29.11.20


dark city…ich glaube, nichts ist für mich im moment schöner, als einfach so durch die strassen zu wandern. dinge zu spüren, die für mich wichtig sind, andere dinge zu löschen, weil sie einfach keinen bezug zu mir haben. übrig bleibt immer dasselbe. ein wesen, das ich eine zeitlang nicht mehr wollte. das ich verdrängen wollte. weil es hierher nicht passt, in diese welt, und …mann… ich wollte doch nur einmal…irgendwo heimisch sein. aber diese ganze theaterspielerei macht mich müde und krank. und niemand kann mir das geben, was ich mir selbst geben kann, wenn ich ich selbst bin…oder zumindest das, wofür ich mich halte. wie juli so richtig gesagt hat, es gibt keine realitäten. ich unterschreib das. hab ich auch immer gesagt. aber warum find ich mich immer wieder an diesem punkt, wo ich jetzt wieder stehe? bin ich jetzt real? in diesem augenblick? wenn ja, dann ist es ein seltsames wesen, das hier steht und die welt mit opaken schwarzen augen ansieht. ich vermisse die friedhöfe. den grauen himmel. das gefühl, fliegen zu können. die energie. den grauen ort. 


geben sie ihre magie an der garderobe ab, und sie bekommen sie wieder, wenn sie sich die vorstellung angesehen haben. und wie ich mir wünschte, dass die vorstellung nun endlich vorbei ist. eine vorstellung mit publikumsbeteiligung, die mein leben kosten könnte. denn viele sitzen nicht nur wie ich still in der loge und lassen das schauspiel über sich ergehen. einige machen nur zu gern mit. erst wenn keiner mehr mitmacht, öffnen sie die türen des theatersaales wieder (sie sind versperrt worden, gleich als wir alle platz genommen haben). die drinks, die in der pause gereicht werden, stinken nach schwefel. und die vorstellung ist so schlecht, dass ich faule eier schmeissen könnte. 


gleich nach dem verlassen des theaters werd ich mich auf ein dach setzen und mir den wind um die nase wehen lassen. und mit meinem teleskop die sternbilder ansehen. und endlich wieder model inside trinken. nach diesen schwefligen substanzen, die sie als drinks verkaufen, wird es nochmal so schön sein.



nunja…dark city eben. der ort, wo tote durch die strassen wandeln und lebendiger als die sogenannten lebenden aussehen. noch ne schöne apokalypse. wenn ich gott wäre, würd ich auch wegschauen.:-)))

12.11.20

der clown will dir nichts tun - er will nur spielen!

patentblau und chinolingelb

brachial schöne wortschöpfungen und immens praktische substanzen, die dazu beitragen, dass unsere liebe waldmeisterbowle sich in sattes kopfwehgrün hüllt, die götterspeise in tausend giftigen farben funkelt, likörchen knallblau vom tresen leuchten und ostereier für unser gepeinigtes auge attraktiv, verzehrenswert und eigenartig nostalgieumflort auftreten. 

nicht ohne nebenwirkungen, die wir aber gern in kauf nehmen, denn nebenwirkungen sind, wie wir alle wissen, was für die schwachen, die loser, was kümmern uns die - unsere welt ist so viel bunt und dass es sich manchmal um böse djinns handelt, die sich als farben tarnen und unseren kindergeburtstag organisieren, macht uns nichts aus, ein geschwürchen da, ein tumorchen dort, aber wie gesagt, uns geht das nix an, wir stehen wie immer mehr als drüber

conclusio: ein djinn kann alles sein. auch der böse clown auf einer kindergeburtstagsparty, der den kleinen von ihren fiesen eltern aufs auge gedrückt wird, um ihnen wieder mal zu zeigen, wer hier der herr im haus ist. kinder, unsere welt war immer schon knallbunt und wenn ihr davon krank werdet, weil euch ein clown mit rasiermesserscharfen zähnen gebissen hat, müsst ihr aussortiert werden, leiderleider, wir haben keinen platz mehr für euch, und der clown lacht und lacht und lacht und lässt als geburtstagsgeschenk ein nostalgieumflortes tumorchen wachsen

8.11.20

death is easy


als das lied der zwillinge ghost berührte, war ihm, als könne er auch ihren duft riechen, das berauschende bouquet aus erdbeerduft, myrrhe-zigaretten, wein und blut und regen und dem schweiss der leidenschaft. all die dinge, die sie geliebt hatten, als sie noch lebten; die dinge, die sie hinabgezogen und das satte fleisch von ihren körpern gemeisselt hatten;
dinge, die sie jetzt stützten. duft und gewürze, wein und blut, sex und regen...und der saft eines anderen lebens, ausgesaugt, um ihr sprödes gewebe zu sättigen, sie wiederzubeleben.
sie flüsterten ihm ihr lied zu.
"tod ist dunkel, tod ist süss.
tod ist ewige schönheit...
ein geliebter mit tausend zungen...tausend insektenliebkosungen...
sterben ist leicht.
sterben ist leicht...
STERBEN IST LEICHT...
STERBEN IST LEICHT...
STERBEN... IST... LEICHT..."
die stammkunden des clubs mussten die zwillinge schon einmal gesehen haben, mussten ihr geflüstertes lied schon öfters gehört haben. sie nahmen den refrain auf: "sterben ist leicht", schrien sie,"death is easy." das mädchen neben ghost riss schwankend die arme hoch. sie trug einen kleinen schwarzen hut mit einem zerrissenen schleier, der ihr übers gesicht fiel. einen trauerhut. der in fischnetz und leder gekleidete junge neben ihr - ungefähr in nothings alter - schlang die arme um seinen körper. ghost sah tränen auf dem feingeschnittenen gesicht schimmern.



meine damen und herren,
messieurdames, der neue cocktail des hauses
death is easy
serviert mit einer träne im knopfloch und einem totenschädelgrinsen
wie es sich gehört
im weissen hohen glas mit schwarzem rand
dazu, meine damen und herren, bieten wir ihnen
als einmaligen service des hauses
die eigene todesanzeige
lassen sie sich fotografieren. erleben sie die wirkung  ihres eigenen portraits, umrahmt
von trauerflor, zeigen sie uns, wie tapfer sie dem tod ins gesicht lächeln
zeigen sie uns, wie viel mut sie haben, meine damen und herren!


poppy z. brite: lost souls
cocktail: archangelbar