9.2.23

das motel, teil 2


darian blickte zu dem neonschild hoch und versuchte die andeutung eines grinsens, das jedoch etwas zittrig ausfiel. das böse in form eines motels.

hatte das mädchen im diner nicht auch etwas in der art gesagt? und dass diese mutprobe damals einige kids regelrecht in den wahnsinn getrieben hatte? ja natürlich. weiber. hysterische kleine mädchen und ihre düsteren legenden. er war wahrscheinlich ebenfalls zu einem kleinen mädchen mutiert, so wie es aussah - die spritze, herr doktor, aber schnell. damit ich wieder ein mann werde. das mädchen hatte krampfhaft versucht, ihnen das motel auszureden, schon eigenartig, wie sehr sie sich bemüht hatte, ihnen andere - sehenswürdige - sehenswürdigkeiten schmackhaft zu machen. es war auffallend gewesen, wie sehr sie sich bemüht hatte. sie hatten nachher noch darüber gelacht und gemeint, sie hätte nicht mehr alle tassen im schrank.

auch egal, aber jetzt hatte er die lust auf ein bad völlig verloren. er fluchte in sich rein und beobachtete seine freunde beim spass-haben. wunderbar. genau so hatte er es sich gewünscht. ausserdem war ihm noch immer schwindlig. eigentlich sollte er aus der sonne gehen, aber er fühlte sich ziemlich müde. er konnte ja auch nachher baden, wenn er sich erholt hatte, fragt sich nur, wovon. was das genau gewesen war, die kälte, das blaue licht und dieses ding da oben am dach, das wie eine groteske wetterfahne oder ein prall aufgepumpter ballon ausgesehen hatte 


das nickende ding mit den mahlenden kiefern

das wasser glitzerte silbrig, kleine wellen umgaben die schwimmer, es war paradiesisch.

irgendwie war das wasser zu sauber. blöder gedanke.  oder? ein schmutzfilm auf der oberfläche, tote insekten, dreck, das wäre normal gewesen.

irgendetwas passte hier nicht zusammen

ein verlassenes motel mit einem verdreckten pool, aber nicht dieses glasklare wasser, das selbst wie eine wahnvorstellung aussah, eine fata morgana. vielleicht ist das wasser eigentlich ganz anders, dachte er, schmutzig grau, eine stinkende ölige brühe mit toten insekten, die auf der oberfläche treiben

aber wir sehen genau das, was wir sehen wollten

oder jemand anderes

etwas anderes

er setzte sich auf die betoneinfassung des pools und überlegte.


als er in einen unruhigen schlaf glitt, noch immer vornübergebeugt auf dem rand des pools sitzend, kamen die bilder wieder, schnell und unbarmherzig

wie ein zeitsprung in die sechzigerjahre, chevies, cocktails und flamingos inbegriffen, menschen die in den gartenanlagen flanierten oder in hollywoodschaukeln sassen, er hörte bruchteile ihrer gespräche, frauenlachen, gläserklirren und den lärm vereinzelter autos, die auf dem highway vorüberfuhren.

eine jukebox spielte immer wieder dasselbe lied


screamin' minds on fire
that holler with desire
kept waitin' round on high
as stars are passing by
you can hear them
death bells at dawn

tortured souls of dead
when hunger is not fed
running water in your brain
while turning quite insane
you can hear them
death bells at dawn

threeteen months to die
when light began to fly
when day turns into night
and you have lost your sight
you can hear them
death bells at dawn


der song klang verzerrt und dünn und auf unangenehme weise zerbrochen und falsch. mit der zeit verstummten alle anderen geräusche und er konnte nur noch das lied hören, das immer lauter wurde und schliesslich mit einem klirrenden geräusch verstummte.

dann sah er sie in ihren betten liegen und im restaurant sitzen, mit blassen ausdruckslosen gesichtern leer aus dem fenster starren

und fliegen, die in ihre offenen münder krabbelten





ende von teil 2

fortsetzung folgt