22.9.19

terror visions

der albino mit dem weissen iro und den vernarbten armen steht wieder am eingang und blickt kühl über die menge der tanzenden hinweg. das licht schmerzt. die emotionen der tanzenden ebenso. lauwarme gefühle, man nennt es wohl menschlich. 
es fühlt sich klebrig an und er fühlt sich auf unglaublich obszöne art und weise besudelt. sein magen revoltiert, er hätte nicht übel lust, seinen ganzen mageninhalt über die lustige düstere partygesellschaft zu entleeren. er schliesst gelangweilt die augen, hört getuschel, etwas von wegen monster und abartig. interessante szene, wenn typen wie er keinen platz mehr haben. 
er grinst in sich rein und lässt sich begaffen. ein albino, genau. 
wahnsinn, was es nicht alles gibt. 
und erst die klamotten. woher hat der die sachen? irgendwie schon stylish, aber.. 
der rest geht im gedröhne der bässe unter. charmant. er unterdrückt den impuls, zu lachen. 
kennst du sicher nicht, darling, und wenn ja, dann spricht du den namen mit garantie falsch aus. hat irgendwie keinen sinn, dir was über mode zu erzählen.
für den fetzen müsstest du ein halbes jahr auf den strich gehen, schatz. scheisse, er hat es tatsächlich laut gesagt. ihr gesicht ist sehenswert. es ist irgendwie in sich zusammengefallen, wie ein ballon, dem die luft ausgegangen ist.
der dj legt endlich etwas nach seinem geschmack auf, terror visions von putrefy factor 7, und er begibt sich auf die tanzfläche, obwohl er eigentlich vorgehabt hatte, nicht zu tanzen. 
nur zu beobachten, am rand zu stehen und ein bier zu trinken, dann wieder in der nacht zu verschwinden, aber irgendwas an diesem club gefällt ihm ganz gut. manches sieht man nicht 
auf den ersten blick. hat'n gutes fundament, denkt er, nur manche leute sind halt scheisse,die kratzen grad mal den verputz von den wänden, aber ans fundament kommen die nicht ran. 
niemals. unberührbar.
auch unsichtbar für die meisten. er sieht es aber. gar nicht übel, genauso wie der name des clubs. 
your plastic home. er lächelt. schöner name. ne neonschrift, die ihn angezogen hat wie ne motte das licht. 
er liebt neonlicht, obwohl es seine augen nicht vertragen. 
er tanzt mit geschlossenen augen und möchte vergessen. vor allem sich selbst, 
er ist am glücklichsten, wenn er tanzt und nur die musik spürt. 
wenn er sich auflösen kann und nicht mehr da ist.
 
it’s a bitter road
and I walk on glass
but my precious load
forces me to pass
help me to protect
the fragile in my hand
from the ravens’ eyes
in the black birds’ land
all hope is not lost
all tears are not cried
all blood is not shed
in this haunted night 
god, my wings turn black
the acid burns a hole
save the fading light
in my soul
in this dying sky
dawn’s taking control
save the fading light
in my soul
hear ravens calling me
closing every gate
my arms open wide
to embrace my fate
god, my wings turn black
the acid burns a hole
save the fading light
in my soul
in this dying sky
dawn’s taking control
save the fading light
in my soul

(save the fading light)
 
 
 
was ist echt? was illusionär? wer kann es mit sicherheit sagen???

17.9.19

kyrie

ein cyberpunk mit mehr scarification als gesund ist und nem radioaktiv-zeichen hinten auf der jacke betritt den raum, schaut sich kurz um und steuert den rand der tanzfläche an, wo er sich ne zigarette von dem mädchen neben ihm schnorrt. er grinst, als er ihre perplexe miene sieht und verwickelt sie in ein längeres gespräch, in dessen verlauf er mit ihr ihre ganze zigarettenschachtel teilt. 
als das mädchen bei dead can dance tanzen geht und ihn auf die tanzfläche ziehen will, lacht er kurz auf und entzieht sich sanft ihrem griff. er beobachtet sie mit einem lächeln, das frei von zynismus ist. in seinen augenwinkeln steht für nen kurzen bruchteil einer minute unfassbare traurigkeit.
 
i feel, you'll see, the night cold and dead
but watch out, we walk proud
together now until the end
in these times we walk that line
these frozen times
winter nights 
look up to the sky, see the moonlit night
the winter night sends shivers up your spine
but it's deep inside your mind that's where you may find
inner demons and your desire
don't give up, don't give up
don't give up, don't you ever give up 
if you find you've crossed that line
then it's time, a state of mind
believe in what you see
our sacrifice, reality
in these times you walk that line
these frozen times
winter nights 

(iced earth)

13.9.19

disease

sie bemüht sich, einmal nicht die gedanken zu denken, die man normalerweise in einem club wie diesem vor sich hindenkt, 
ohne wirklich mal auf die stopptaste zu drücken. 
sie bemüht sich wirklich, den ewigen monolog zu unterbrechen, dieses ewige ach ich bin so einsam, ach ich bin so anders, 
wir sind alle völlig allein, keiner ist am anderen interessiert, nur an sich selber, und sie stellt fest, 
dass sie eigentlich ganz woanders ist und immer war. 
wenn einmal dieser monolog völlig fehlt, dann stellt sie fest, dass sie wirklich nie richtig da
 war, seelisch ganz weit fort.
und wenn es den anderen auch so geht, dann wäre das wohl der beste zustand, den es geben kann.
wenn man es sich eingesteht, gibt es kaum ein echtes gespräch zwischen menschen, 
nur zufällige monologe, die aufeinandertreffen und in denen jeder nur von sich erzählt, 
aber dem anderen nie wirklich hinter die geschlossenen lider blickt. 
wir kreisen permanent um uns selbst. vielleicht hält uns das bei verstand.
und trotzdem träumen wir immer davon, zu den anderen kontakt herzustellen und mit 
ihnen die nächte durchzureden. was würden wir in solchen nächten erfahren, von uns selber? 
wir würden wir uns in den augen des gegenübers spiegeln? was würden wir sehen? 
wie uns der andere wahrnimmt. 
freundschaft wäre demnach die bestätigung des eigenen egos. 
vielleicht kann man nur noch einzelgängern einigermassen
vertrauen. sie stehen zumindest zu ihrer art und tragen keine masken.

man sagt, der mensch wäre ein gesellschaftstier. aber nicht, weil er die gesellschaft der anderen so gern hat. 
es geht um die erfüllung von bedürfnissen, mehr nicht.
sollte eigentlich deprimierend sein, aber irgendwie ist es auch auf eine undefinierbare art 
und weise angenehm, sich diesen gedanken auszusetzen und nicht dabei draufzugehen.

sollte es noch etwas geben ausser dieser nackten wahrheit, dann muss es übernatürlich sein. 
menschlich ist es sicher nicht. es gibt noch etwas. nur möchte sie gerade nicht darüber 
nachdenken. einmal nicht leiden, ok? 
einmal nicht diese art von flügel spüren, die sich mächtig und strahlend entfalten. 
einmal nur ein ganz ganz niedriges menschentier sein. 
mein herz ist fragil, siehst du das nicht? 

ich hab mal einen mann kennengelernt, in einem club ähnlich wie diesem. 
er hatte dieses shirt an, auf dem in blut das wort disease geschrieben war. 
ich dachte eigentlich, es wäre sein eigenes blut, 
doch wie er mir lachend erzählte, war es das blut eines anderen, mit dem er es geschrieben hatte.

4.9.19

warum sind wir wie wir sind

archangel bar - gedanken zur lage
(alter forentext)

 ich denk mir, dass es trotz allem, was man hier an negativem (menschlichem???) erlebt hat, für uns ganz gut aussieht. ausserdem stellt sich die frage, ob das negative bzw. menschliche wirklich so negativ war oder nicht eher wieder mal eine möglichkeit, was für sich zu lernen. wir sind nicht perfekt. wir müssen nicht perfekt sein, wir haben alle das gute recht, rumzuspinnen, aggressiv zu sein oder auch mal völlig unverständlich. wir haben das recht, weil wir alle mal auf die welt gekommen sind. kling komisch, weiss ich. aber wer sowas brutales wie ne geburt erlebt, der ist von anfang an etwas verplant, würd ich mal sagen. dann waren wir kinder. zuerst kleinkinder, denen oft mal was passiert ist, vielleicht unfälle, vielleicht die ersten verletzungen, auch mal totale missverständnisse mit den eltern - wo wir ununterbrochen nur brüllen mussten, damit uns überhaupt wer wahnimmt und versteht, dass wir gerade was schlimmes durchmachen. dann sind wir grössser geworden und quasi in die gesellschaft eingegliedert, wir mussten in kindergärten gehen und lernen, mit kindern klarzukommen, die eventuell mal etwas brutal oder gemein waren, wir haben gelernt, zu kämpfen. wir mussten damals schon kämpfen, daran erinnern wir uns kaum, aber versucht es mal. mir fallen viele "kleine" gemeinheiten ein und extrem eklige sachen, die andere kinder getan haben und die damals mein ganzes weltbild, das ich gerade aufgebaut habe, verdunkelt haben. ich erspar euch die details. sie sind wirklich manchmal gruselig.:-)


ok, grundschule. irgendwie nett. kämpfen, aber nett. meistens nette lehrer, oder? kinderfreundliche lehrer, idealisten meistens. für mich war das der ort, wo ich mich wirklich wohl gefühlt habe, weil ich glück hatte. dort hab ich menschlichkeit kennengelernt und selbst so oft dinge getan, die menschlich waren - weil ich es dort gelernt habe. lehrer, die krank waren, besuchen gehen und von meinem taschengeld für sie süssigkeiten kaufen. die leute reden übrigens immer noch davon, meine eltern haben es mir erzählt. wie stolz sie auf mich sind.
weiter geht's zum gymnasium. da begann für mich der ultimative ernst des lebens. es war schlagartig aus mit dem, was ich eigentlich gelernt hatte. das wichtigste, was ich lernen konnte im leben und was ich ja schon geschafft hatte, wurde plötzlich weggewischt. hier lernte ich zynismus und menschenverachtung kennen. lehrer, die die bezeichnung nicht verdient haben. einige davon so extrem furchterregend, dass man nächtelang nicht schlafen konnte, den kopf voll sorgen, wegen diesem untier, das, jetzt im nachhinein betrachtet, wie ein kleiner, hässlicher wurm aussieht. und dennoch: kleine hässliche würmer hinterlassen kleine hässliche narben. und darum geht es hier. um die kleinen hässlichen narben, die wir alle im laufe unseres lebens gehortet haben und die nicht mehr weggehen, weil es eben narben sind und narben bleiben ein leben lang.


ich hab gesehen, wie sich das ganze auf unsere kommunikation hier auswirkt. ich war eine zeitlang geschockt, wie wenig wir eigentlich wirklich miteinander zu tun haben, obwohl wir ja so beteuert haben, wie sehr wir uns mögen. hier war wohl der wunsch vater des gedankens. aber ich sehe es gar nicht so negativ wie es den anschein hat. es hat nicht geklappt, das ist schade, aber so what. es wird klappen. irgendwann einmal wird es das. wenn wir besser nachdenken, über all die anderen, nicht nur über uns selbst.
warum funktioniert das alles nicht wirklich? dass wir alles zusammen teilen, dass wir eine echte bar entstehen lassen, dass wir freunde fürs leben werden? vorausschicken möchte ich erstmal, dass freundschaft wirklich wachsen muss. und das klappt virtuell so gut wie gar nicht. es ist ein anfang, mehr nicht. darum hab ich alle, die mich kennenlernen wollen, ja angehalten, mir briefe zu schreiben. das ist schon ein schritt weiter zur freundschaft. briefe sind wichtig, wisst ihr. ich seh eure schrift, ich riech die parfums der mädchen (manchmal auch der herren *g*), aus den umschlägen purzeln fotos, manchmal auch winzige, liebevoll ausgesuchte geschenke. (imuhar!!! danke dir nochmal für alles, was du für mich gesammelt hast. ich weiss es wirklich zu schätzen und ich möchte, dass es weitergeht auf dem weg zur lebenslangen freundschaft. es ist ein weiter weg, aber es klappt). ich kann nur eins sagen: ich möchte briefe von allen archangel-besuchern. warum? ich mag sie. so einfach ist das. ich mag sie so gern, dass ich sie gern um mich habe. vielleicht schaffen wir das mal. und ich möchte diesen bann der einsamkeit durchbrechen, und ich arbeite daran, ich denke nach, über uns alle.
ich hab dazugelernt. ich bin kein egoist mehr. das hat dieses "forum" erreicht, und nach all diesen oft furchtbaren* zwischenfällen kann ich nur sagen: es hat sich trotzdem gelohnt. ich kann menschen wieder an mich ranlassen. trotz narben, die mir ja für immer bleiben.
aber schluss damit, ich denke jetzt über uns alle nach, nicht nur über mich.:-) FH war so frustriert am ende. er dachte, er hätte schuld daran, dass die bar so geworden ist, wie sie ist. ein ort, wo auch mal wild diskutiert (gestritten) wird. ein ort, der nicht immer angenehm ist. aber fh irrt sich so extrem. es wär sowieso so gekommen.

wie gesagt, wir sind alle vernarbt, und irgendwann wär das alles rausgekommen und dass es rauskommt, ist doch gut. wir sind, wie wir sind und nicht wie das, was wir gerne wären.


*musste gerade lachen - es klingt so, als hätte kaum einer dieses forum lebend verlassen. so ne art psychopathenforum, in dem jeder auf jeden losgeht. manchmal war es aber wirklich so :)

Akira Yamaoka - True (Silent Hill 2) [HD]