30.10.22


gespräch mit etwas unsichtbarem. umgebung: vor dem hauptgebäude. rasen, blühender apfelbaum. wind rauscht in den blättern. blüten fallen. wohlgefühl. leichte kopfschmerzen. körperfunktionen ok.


manchmal bin ich verwirrt, weisst du. ich weiss oft nicht mehr, wer ich wirklich hin. ich hab gedanken, die fremd sind, nicht gerade böse gedanken, aber..

aber?

sie lassen mich vergessen, dass da mehr war als das hier. ich vergesse meine kindheit, meine eigene geschichte. dass ich vorher mal gelebt habe.

findest du das schlecht?

es ist schlecht. niemand kann behaupten, dass es für ein lebenwesen gut wäre, wenn man es von seiner eignenen vergangenheit abschneidet.

aber wenn die zukunft so viel besser wäre? ich meine, stell dir vor, dass du gerade wächst. früher war vielleicht nicht alles so perfekt, oder?

wer sagt denn, dass ich perfekt sein will? niemand ist perfekt, weisst du. niemand soll perfekt sein. perfektion ist der tod.

ja, genial. du bist doch tot. 

es gibt einige arten, tot zu sein. das was ich gemeint habe, wäre eine art erstarrung.

das denken aber auch nur völlige laien. leute, die keine ahnung haben. "perfektion ist erstarrung. perfektion ist das nazi-gedankengut schlechthin. was könnt ihr eigentlich an perfektion nicht ertragen? ich meine, worum geht es euch wirklich? ihr sagt dinge wie tot sein, erstarrt sein, angst davor haben. aber ihr könnt gar nicht wissen, wie es sich anfühlt. ihr hasst es, ohne es zu kennen." 

du versuchst mich über ne grenze zu treiben.

falsch. das machst du ganz allein. es interessiert dich. sonst hättest du nie darüber nachgedacht. und darum wollten wir dich.

klar interessiert es mich. ich dachte auch früher oft darüber nach.

und du sehnst dich danach.

nein.

du lügst......

 


was ist schon perfekt? ihr? ihr seid es nicht.

kindische provokationen bringen uns nicht weiter. du bist alt genug. versuch mal wie ein erwachsener zu denken. versuch einfach mal, über deine selbstauferlegten grenzen zu springen. 

es gibt gründe, warum sich jemand grenzen auferlegt. gute gründe.

ja. faulheit. du bist zu faul, um weiterzudenken. einfach nur zu faul, um zu wachsen. träge. das bist du. und trägheit wird nicht geduldet. 

es ist nicht faulheit...ganz bestimmt nicht. es kann nicht faulheit sein. 

und wie es faulheit ist, zusammen mit den resten deiner erziehungsprogrammierung. das alles werden wir entfernen.

aber was bringt es euch? ich meine, warum das ganze? was habt ihr davon?

gesellschaft.

was?

wir nehmen dich dann erst wahr, als kreatur, die ernst zu nehmen ist, oder beinah.

ihr züchtet euch wesen, die euch gesellschaft leisten? wie haustiere? wesen, die springen, wenn ihr pfeift? das ist es doch!

ich bin kein sklave. ich mach was ich will.

das machst du. ohne versklavt zu sein. du machst es doch immer schon. das alles wolltest du selbst. 

die schmerzen, das alles, soll ich mal gewollt haben?

du wolltest es. und du willst es. es ist in deinen genen verankert.

schon wieder die scheiss-gene. 

ja, schon wieder die scheiss-gene. du bist, was du bist. ganz einfach. du hast dir immer was eingeredet. wolltest anders sein, mehr wie die breitere masse, der mainstream. du wolltest immer so sein wie sie. warum denn das alles? warum so sein wie sie? die dich sowieso nicht als ihresgleichen erkennen, die dich verabscheuen, die dich nie akzeptieren würden. die dich als monster sehen. was bringt dir das ein ausser selbstverarschung und mit deinen worten zu sprechen - sklaverei?

niemand soll sich über die breite masse stellen. niemand soll sich wie ein verdammter nazi-bastard benehmen, es steht niemandem zu. niemand ist so gross. es geht um demut, verstehst du das nicht? man muss sich zurücknehmen und demut zeigen. 

wer hat dir das nur eingepflanzt?

wenn du dir die geschichte der menschheit ansiehst, dann weisst du es. 

du willst also unbedingt eine mainstreamkreatur spielen. solang du lebst. du bist erbärmlich.

solche gespräche sind gefährlich. ich wusste, dass ich mich nicht darauf einlassen soll.

also kommt feigheit auch noch dazu. feige und faul. manchmal frage ich mich, was wir von dir jemals wollten.

....


warum willst du eigentlich demütig sein? was genau bringt es dir? du weisst es nicht, stimmt's?

.....

glaubst du, dass wir deine feinde sind?

ja. todfeinde.

und so einfach soll das alles sein? schwarz-weiss-malerei. gut und böse, das trennst du fein säuberlich, damit dein einfaches weltbild nicht ins wanken kommt.

sonst verliere ich meinen verstand.

den würdest du verlieren, wenn wir dich wieder raus zu ihnen schicken. du würdest deinen verstand verlieren, wenn du den mainstream-menschen weiter spielen würdest. du siehst es noch nicht. du verstellst dich nicht, das rechnen wir dir an. du verstellst dich nie und auch das beweist, dass du anders bist als sie. nur ist dein weltbild grundfalsch.

warum fühle ich gerade jetzt, dass ich wie ein kind am meer stehe? ich fühle das meer hier in diesen gefängnismauern.

das hier ist das meer.

es ist ein gefängnis.

es gibt kein gefängnis, wo wir sind. du allein bist das gefängnis.

glaubst du wirklich, dass ich so verdammt daneben bin?

du bist einfach grotesk daneben.

 


warum ist es hier schöner als draussen? manchmal fühle ich es. ein geschütztes biotop. kontrolliertes wachstum. ein entsetzlicher gedanke, oder? kontrolliertes wachstum. wilde wucherungen ....... ist doch natürlich, oder? natur wuchert, das ist doch schön.

es gibt kein wildes wachstum. auch nicht in der natur.

lass mich raten, shine. du möchtest wieder mal ein baum sein. wenn du wüsstest, was ein baum in wirklichkeit ist.:-)


noch eine letzte frage für diesmal: was glaubst du, warum du so einsam bist?

mitten unter menschen, wie du immer sagtest, findest du die absolute einsamkeit.

das soll normal sein?

.....


das archaische ding meint wohl, es wäre auch von gott gegeben, dass es so einsam ist. wahrscheinlich, um seine demut zu unterstützen.

es meint, es müsste so sein. und es kommt nicht mal auf die idee,  zu hinterfragen, ob es gut für es ist. es lässt es einfach geschehen.

wie ein schaf. alles geschieht mit ihm, es greift nie ein. das muss sich ändern.

es ist ja noch jung.

ja und robust. robust genug, um das was mit ihm geschieht, zu überstehen. aber eins ist sicher: es liebt das märtyrertum.

*gehen lachend über den rasen zu den weissen liegen, um sich dort einem frühlingshaften sonnenbad hinzugeben und ihre nanoorganoaminovitamino-drinks zu inhalieren*


27.10.22

 

 

mitten unter menschen findest du die absolute einsamkeit


 

25.10.22

22.10.22