe akzente dazukommen, kann man das ganze nicht mehr sehen - verlinken werde ich es aber noch, weil ich den song gern habe.

14.10.19

es gibt dinge, die universell bekannt sein dürften. vielleicht sind sie grundprinzipien des universums - jeder sollte sie kennen und wie grundregeln befolgen, aber gerade wir menschen vergessen ununterbrochen, was wichtig ist und was wir zum überleben brauchen. zu diesen regeln gehört eine, die für mich gerade sehr wichtig ist. im kreativen bereich und auch im emotionellen. werde nie zu gross und rede nie zu laut. wer zu laut redet, beginnt mit der zeit, seine letzten geheimnisse so ziemlich jedem anzuvertrauen, ob es die leute nun wollen oder nicht. alles dinge, die es wert sind, dass man leise darüber redet, mit freunden, dem lieblingsplüschtier, aber nicht mit social media "freunden" und fremden, was dann eh meistens dasselbe ist. zu gross und zu laut werden aber fast alle, die ein gewisses alter überschreiten. als hätten sie plötzlich angst, durch diese tür zu gehen. in einen raum, wo keine menschenversammlung auf sie wartet, sondern manchmal einfach gar niemand.

13.10.19

das herz der dinge

sie hatte die alte kamera, die sie am dachboden gefunden hatte, tatsächlich bis hierher getragen. es war völlig unlogisch, was sie hier tat. normalerweise steckt man das ding in einen koffer oder in den rucksack, oder man verwendet überhaupt eine von diesen sündteuren kamerataschen, wie sie die touristen immer haben. aber nein, sie musste diese alte kamera tragen. von der wohnung weg runter zum traxi, dann am flughafen bis zum sicherheitscheck, wo die kamera wie ein relikt aus alter zeit zwischen den modernen handtaschen auf dem laufband entlangfuhr und auf der anderen seite von ihr schon erwartet wurde. und wieder hatte sie die kamera in die hand genommen und zum abflugschalter getragen und ins flugzeug hinein, und auch später, den ganzen marathon zu ihrem hotel, in die lobby und hinauf in ihr zimmer, hatte sie sie nicht aus der hand gegeben.

nun sass sie in ihrem hotelzimmer auf dem bett und schaute die kamera an. nahm einen schwarzweiss ilford aus der seitentasche ihres koffers, der in der silberfolie steckte, die die röntgenstrahlen des sicherheitschecks am flughafen abblockte und legte ihn vorsichtig ein. lächelte ein bisschen, legte die kamera neben das bett auf das nachtkästchen und begab sich dann bald selbst zur ruhe. vor dem einschlafen dachte sie noch kurz über die vermeintliche sinnlosigkeit ihres tuns nach. ihr vater wollte ihr vor ihrer reise eine digitalkamera kaufen, aber sie hatte dankend abgelehnt und gemeint, sie hätte ja schon eine kamera. was er mit leichtem kopfschütteln quittiert hatte, aber dann hatte er gelächelt wie immer, wenn sie solche dinge machte. aber wie willst du damit fotografieren, hatte er gesagt, die kamera funktioniert nicht mehr. wie eine alte uhr, deren herz aufgehört hat, zu schlagen.

als sie am frühen morgen nach einem schnellen frühstück und einem blick in die morgenzeitung das hotel verliess, hing die alte kamera an einem lederriemen um ihren hals. sie griff manchmal danach und hielt sie für einen kurzen augenblick fest. so ging sie die strassen entlang, warf manchmal einen blick in den stadtplan, den sie in ihrem rucksack mitgenommen hatte und kam nach einiger zeit am rand der stadt an. sie rastete einen moment im schatten einer gruppe von palmen, die die stadt wie einen wall aus frischem grün umgaben, lehnte sich an den stamm eines baumes und schloss die augen. wie von selbst fuhr ihre hand zu der alten kamera, sie umfasste sie vorsichtig und fühlte plötzlich, wie ein strom von erinnerungen, wie alte bilder in sepiafarben, dem uralten gegenstand entwich. sie wunderte sich kein bisschen. genau so hatte sie es sich vorgestellt. es war der richtige ort dafür.

sie sah die wüste, palmenhaine und menschen, die darunter lagerten, elegante männer und frauen in hotellobbies, an tischen sitzend, rauchend, sich angeregt unterhaltend, behandschuhte livrierte kellner, die auf silbernen tabletts getränke servierten, sie sah einen saal mit hohen fenstern, in dem kristalluster leuchteten, mit grossen spiegeln an den wänden und in den spiegeln sah sie paare tanzen, ein orchester auf einer bühne und eine sängerin vor einem antiken mikrophon, sie sah basare und händler, alte bücher, deren titel sie sogar lesen konnte, es waren alles bücher mit geheimnisvollem inhalt, die sie selbst gern besessen hätte. sie sah portraits von menschen, die in vielem unterschiedlich waren, denen aber immer eins gemeinsam war: sie hatten alle denselben ausdruck in den augen. interessante menschen, die sich gewiss nie mit der oberfläche der dinge zufriedengaben, sondern darunter sahen, zum herz der dinge, das, wie man weiss, niemals aufhört, zu schlagen. dann, ganz am schluss, blickte sie in ihr eigenes fragendes gesicht, das sich gerade über die kiste am dachboden beugte.

als sie die augen wieder öffnete, war der schatten der bäume um ein stück weitergewandert, die morgensonne schien ihr ins gesicht und liess die bilder, die sie gesehen hatte, zu schatten ausbleichen. wie ein sepiaschleier waren sie nun auf ihrer netzhaut gefangen und sie liess sie nicht wieder fort. mit der einen hand hielt sie immer noch die alte kamera umfasst.

sie lächelte. die wüste war für sie immer ein ort des lebens gewesen. wenn man unter die oberfläche der dinge blickt, dann ist es auch so. ein ort der stille, ein kraftvoller ort. nichts von den alten erinnerungen geht hier verloren. es gab nichts, was ablenken konnte, von der vergangenheit, vom jetzt. hier war alles ein ding.
begleitet von einem strom verblasster bilder, die im sonnenlicht wie feine schatten wirkten, betrat sie die wüste.
 
 
für imuhar
 

11.10.19

der traum, den ich heute kurz vorm aufwachen hatte, würde jeden traumanalytiker zum ausflippen bringen. es war eine wilde und bunte sache und ich bin froh, dass es nicht länger gedauert hat, sonst wäre es aus mit meinem restverstand. träume sind generell surrealer natur, aber ein potoo in knallbunt? jedenfalls - begonnen hat das ganze eher normal - ich hab davon geträumt, im bett zu liegen und zu schlafen. war auch im traum kurz vorm aufwachen, total groggy, und wollte einfach nicht die augen öffnen. aber es war dermassen laut. irgendwer oder irgendetwas klopfte ununterbrochen an mein fenster und machte noch zusätzlich viel lärm. es dauerte echt lang, bis ich ein auge öffnen konnte. ich hatte im traum vorhänge, die halb offen waren, also konnte ich nur etwas erkennen, das urschnell draussen hin und herflitzte, wie ein knallbunter schatten, der zwischendurch an mein fenster hämmerte. verdammt.
irgendwann schaffte ich es auch, mein zweites auge zu öffnen und mich langsam wie die ururalte frau, die ich bin, aus dem bett zu hieven. als ich die vorhänge beiseiteschob, sehr vorsichtig natürlich, sah ich mich einem riesengrossen papageiartigen vogel gegenüber, nur sah er vom gesicht her nicht papageiartig aus, sondern wie dieser wahnsinnskultvogel, der potoo. er war ein breitmaulvogel. das war kein schnäbelchen mehr. er brüllte, hämmerte an mein fenster und als ich das rabiate tierchen hereinbitten wollte, hatte es anscheinend genug von mir und meiner begriffstutzigkeit und machte sich davon.
hat mich nicht verwundert - im traum schockt einen gar nichts und das ganze war ja noch einigermassen harmlos, es gab kein blut, keinen splatter, nur ein surreales tier, das mir im real life gut gefallen würde. dann ging es im traum noch weiter. ich hab dann meine mails gecheckt und fand eine nachricht von meinem arbeitgeber. was lustig ist, weil ich heute frei habe und anscheinend keinen tag mehr ohne meine arbeit existieren kann. ich sollte doch bitte auf den zeitungsartikel über die papageienartigen vögel nicht vergessen, schrieb mir eine kollegin. 'lillian' würde ihn so dringend brauchen. und ich dachte im traum, wir schön es doch wäre, wenn ich statt dem artikel doch gleich einen von diesen tieren schicken könnte - war richtig sauer, dass ich mir das tier nicht gegriffen habe. andererseits - es war riesengross und brutal, sicher recht wehrhaft. sorry, lillian.:)

dann fügte die kollegin noch hinzu: be a pullip girl!
tja.
pullip ist ne puppenmarke, einigermassen teuer und ich besitze keine einzige, weil ich nämlich living dead dolls gesammelt habe, seit ich klar denken kann. weiss auch nicht... klingt so, als wäre die kollegin nicht zufrieden mit meiner dollsammlung. jetzt möchte ich ihr doch kurz und prägnant aufs auge hauen, aber sie ist ja fiktional, genauso wie lillian und leider auch der knallbunte potoo.

22.9.19

terror visions

der albino mit dem weissen iro und den vernarbten armen steht wieder am eingang und blickt kühl über die menge der tanzenden hinweg. das licht schmerzt. die emotionen der tanzenden ebenso. lauwarme gefühle, man nennt es wohl menschlich. 
es fühlt sich klebrig an und er fühlt sich auf unglaublich obszöne art und weise besudelt. sein magen revoltiert, er hätte nicht übel lust, seinen ganzen mageninhalt über die lustige düstere partygesellschaft zu entleeren. er schliesst gelangweilt die augen, hört getuschel, etwas von wegen monster und abartig. interessante szene, wenn typen wie er keinen platz mehr haben. 
er grinst in sich rein und lässt sich begaffen. ein albino, genau. 
wahnsinn, was es nicht alles gibt. 
und erst die klamotten. woher hat der die sachen? irgendwie schon stylish, aber.. 
der rest geht im gedröhne der bässe unter. charmant. er unterdrückt den impuls, zu lachen. 
kennst du sicher nicht, darling, und wenn ja, dann spricht du den namen mit garantie falsch aus. hat irgendwie keinen sinn, dir was über mode zu erzählen.
für den fetzen müsstest du ein halbes jahr auf den strich gehen, schatz. scheisse, er hat es tatsächlich laut gesagt. ihr gesicht ist sehenswert. es ist irgendwie in sich zusammengefallen, wie ein ballon, dem die luft ausgegangen ist.
der dj legt endlich etwas nach seinem geschmack auf, terror visions von putrefy factor 7, und er begibt sich auf die tanzfläche, obwohl er eigentlich vorgehabt hatte, nicht zu tanzen. 
nur zu beobachten, am rand zu stehen und ein bier zu trinken, dann wieder in der nacht zu verschwinden, aber irgendwas an diesem club gefällt ihm ganz gut. manches sieht man nicht 
auf den ersten blick. hat'n gutes fundament, denkt er, nur manche leute sind halt scheisse,die kratzen grad mal den verputz von den wänden, aber ans fundament kommen die nicht ran. 
niemals. unberührbar.
auch unsichtbar für die meisten. er sieht es aber. gar nicht übel, genauso wie der name des clubs. 
your plastic home. er lächelt. schöner name. ne neonschrift, die ihn angezogen hat wie ne motte das licht. 
er liebt neonlicht, obwohl es seine augen nicht vertragen. 
er tanzt mit geschlossenen augen und möchte vergessen. vor allem sich selbst, 
er ist am glücklichsten, wenn er tanzt und nur die musik spürt. 
wenn er sich auflösen kann und nicht mehr da ist.
 
it’s a bitter road
and I walk on glass
but my precious load
forces me to pass
help me to protect
the fragile in my hand
from the ravens’ eyes
in the black birds’ land
all hope is not lost
all tears are not cried
all blood is not shed
in this haunted night 
god, my wings turn black
the acid burns a hole
save the fading light
in my soul
in this dying sky
dawn’s taking control
save the fading light
in my soul
hear ravens calling me
closing every gate
my arms open wide
to embrace my fate
god, my wings turn black
the acid burns a hole
save the fading light
in my soul
in this dying sky
dawn’s taking control
save the fading light
in my soul

(save the fading light)
 
 
 
was ist echt? was illusionär? wer kann es mit sicherheit sagen???

17.9.19

kyrie

ein cyberpunk mit mehr scarification als gesund ist und nem radioaktiv-zeichen hinten auf der jacke betritt den raum, schaut sich kurz um und steuert den rand der tanzfläche an, wo er sich ne zigarette von dem mädchen neben ihm schnorrt. er grinst, als er ihre perplexe miene sieht und verwickelt sie in ein längeres gespräch, in dessen verlauf er mit ihr ihre ganze zigarettenschachtel teilt. 
als das mädchen bei dead can dance tanzen geht und ihn auf die tanzfläche ziehen will, lacht er kurz auf und entzieht sich sanft ihrem griff. er beobachtet sie mit einem lächeln, das frei von zynismus ist. in seinen augenwinkeln steht für nen kurzen bruchteil einer minute unfassbare traurigkeit.
 
i feel, you'll see, the night cold and dead
but watch out, we walk proud
together now until the end
in these times we walk that line
these frozen times
winter nights 
look up to the sky, see the moonlit night
the winter night sends shivers up your spine
but it's deep inside your mind that's where you may find
inner demons and your desire
don't give up, don't give up
don't give up, don't you ever give up 
if you find you've crossed that line
then it's time, a state of mind
believe in what you see
our sacrifice, reality
in these times you walk that line
these frozen times
winter nights 

(iced earth)

13.9.19

disease

sie bemüht sich, einmal nicht die gedanken zu denken, die man normalerweise in einem club wie diesem vor sich hindenkt, 
ohne wirklich mal auf die stopptaste zu drücken. 
sie bemüht sich wirklich, den ewigen monolog zu unterbrechen, dieses ewige ach ich bin so einsam, ach ich bin so anders, 
wir sind alle völlig allein, keiner ist am anderen interessiert, nur an sich selber, und sie stellt fest, 
dass sie eigentlich ganz woanders ist und immer war. 
wenn einmal dieser monolog völlig fehlt, dann stellt sie fest, dass sie wirklich nie richtig da
 war, seelisch ganz weit fort.
und wenn es den anderen auch so geht, dann wäre das wohl der beste zustand, den es geben kann.
wenn man es sich eingesteht, gibt es kaum ein echtes gespräch zwischen menschen, 
nur zufällige monologe, die aufeinandertreffen und in denen jeder nur von sich erzählt, 
aber dem anderen nie wirklich hinter die geschlossenen lider blickt. 
wir kreisen permanent um uns selbst. vielleicht hält uns das bei verstand.
und trotzdem träumen wir immer davon, zu den anderen kontakt herzustellen und mit 
ihnen die nächte durchzureden. was würden wir in solchen nächten erfahren, von uns selber? 
wir würden wir uns in den augen des gegenübers spiegeln? was würden wir sehen? 
wie uns der andere wahrnimmt. 
freundschaft wäre demnach die bestätigung des eigenen egos. 
vielleicht kann man nur noch einzelgängern einigermassen
vertrauen. sie stehen zumindest zu ihrer art und tragen keine masken.

man sagt, der mensch wäre ein gesellschaftstier. aber nicht, weil er die gesellschaft der anderen so gern hat. 
es geht um die erfüllung von bedürfnissen, mehr nicht.
sollte eigentlich deprimierend sein, aber irgendwie ist es auch auf eine undefinierbare art 
und weise angenehm, sich diesen gedanken auszusetzen und nicht dabei draufzugehen.

sollte es noch etwas geben ausser dieser nackten wahrheit, dann muss es übernatürlich sein. 
menschlich ist es sicher nicht. es gibt noch etwas. nur möchte sie gerade nicht darüber 
nachdenken. einmal nicht leiden, ok? 
einmal nicht diese art von flügel spüren, die sich mächtig und strahlend entfalten. 
einmal nur ein ganz ganz niedriges menschentier sein. 
mein herz ist fragil, siehst du das nicht? 

ich hab mal einen mann kennengelernt, in einem club ähnlich wie diesem. 
er hatte dieses shirt an, auf dem in blut das wort disease geschrieben war. 
ich dachte eigentlich, es wäre sein eigenes blut, 
doch wie er mir lachend erzählte, war es das blut eines anderen, mit dem er es geschrieben hatte.

4.9.19

warum sind wir wie wir sind

archangel bar - gedanken zur lage
(alter forentext)

 ich denk mir, dass es trotz allem, was man hier an negativem (menschlichem???) erlebt hat, für uns ganz gut aussieht. ausserdem stellt sich die frage, ob das negative bzw. menschliche wirklich so negativ war oder nicht eher wieder mal eine möglichkeit, was für sich zu lernen. wir sind nicht perfekt. wir müssen nicht perfekt sein, wir haben alle das gute recht, rumzuspinnen, aggressiv zu sein oder auch mal völlig unverständlich. wir haben das recht, weil wir alle mal auf die welt gekommen sind. kling komisch, weiss ich. aber wer sowas brutales wie ne geburt erlebt, der ist von anfang an etwas verplant, würd ich mal sagen. dann waren wir kinder. zuerst kleinkinder, denen oft mal was passiert ist, vielleicht unfälle, vielleicht die ersten verletzungen, auch mal totale missverständnisse mit den eltern - wo wir ununterbrochen nur brüllen mussten, damit uns überhaupt wer wahnimmt und versteht, dass wir gerade was schlimmes durchmachen. dann sind wir grössser geworden und quasi in die gesellschaft eingegliedert, wir mussten in kindergärten gehen und lernen, mit kindern klarzukommen, die eventuell mal etwas brutal oder gemein waren, wir haben gelernt, zu kämpfen. wir mussten damals schon kämpfen, daran erinnern wir uns kaum, aber versucht es mal. mir fallen viele "kleine" gemeinheiten ein und extrem eklige sachen, die andere kinder getan haben und die damals mein ganzes weltbild, das ich gerade aufgebaut habe, verdunkelt haben. ich erspar euch die details. sie sind wirklich manchmal gruselig.:-)


ok, grundschule. irgendwie nett. kämpfen, aber nett. meistens nette lehrer, oder? kinderfreundliche lehrer, idealisten meistens. für mich war das der ort, wo ich mich wirklich wohl gefühlt habe, weil ich glück hatte. dort hab ich menschlichkeit kennengelernt und selbst so oft dinge getan, die menschlich waren - weil ich es dort gelernt habe. lehrer, die krank waren, besuchen gehen und von meinem taschengeld für sie süssigkeiten kaufen. die leute reden übrigens immer noch davon, meine eltern haben es mir erzählt. wie stolz sie auf mich sind.
weiter geht's zum gymnasium. da begann für mich der ultimative ernst des lebens. es war schlagartig aus mit dem, was ich eigentlich gelernt hatte. das wichtigste, was ich lernen konnte im leben und was ich ja schon geschafft hatte, wurde plötzlich weggewischt. hier lernte ich zynismus und menschenverachtung kennen. lehrer, die die bezeichnung nicht verdient haben. einige davon so extrem furchterregend, dass man nächtelang nicht schlafen konnte, den kopf voll sorgen, wegen diesem untier, das, jetzt im nachhinein betrachtet, wie ein kleiner, hässlicher wurm aussieht. und dennoch: kleine hässliche würmer hinterlassen kleine hässliche narben. und darum geht es hier. um die kleinen hässlichen narben, die wir alle im laufe unseres lebens gehortet haben und die nicht mehr weggehen, weil es eben narben sind und narben bleiben ein leben lang.


ich hab gesehen, wie sich das ganze auf unsere kommunikation hier auswirkt. ich war eine zeitlang geschockt, wie wenig wir eigentlich wirklich miteinander zu tun haben, obwohl wir ja so beteuert haben, wie sehr wir uns mögen. hier war wohl der wunsch vater des gedankens. aber ich sehe es gar nicht so negativ wie es den anschein hat. es hat nicht geklappt, das ist schade, aber so what. es wird klappen. irgendwann einmal wird es das. wenn wir besser nachdenken, über all die anderen, nicht nur über uns selbst.
warum funktioniert das alles nicht wirklich? dass wir alles zusammen teilen, dass wir eine echte bar entstehen lassen, dass wir freunde fürs leben werden? vorausschicken möchte ich erstmal, dass freundschaft wirklich wachsen muss. und das klappt virtuell so gut wie gar nicht. es ist ein anfang, mehr nicht. darum hab ich alle, die mich kennenlernen wollen, ja angehalten, mir briefe zu schreiben. das ist schon ein schritt weiter zur freundschaft. briefe sind wichtig, wisst ihr. ich seh eure schrift, ich riech die parfums der mädchen (manchmal auch der herren *g*), aus den umschlägen purzeln fotos, manchmal auch winzige, liebevoll ausgesuchte geschenke. (imuhar!!! danke dir nochmal für alles, was du für mich gesammelt hast. ich weiss es wirklich zu schätzen und ich möchte, dass es weitergeht auf dem weg zur lebenslangen freundschaft. es ist ein weiter weg, aber es klappt). ich kann nur eins sagen: ich möchte briefe von allen archangel-besuchern. warum? ich mag sie. so einfach ist das. ich mag sie so gern, dass ich sie gern um mich habe. vielleicht schaffen wir das mal. und ich möchte diesen bann der einsamkeit durchbrechen, und ich arbeite daran, ich denke nach, über uns alle.
ich hab dazugelernt. ich bin kein egoist mehr. das hat dieses "forum" erreicht, und nach all diesen oft furchtbaren* zwischenfällen kann ich nur sagen: es hat sich trotzdem gelohnt. ich kann menschen wieder an mich ranlassen. trotz narben, die mir ja für immer bleiben.
aber schluss damit, ich denke jetzt über uns alle nach, nicht nur über mich.:-) FH war so frustriert am ende. er dachte, er hätte schuld daran, dass die bar so geworden ist, wie sie ist. ein ort, wo auch mal wild diskutiert (gestritten) wird. ein ort, der nicht immer angenehm ist. aber fh irrt sich so extrem. es wär sowieso so gekommen.

wie gesagt, wir sind alle vernarbt, und irgendwann wär das alles rausgekommen und dass es rauskommt, ist doch gut. wir sind, wie wir sind und nicht wie das, was wir gerne wären.


*musste gerade lachen - es klingt so, als hätte kaum einer dieses forum lebend verlassen. so ne art psychopathenforum, in dem jeder auf jeden losgeht. manchmal war es aber wirklich so :)

Akira Yamaoka - True (Silent Hill 2) [HD]




24.8.19

der tag, an dem die zeit stehenblieb


der tag, an dem die zeit stehenblieb
war rein zufälligerweise halloween.
vielleicht war 'ne beschwörung dran schuld
vielleicht war's auch nur zufall
ich schenk dir die unglaublichsten dinge
die du noch nie gesehen hast
das schwärzeste vom schwarzen
ich hab mein herz mit kleinen
totenschädeln tätowieren lassen
und die netzhaut meiner augen
mit schwarzen spinnennetzen
und dich hab ich endlich 
an mich gerissen
wie ich es schon immer wollte
ich hab dich gefressen
mit haut und haar
nun muss ich nicht mehr hungern
seit dem tag, an dem die zeit stehenblieb


30.7.19

metropolis - city of darkness



die ganze metropolis serie ist negativ. es geht um menschen, die wie maschinen ausgebeutet werden und eine graue existenz führen, um träumer, die verfolgt werden, um bücher, die verbrannt werden. metropolis wächst und wuchert. es führt kriege gegen andere stadtstaaten und gewinnt sie leider immer. es droht die welt zu verschlingen. es ist meine version des buches und ich denke es ist immer noch aktuell. solang es menschen gibt, ist dieses thema aktuell.


vielleicht mache ich mal ein set über träumer in metropolis. leute, die heimlich blumen am fensterbrett stehen haben oder ein windspiel aus sternen. ein mädchen, das geige spielt, anstatt zu arbeiten. ein blasses kid auf einer feuerleiter mit einem buch auf dem schoss. sowas in der art.



leider bin ich auf polyvore nicht mehr dazu gekommen. aber vielleicht versuche es anderswo...auf trendme oder urstyle. es wird wieder zeit für neue sets!

29.7.19



“Don’t you ever leave me. Don’t you ever go, man-”
Steve stopped, but Ghost heard the sudden hoarseness in his voice.
“No,” said Ghost. “It won’t be me who goes.”

Poppy z. Brite: Lost Souls




28.7.19

the ancient village






wenn sie träumen..wenn sie sterben...sind ihre seelen die silbrigen lichtblitze über dem wasser. man hält sie oft für fliegende fische, doch wir, die ozeanischen, wissen über sie bescheid.




27.7.19

gestern im zug traf ich auf eine merkwürdige person

...die mir sofort lang und breit erzählte, dass sie eigentlich tot war. auch über ihre todesart redete sie gern und ausführlich. ich dachte bei mir, mein gott, es kann nicht angehen, dass jetzt schon die toten aus ihren löchern krabbeln und auf der welt herumgehen bzw. wie es in diesem unserem fall war, herumreisen. wir sassen zusammen in einem zugabteil, das äusserst schlecht durchlüftet war und ihr geruch - ich möchte nicht allzusehr ins detail gehen, aber sagen wir mal so: sie roch abgelegen - ihr geruch erfüllte bald das abteil bis in die letzte nische.

als ich das fenster öffnen wollte, musste ich bemerken, dass es derartig von rost bewachsen, ja befallen war, dass ich keine chanche hatte, das vermaledeite ding auch nur sagen wir mal einen inch zu bewegen. ich rüttelte an dem nutzlosen fenstergriff, bis mein secondhandmantel von dior - sie wissen, werte freundin, wie sehr ich secondhand-haute couture mag - bis besagter altrosafarbener mantel (der mit dem schwarzen spitzenkragen, mein lieblingsstück) über und über mit rost befleckt war, der sich in grossen flocken von der korrodierten metallschiene löste und schon überall im abteil verteilt war.

die kleine tote person, die es sich mir gegenüber bequem gemacht hatte, lachte inzwischen auf eindeutig hämische manier, ein unerzogenes kind, aber bildhübsch, also verzieh ich ihr die kleinen unartigkeiten und anstatt sie zu tadeln suchte ich in meiner handtasche lieber nach zuckerwerk, das ich für die lange reise in einem kleinen bonbon-laden im stadtzentrum von paris erstanden hatte. die kleine person wurde so zutraulich, dass sie sogar ihren sitzplatz wechselte und sich neben mir niederliess und nach einiger zeit spürte ich ihre kleine hand, die nach meiner griff. ihr geruch störte mich nicht mehr, ich war davon überzeugt, dass auch ich inzwischen schon genauso roch wie sie....

13.7.19

nicht grad mein tag

egal, was ich heute mache, es ist absolut für den a****, ob es kreativ ist oder kommunikationstechnisch. ich hab sogar versucht, uralte stillgelegte freundschaften wiederzubeleben, und das auf fb - hab messages geschrieben und werde wahrscheinlich auch nix zurückkriegen. aber heute war so ein dermassen seltsamer tag. alles mussste versucht werden, ob man sich chancen ausrechnet oder nicht. und manches ist nun mal chancenlos. wenigstens hab ich das versucht, was ich seit ewigen zeiten versuchen wollte und wozu ich keinen mut hatte. nur ist das so'ne sache mit dem mut - irgendwann ist er nämlich weg und man fühlt sich einfach nur dämlich.


ich werd mich nie wieder bei ihnen melden - es sind 2 leute gewesen (2 ex-brieffreunde) - also wenn nichts zurückkommt, dann werde ich alles löschen, auch die erinnerungen an die guten zeiten. und es waren manchmal sehr gute zeiten. heute ist der fiese erinnerungstag und man sollte an einem solchen tag einfach nur im bett bleiben. ach ja, geburtstag hab ich heute auch noch, happy birthday to me i guess

dieser tag ist wie ein eurocity, der in voller fahrt auf dich zudonnert


wahnsinn, aber ich hätte gern ihre gesichter gesehen,
als ich nach jahren wieder aufgetaucht bin :)
hoffentlich schicken sie mir keinen darkwebkiller
damit ich mich ja nie wieder melde


hatte irgendwie kultfaktor


10.7.19

brutalistisch urlauben


beton-tischtennisplatten-ambiente

heute in der kleinen zeitung kärnten & klagenfurt gefunden. ich mag es. es erinnert mich an meine kindheit. nicht, dass wir daheim einen tischtennistisch aus beton hatten, aber wir waren so ziemlich jedes jahr im sommer in jesolo und dort gab es die brutalen tischtennistische aus beton und dieses gewisse ambiente, das dir beinhart mitteilt, dass du gerade in einem zweckentfremdeten brutalismus-wohnblock deinen urlaub fristest.

passt gut zur freischwitz-schimmelkultur, die ich vor einiger zeit in einer zeitung (leider keine ahnung mehr, welche) gefunden habe. die schimmelkultur, die in brutalistischem ambiente auf betontischen urlaubt und frei von allen zwängen vor sich hinschwitzt.


1.7.19



"What if, on a crowded street, you look up and see something appear that should not, given what we know, be there. You either shake your head and dismiss it, or you accept that there is much more to the world than we think. Perhaps it really is a doorway to another place. If you choose to go inside you may find many unexpected things."


Shigeru Miyamoto




29.6.19

töten alle lust

logbuch | dienstag, 13. november 2001


es gibt einen platz da draussen, wo wir hingehören. manchmal denke ich, ich weiss genau, wo der ist, aber dann verschwindet er wieder aus meinen gedanken, wahrscheinlich dann, wenn die welt zu laut und aufdringlich wird. wenn die welt nur aus lauten tönen besteht und aus reissenden schmerzen, die wie ein roter schleier durch meine gedanken gleiten, dann ist dieser platz nicht mehr fühlbar, er wird schon noch da sein, irgendwo ganz hinten in meinem kopf, verdrängt von einer vielzahl von verwirrenden einflüssen.


dieser ort ist zu still, um die laute welt zu übertönen. das hat er auch nicht nötig. denn immer, wenn die nacht hereinbricht, wenn die abenddämmerung kommt und der himmel langsam von grau überlagert wird, bis alle farben sanft erloschen sind, ist er plötzlich da, der ort, wo ich hingehen muss, weil ich keine andere wahl habe, wohl auch, weil ich nie eine andere wahl wollte. im grauen himmel der abenddämmerung steht ein wort, hingehaucht, in den farben von regen und asche, es lautet ‚remember‘. und dann wird es still. wenn die dunkelheit das leben zudeckt, das leben auszulöschen scheint, dann erwachen die anderen. es gibt einige, die sich an belebten, lauten orten treffen, um die nacht zum tag werden zu lassen, sie brauchen licht und lampen...viel künstliches licht, damit die dunkelheit in ihre schranken gewiesen wird. damit der mensch sich immer noch sagen kann, er könne sich überall gefahrlos aufhalten. die vielen lichter in der nacht haben jedoch keinen einfluss auf die tatsächlichen vorgänge, die regelmässig ablaufen und von den eingriffen der menschen nichts ahnen. manchmal muss ich lachen, wenn ich daran denke. so wie heute, wo mich dieser gedanke zwar nicht zum lachen, sondern eher zum lächeln bringt. ich denke mir, dass wir etwas daraus lernen könnten...ist es nicht so, dass man erst das glück gefunden hat, wenn man von den menschlichen tätigkeiten nichts ahnt? das glück der engel...von diesen eingriffen in die wahre natur der welt, die so primitiv und brutal sind, dass man von zerstörung und vernichtung sprechen könnte, nichts ahnen zu müssen...der mensch ist es gewöhnt, zu vernichten. alles, was menschen tun, was sie immer getan haben und immer tun werden, ist es, zu vernichten. erst die distanz zu ihnen lässt uns (über)leben. manche schaffen es nicht. man kann sehen, wie sie enden...vielleicht waren sie immer schon taub und blind für die tatsächlichen vorgänge hinter dem dünnen schleier, wahrscheinlich haben sie das gebrüll der menschheit viel zu ernst genommen. ich jedenfalls weiss, dass es sich wie das gebrüll von wilden tieren anhört und ich beginne, in die stille zu lauschen, um etwas zu hören, das beinah unhörbar ist. man muss sehr gut hinhören, um es wahrzunehmen. man möchte sich verändern, sich der umgebung anpassen, eine form der evolution durchlaufen. diese art der mutation scheint auch zu funktionieren.


die sinnesorgane entwickeln sich weiter. manchmal erträumt man sich flügel. sie wachsen in der abenddämmerung und man behält sie solange, wie die dunkle welt existiert. das sonnenlicht des morgens, das mir ekel einjagt und mich beinahe zum kotzen bringt, lässt mich gnadenlos abstürzen. es ist grausam, dieses licht und die wimmelnden, tobenden menschen jeden tag erneut erleben zu müssen, aber ich glaube, es führt zu nichts, wenn ich mich nun selbst betrauern würde. ich fliege eben mit unterbrechungen – und man kann ja auch einen beträchtlichen teil des tages verschlafen (ich zumindest, da es meine arbeit zulässt). natürlich würde ich am liebsten den ganzen tag verschlafen – ich träume jedenfalls oft davon. man müsste schwarze vorhänge haben – und schalldichte fenster...kein laut soll hereindringen. alles soll dunkel und still sein. vielleicht brennt ein winziges öllicht an der wand oder ein kleines, rotes grablicht und verbreitet diesen sakralen, beinahe schon ordinären geruch, den ich so liebe. dieser geruch ist sex pur. vielleicht halte ich mich deswegen auch noch manchmal in kirchen auf – vielleicht brauche ja auch ich noch eine art der sexualität... kirchen stinken. sie stinken ordinär wie sakrale bordelle, die uns manchmal durchaus zum verweilen einladen...kirchen und leichenhäuser, wobei ich mich bei letzteren jedoch zurückhalte. ich weiss, was sich gehört. und niemand soll von mir behaupten dürfen, ich sei nekrophil....ich interessiere mich für diese bizarre deformierung des menschlichen sexualverhaltens, das gebe ich schon zu. kranke, sieche perversionen empfinde ich als unterhaltsam, ich neige jedoch dazu, mich eher distanziert zu verhalten. der wurm, der das innere dieser bedauernswerten kreaturen zerfrisst, soll niemanden von uns befallen. trotz der beschäftigung mit dem übel sollte man extremen wert auf gesundheit in jeder form legen, körperliche wie geistige. dennoch ist es unangebracht, sich zurückzuhalten...man kann durchaus im dreck wühlen, solange man selbst nicht schmutzig wird.


ich musste gerade an dieses interview denken, das ich online in irgendeinem der vielen goth zines gelesen habe. anscheinend war diese geschichte die vorlage zum film ‚kissed‘, einem meiner lieblingsfilme, vielleicht sogar mein liebster, bis auf weiteres. die frau, die ihre geschichte zum besten gab, ist dermassen krank und widerwärtig, so degeneriert, dass man durchaus einen leichten anflug von ekel verspüren kann (was dann und wann ebenfalls ein feines erlebnis ist). ich frage mich, wo die frau mal landet. natürlich im gefängnis, wenn sie so weitermacht, oder im irrenhaus...aber das meinte ich eigentlich nicht damit. was geschieht mit solchen kreaturen, wenn sie selbst sterben? natürlich finde ich dieses jetzt immens witzig. ‚wie du mir, so ich dir‘, heisst es ja, oder ‚was du anderen antust, das wird auch dir geschehen‘ (oder so ähnlich). dann wäre die logische konsequenz ihres bizarren treibens natürlich, dass sie selbst nach ihrem tod von irgendeiner kranken kreatur vergewaltigt wird, oder ‚geliebt‘, wie sie es voller gefühl und herzeleid zum besten gab. sie liebt die toten. bis der geruch unerträglich wird. irgendwo habe ich gelesen, dass es leute gibt, die die toten mit nach hause nehmen und waschen, sie ankleiden und mit ihnen reden, ja, sogar mit ihnen flirten. das ist sogar für mich etwas zuviel...wenn ich mir vorstelle, dass dieses ungleiche pärchen zusammen am tisch bei kerzenlicht sitzt...sie isst, er sieht zu... ich finde es langweilig, wenn nur ich rede. auch das ist ein guter grund dafür, nicht nekrophil zu werden. ich höre gerade die stimme meines gewissens: ‚mach dich nie über geisteskrankheiten lustig‘...ooch. das mache ich aber schon die ganze zeit. zumindest, seit ich über die menschheit nachdenke. ich überlege gerade, was ‚gewissen‘ überhaupt sein soll. wie ist ‚gewissen‘ eigentlich beschaffen? das sind doch all jene inhalte, die uns unsere erzeuger sowie die anderen ‚erziehungsberechtigten‘ geradezu eingeprügelt haben. eine angelernte sammlung von possierlichen verhaltensmustern, die der perfekten anpassung an die menschheit dienen, die uns helfen, nicht zu bestien zu verkommen, die sich eventuell über geisteskrankheiten lustig machen, anstatt mitleid zu heucheln und den armen kreaturen unverzüglich helfen zu wollen. ich gebe ehrlich zu, dass ich nicht im traum daran gedacht habe, der nekrophilen frau aus dem interview zu helfen. so, wie sie es gerne hätte, dass man ihr hilft, kann man es ohnehin nicht tun...das würde bedeuten, den pfad der legalität zu verlassen und ihr beim leichenraub zu helfen....oder zumindest schmiere zu stehen (was für ein genialer ausdruck!), wenn sie gerade beim geliebten einsteigt. ich frage mich, ob sie es mit sezierten kadavern auch treibt. vielleicht gerade dann – ich habe das interview gelesen...sie ist wirklich krank.


in der goth-szene, zumindest in der amerikanischen, galt es vor einiger zeit als chick, sich mit nekrophilie auseinanderzusetzen. wahrscheinlich hat ‚kissed‘ den ‚hype‘ ausgelöst – man stelle sich vor: den ‚nekrophilie-hype‘...ich kann nur von mir sagen, dass der film schon ziemlich überzeugend war. er transportiert dieses gewisse versonnene gefühl, ein verwaschenes, traumähnliches gefühl, das einen extremen gegensatz zum eigentlichen, knallharten thema darstellt... ein traumwandlerischer gang durch lichterfüllte tage, ohne die schattenseiten wirklich zu zeigen, ein sonderbar märchenhaft leichter film. vielleicht war es diese form von geisteskrankheit, die die sich gerade in diesen szenen offenbarte? vielleicht hat die frau genau das gespürt...oder gesehen, wer weiss. die wirklichen schattenseiten kamen erst in dem interview zu tage, als sie beschrieb, dass sie sehr wohl wüsste, dass die leute sie schon beobachten würden, aber dass ihr trieb schon zu stark wäre, um sich dagegen zu wehren. sie wusste, dass es probleme geben könnte und sie hatte natürlich auch angst, verhaftet zu werden und in irgendeine anstalt zu kommen. und trotzdem musste sie diesem trieb nachgeben. ich glaube, ich würde mich nur noch hassen. ich hasse es, die selbstkontrolle zu verlieren und einer primitiven, archaischen regung nachzugeben. sex ist eben archaisch und ich will es nicht mehr sein, versuche mein bestes...auch eine art der perversion. ‚töten alle lust‘. ist das jetzt eine band oder der titel einer cd?


‚töten alle lust‘ ist erotisch. warum auch immer. alles, was ich erotisch finde, steht in diesem satz. ich finde mich in diesem satz. warum ich mich dann mit den abseitigen, dunklen seiten der menschlichen seele/sexualität beschäftige? vielleicht aus abenteuerlust, vielleicht brauche ich diesen kick, immer wieder verbotene, gefährliche dinge auszugraben und mich an ihnen zu delektieren wie an einem alten, verdorbenen wein. doch wer könnte von diesem wein lange trinken, ohne dass er ihm auf den magen schlagen würde? ich gestatte mir die kleine perversion, mich an gift zu delektieren, an kleinsten portionen nur...ist es nicht so, dass man immer eine kleinste dosis gift zu sich nehmen soll, damit man am ende gegen dieses gift wirklich immun ist? ‚töten alle lust‘ scheint das resultat davon zu sein.



uralter gruftitext aus meiner extremsten zeit
manches (sicher nicht alles) gilt aber immer noch,
vor allem der teil über die stille


nachtrag: ich habe sehr viel später gelernt, dass man das, was ich bin, als "ace" oder "neutrois" bezeichnet und genau dieser text stammt aus einer zeit, in der ich noch nichts darüber wusste, nur fühlte und sozusagen blind durch ein labyrinth laufen musste. es hat mir nicht geschadet, aber lustig ist was anderes.

24.6.19

Atemlos

Die Hecken, an denen ich entlangging, die Efeuranken und dornigen Rosensträuche, die schmiedeeisenen Zäune, die hohen, dunklen Bäume und die alten Villen hier oben am Hügel, alles glitzerte. Eine gleissende Welle kühlen Lichtes erfasste mich plötzlich, legte sich über den Hügel und seine engen, gewundenen Strassen. Für einen winzigen Augenblick wurde die Welt durchsichtig, als würde sich ein luftiger Vorhang heben. Dahinter schien alles gleich zu sein, jedoch nur beinahe. Das Leben war aus der Welt gewichen, das atmende, der Zeit unterworfene Leben, wie es sich täglich in seiner Entsetzlichkeit zeigt. Das Leben war gewichen und war dennoch da, es hatte sich nur gewandelt. Die Zeit war stehen geblieben und ein Kontinuum hatte sich geöffnet, ein anderes Raum-Zeit-Gefüge, das sich hinter dem uns bekannten, von uns erzeugten befand. Hier glänzten Wassertropfen auf dornigen Ranken, dort wiegte sich ein Blatt im Wind, gehüllt in eine Aureole aus kühlem Sonnenlicht und ich sah das wahre Gesicht der Dinge, als ihnen die frische, kühle Brise, die uns überschwappte, das Leben nahm.
Den ewigen Dingen wohnt eine Starrheit inne, die zutiefst beruhigend ist....nicht erschütternd oder gar schrecklich, wie ich früher dachte, sondern vertraut, als wäre jede Art der Bedrohung verschwunden. Und ich wurde ich selbst, wuchs zu mir selbst heran, meine Seele ist wahrhaft grösser, als ich dachte. Hier liegt sie in Ketten, doch dort streift sie frei durch verwilderte Gärten, bestaunt die mystische Natur der Dinge und atmet frei die kühle, golddurchwirkte Luft.
Als die Zeit stehenblieb, hauchte die Natur lächelnd, dankbar den Odem eines falschen Lebens aus...so auch ich...und als ich später in den Spiegel blickte, sah ich eine blasse Frau mit Haaren wie Rabenfedern und grossen, schwarzen Augen, aus denen, trotz Tageslicht, der Mond leuchtete.
Ich sah eine dunkle Nixe, eine Zauberin, Poetin, ein träumendes, dunkles Geschöpf und in dem Augenblick wusste ich, dass mir die Sprache untertan war, sie war mir gegeben, als die Dinge hinter unserer entsetzlichen Auffassung der Wirklichkeit ihr Gesicht zeigten.
Führt uns unser Heimweh an die Pforte dieses lächelnden Todes?
Meine blasse Hand öffnet ein schmiedeeisenes Tor, dahinter wartet das Kind, das ich einmal war, ein kleines Mädchen mit grossen, schwarzen Augen, von Mondlicht...dunkles Wasser...“und ich weiß...“, wir sehen uns an und verschmelzen, aus der Umarmung zweier Wesen wird eins und das lächelnde Kind der Trauer spielt wieder hinter dem Tor aus Schmiedeeisen, wo es niemand stört.
 

14.6.19

impressionen von der künstlichen stadt auf den hügeln



diese landschaft dort oben am hügel ist eine durch und durch künstliche. ein komplex von alten und neuen gebäuden, funkelndem glas und stahl, neben alten behäbigen steinernen bauten, die wie riesengrosse villen aussehen. der komplex bildet eine stadt in der stadt mit einer ganz eigenen ausstrahlung. cool mit all den monitoren, die verschiedene blickwinkel der stadt wiedergeben, ein summen und brummen ab und zu wie von computern
computerkunst und kunst in 3 D, virtuelle realität und kunst zum angreifen, bieten sich dem besucher der stadt beinahe beiläufig dar
ein langer weg wie eine brücke zwischen gebäuden mit fassaden wie aus opakem glas, kühl, die farbe eine winterliche art von eisgrün...unwirklich...die fassade, dahinter ein himmel von strahlendem engelsblau, weiß bewölkt


zwischen eisgrün und engelsblau führt die brücke in eine parklandschaft mit darin verstreuten würfelähnlichen gebilden in bunten farben
violett hauptsächlich aber auch grün und pink
daneben täfelchen wie in einem botanischen garten
die aussenhaut der würfel leuchtet
computerbilder vom menschlichen körper
knorpelmasse und ein innenohr
knochen muskelfasern
der boden ist gefroren und morgendunkel, der himmel strahlt, doch der boden atmet noch die kälte der nacht aus
man träumt sich kameraaugen, um das fotografische tagebuch zuhause mit bildern füllen zu können doch man ist gezwungen, vergängliches zu akzeptieren
ein, zwei bilder brennen sich ins gedächtnis, wo sie jahrelang gespeichert bleiben, um plötzlich, unerwartet, wieder emporzusteigen
ein, zwei bilder gekoppelt mit starken gefühlen, die jahre später dem erinnernden scharfe tränen in die augen treiben werden
die brücke zwischen eisgrün und engelsblau
wie fröhlich man zwischen alter und neuer kunst zu wandeln vermag...switch on...switch off...heiter schimmernde insekten-facettenaugen nehmen schönheit auf, knipsen bildchen für den temporären erinnerungs-ordner, der stetig geleert wird

was bleibt von einem spaziergang übrig außer diesen schnell gezeichneten wort-bildern
nicht viel außer einem unbestimmten gefühl der fröhlichkeit und ein, zwei bildern von engelhaftem schönheitsschmerz
impressionen von der künstlichen stadt auf den hügeln
ein künstlicher see fehlte noch mit monitoren am ufer und alten bäumen, des meisters echte kunst
das alte trifft das neue, vermag es zu umarmen, anstatt es von sich zu stossen
die harmonie erstaunt, macht betroffen
ein weiter blick hinunter in die welt, die noch im morgenschatten liegt, offenbart vertrautes
inmitten hoher bäume schlummert weit unten der stille hain
der alte friedhof, auf dem man wandelte, als man dem ruf der müden seele folgte, die träumen wollte
anders träumen als auf den hügeln der künstlichen stadt
endgültig zielgerichtet
die wahrheit liegt dort unten
im schattigen garten


tanzen möcht ich nicht mehr
sprach das einsame mädchen auf den hügeln
und wandte seinen schritt
langsam
endgültig
dem schattigen tale zu
von eisgrün und engelsblau träum ich nicht mehr,
mir ist nach tiefem ernstem schwarz
lächelte der totenkopffalter
einst schillerndes schwirrendes insekt...
seine flügel breitete er aus
in samtigstem schwarz
und langsam wurde er fortgetragen
es war einfach, nur hinabzuschweben
in das schattige tal
und er sank hinab


© shine

6.6.19

self design

and everyone wears a mask
ich bin nicht so wie ich gern sein möchte. ok, wer ist das schon?
nur weiss ich nicht genau, wie ich sein möchte. klingt abartig. ist es aber nicht, glaube ich. das ganze geht ins unterbewusstsein rein und dann beginnt man sich irgendwann zu schämen, für das, was man gern sein möchte und nie sein wird oder vielleicht hat man angst, das alles laut auszusprechen und quasi zu analysieren, weil man ja genau weiss: was laut ausgesprochen wird, wird zerstört, in dem moment, wo man es ausspricht und dann ist alles tot, wofür man im prinzip schon noch lebt nur weiss man es nicht. dass man jahrelang für etwas gelebt hat, ohne es auszusprechen.
also ist diese rubrik hier schon mal sinnlos. man kann nicht aussprechen, worum es geht. man darf nicht aussprechen, was man gerne wäre (oder ist) und wofür man im prinzip lebt. ich denk, es ist auch so ein dilemma, wenn man echt mal starke depris hat und dann zum arzt muss. dem erzählt man einiges. zu viel? gibt es das dass das was rausrutscht, das man besser nie erwähnt hätte, und dass dann irgendetwas in einem für immer stirbt? oder was geschieht während einer hypnose? ich finde hypnose ekelhaft, ich weiss nicht, ob ich hypnostisierbar bin (denke nicht), aber ich finde sie einfach nur abartig ekelhaft. wie eine vergewaltigung, obwohl man eigentlich im prinzip damit einverstanden sein muss, aber wer weiss so genau, worauf er sich einlässt, wenn er einer hypnose zustimmt? ich denk im prinzip mal, dass ärzte nicht so viel wissen wie sie vorgeben zu wissen.
dass sie ganz wenig wissen und nur an der oberfläche kratzen. darum würd ich nie psycho-hilfe einholen, auch wenn ich wirklich extrem krank wäre. ich rede jetzt wirklich nur von psycho-hilfe.
gibt es barieren, die man während einer hypnose nie überschreiten wird? gibt es dinge, die nie ausgesprochen werden?
gibt es die geheimnisse wirklich, von denen ich als kind genau wusste, dass es sie gibt? dass es sie geben muss.
wann kommen diese dinge an die oberfläche? wann klopfen sie an die tür nach "draussen" (was auch wieder ein witz ist, so intro wie ich die welt da "draussen" empfinde). ich glaube, das geht nur, wenn man kreativ ist. schreiben, malen singen..sowas eben.
im alltag dürften wir alle autisten sein. vielleicht haben wir begriffen, dass wir autisten sein müssen. dass wir sonst an etwas verrecken, das sich in unsere seelen schleicht und das unsere träume nach und nach auffrisst. ich denke, dass es genug menschen gibt, die uns genau das antun wollen. uns auffressen, warum auch immer. wenn man das gefühl hat, dass es so ist, sollte man ganz einfach dicht machen und gar nichts mehr von sich preisgeben, man sollte die masken benutzen, die man selbst erfindet, um sich zu verstecken. es gibt nur wenig leute, die es wert sind, uns zu kennen. daran glaube ich ganz sicher. die meisten sind gierige kleine heuchler. ich kannte mal einen, der wahnsinnig nett war. immer aufmerksam, auf wirklich auffallende art mir zugewandt, fast schon fixiert, und dahinter konnte ich etwas anderes fühlen, eine art schwarzes loch. es klingt wie ne verschwörungstheorie und ich wünschte, es wäre eine, denn dann wäre ich besser drauf. er wollte immer mehr dinge wissen. private dinge. seelendinge. geheimnisse, die nur ich kenne, weil sie nur mein leben betreffen. ich war nur noch abgestossen. wenn ich wem was erzählen will, dann mache ich das freiwillig und es gibt freunde, die mit mir wirklich fast alles teilen, sogar geheimnisse. der typ war aber ein fremder, der sich langsam aber sicher als total aufdringlicher parasit entpuppte. er machte mich müde. klar, er versuchte, mich zu berauben. auch meine energie, alles wollte er.
ich hab seither viele getroffen, die so drauf sind. früher sind sie mir eigentlich auch nie besonders aufgefallen, diese komischen, kleinen widerlinge, doch wahrscheinlich hab ich sie einfach nie getroffen. eine art emo-vampir war das, so sagt man, denk ich. ein kerl, der sich daran aufgeilte, fremde gefühlswelten in sich reinzustopfen. warum weiss ich nicht.
dass sowas spass machen kann. vielleicht ist es eine art manipulations-geilheit. leute, die wen anderen kontrollieren wollen. scheint die irgendwie anzumachen. ich hab den kerl dann mal entsorgt und nach einer zeit ging es mir tatsächlich besser. ich war einfach besser drauf, fühlte wieder, dass ich privatsphäre hatte, eben ein leben nur für mich. ich teile mein leben so gut wie nie....
and everyone wears a mask

hab kein bedürfnis danach, ehrlich nicht. freunde...ok. weniger als ne handvoll. ganz wenig. 2, um genau zu sein. 2 beste freunde. die kennen mich so gut, dass sie mich im prinzip auswendig kennen. was für mich das schönste ist, was ich mir vorstellen kann. meine 2 alten freunde. unsere gemeinsame welt. unsere abenteuer, unsere träume, die wir teilen. das leben, das wir zusammen führen.
für mich ist es was ...mh...naja...krass...heiliges. etwas unantastbares. hat was mit liebe zu tun, ihr wisst schon. echte freundschaft, und die gibt es wirklich, aber eben eher selten. ich hab mich umgesehen. es war nicht gerade berauschend. ich hab ne menge verrat gesehen bzw. gefühlt.
und ich war immer dankbar dafür, dass ich sie habe, meine 2 seelenverwandten. wär nicht so lustig ohne sie.
die 2 leute wollen nichts von mir, soll heissen, nicht mit gewalt, überhaupt nicht, die sind nur froh, dass ich da bin. aber sie kriegen alles.
freiwillig. es gibt leute, bei denen man genau fühlt, dass sie etwas mit gewalt wollen, man fühlt eine art alten instinkt, der ne eindeutige warnung ausspricht. dann gibt's nur eins: nix wie weg.
vielleicht bin ich schon so, wie ich sein möchte. vielleicht sollte man sich selbst manchmal einfach nur in frieden lassen. nur froh sein, dass man da ist, wie die besten freunde, die man hat. einfach nur froh sein, dass man am leben ist, das wär doch mal ne wirklich schöne sache. jeden tag geniessen, bzw. es wirklich mal versuchen. ohne aggression oder verachtung oder was man sonst immer für dinge mit sich rumschleppt. es gibt immer dinge, die wirklich schön sind, an jedem tag. warum nicht einfach versuchen, glücklich zu sein? die welt ist scheisse und verdammt mies, das ist die wahrheit und ich bin der letzte, der das verleugnen würde.
ich hatte genug hass in mir die letzten jahre, und genug angst vor krankheiten und genug schmerz und bitterkeit.
dad war wirklich verdammt schwer krank und hatte einige operationen, mom ist ein lkw ins auto gedonnert, dieses jahr war das , vor ostern.
beide sind am leben und es geht ihnen gut.
in unserem garten tobt gerade der feuerbrand und vernichtet unsere wunderschönen, alten obstbäume. es tut weh, das zu sehen. verdammt weh. wir sehen bäume immer irgendwie als familienmitglieder. aber was bringt es, das ganze aufzugeben? also planen wir schon weiter. welche bäume resistent sind, und wahrscheinlich werden es nussbäume. sind nussbäume nicht einfach nur traumhaft?
eigentlich freu ich mich schon drauf, auf diese bäume, die immer toller werden, je älter sie sind. vielleicht seh ich jetzt alles so.
zumindest geb ich mir richtig mühe.
ausserdem hab ich einige alte briefkontakte wieder reaktiviert. sind brieffreundschaften nicht das beste, wo gibt? vor allem, wenn es alte brieffreunde sind, denen man schon unheimlich viele, lange briefe geschrieben hat, und von denen man noch alle briefe aufbewahrt hat.
ich find es sch****, sowas aus faulheit oder müdigkeit einfach aufzugeben. gehört doch zur identität dazu, oder? es gibt tatsächlich leute, denen ich seit über 10 jahren schreibe. sowas find ich wichtig, möcht's nicht missen. kann ich mir gar nicht vorstellen.

nachtrag - ist ein alter text. brieffreundschaften hab ich keine mehr, aber wirklich noch ein paar gute, alte freunde :)