28.5.11

color rain



heute braucht es farben. sonst wäre der kalte regen, der seit gestern nachmittag fällt, nicht mehr zu ertragen. farben sind heute das allerwichtigste. und wasserdichte schuhe, damit man in die wasserpfützen springen kann. heute schon ausprobiert? ich ja. und es hebt wirklich die stimmung!

27.5.11

ich bin manchmal verwaschen wie eine schwarzweissphotographie eines geisterhaften schattenartigen gebildes
man kann nicht mal genau sagen, ob ich lache oder schreie
und schon gar nicht wie alt ich bin
verkrümmt von gestalt, verwachsen und in einer dauerbewegung gefangen könnte ich sowohl ein kind als auch ein greis sein
genau so definiere ich mich
als nicht-wesen
ich kann mir nicht vorstellen, feste umrisse zu haben
es muss so weh tun.


25.5.11

an irgendeinem abend in einem haus mit dunkelvioletten fensterläden mit silberkreuzen drauf

nur ein stinknormaler abend. das haus ist vielleicht nicht wirklich stinknormal und die leute ebenfalls nicht. zumindest nicht, wenn man von ihren haarfarben und den frisuren, dem makeup, den klamotten und den gesprächen ausgeht...

sie hatte diese wirklich riesengrosse staubige flasche amaretto in der hand, grinste verpeilt und meinte "das ist das heroischste, was ich jemals gesehen hab". ich wusste jetzt wirklich nicht, wie sie es meinte. sie sah jedenfalls unheimlich zufrieden aus, als sie in der tür stand und das etikett wohlwollend studierte. als sie näherkam, sah ich erst, wie staubig die flasche wirklich war. weniger wohlmeinende zeitgenossen würden eklig dazu sagen. und staub war irgendwie der falsche ausdruck. staub war niedlich gegen das, was auf der flasche klebte. wenn das zeugs auf dem boden liegen würde, wär's ein flauschiger scheiss-teppich.

was ist wirklich da drinnen? sicher amaretto? sieht nämlich nach gift aus.

ja, das hättste wohl gerne, was? die flasche gift aus'm keller und mich als borgia-verschnitt, so typisch schwarz halt, ne bottle gift als aperitiv und als hauptgang das ewige leben, ne vergiss es, es ist...


"erst langsam, dann immer bestimmter wuchs in ihnen der plan, uns zu zerstören." erklärte eine stimme freundlich aus dem nebenzimmer. wir hatten anscheinend ne industrial cd erwischt.kann passieren, wenn man bei dichter kompakter dunkelheit ne cd aus nem stapel zieht. war irgendwie wenig licht im nebenzimmer. irgendwie gar keins.

es war gerade so eine nacht für alte songs, also musste ich gleich nachschauen gehen, ob wir was angemessenes hier hatten. der herbstwind orgelte ums haus, die kerzen flackerten im luftzug (yeah, die fenster waren nicht wirklich dazu geeignet, den wind abzuwehren, aber das machte uns meistens nix) und alles war genauso wie es sein musste.


https://www.youtube.com/watch?v=iNgh8fSVBnA

^^°!°^^

irgendwie hab ich extrem den eindruck, als wäre dieses kleine alte haus mit den dunkelvioletten fensterläden gerade das einzige, was mich am leben erhalten kann, das einzige wofür es sich lohnt..ach was, ich red mist.

17.5.11

am liebsten würde ich flora heissen und irgendwo wohnen, wo die tage und nächte warm sind und wo man zusammen draussen sitzt auf der strasse mit den freunden und etwas trinkt bis tief in die nacht hinein, wo wir klamotten tragen, die scheisse sind und ohne label aber die an uns so wunderschön aussehen weil wir selber wunderschön sind
und unsere augen strahlen
der himmel weiss, warum es hierzulande so viele gebrochene kreaturen gibt, ohne licht in den augen mit hässlichen körpern und seelen, menschen die labels dringend brauchen und botox und alles, was für hässliche menschen geschaffen wurde, um zu übertünchen dass gerade sie niemals engel waren und schon gar nie sein werden ich aber träume von den abenden mit meinen freunden, ich bin weit weg
und frage mich, ob jemand auch von mir träumt

16.5.11

meine lieblings-mikrowellenpizza




in voller schönheit und erhabenheit.

FUCK YEA EASTER2011

 

mein kleiner oster-horror. erstens hatte ich keinen urlaub, da die lieben kollegen beim eintragen in die urlaubsliste wieder mal viel schneller waren als ich. und als ich glaubte, es ginge nicht mehr fieser, kam auch noch wasser aus dem ominösen loch im badezimmerboden, viel wasser. viel braunes wasser. die verstopfung war nicht allzu schlimm und konnte in kurzer zeit behoben werden, aber trotzdem hatte ich wieder mal die nase so voll und wollte nichts lieber als auswandern, in ein land ohne urlaubslisten und verstopfte rohrleitungen in sonderbaren alten häusern.
 
 

14.5.11

das gift der uralten sterne


ich sitze in einem wunderschönen schrein und sammle gegenstände, die ich mit weissen handschuhen anfasse, zu kostbar sind sie, zu gefährlich wäre es, sie mit blossen händen zu berühren, für sie, für mich. ihr gift ist köstlich, bezaubernd, ihre scharfen kanten und zersplitterten oberflächen reissen schnitte in die oberfläche meiner handschuhe, doch sie ritzen meine haut nicht. noch nicht. ich berühre sie vorsichtig, taste mich an sie heran. wie gern würde ich sie mit blossen händen berühren. wie gern würde ich erfahren, wie es ist, an diesem gift, das das köstlichste auf erden ist, zu sterben. ich weiss, dass man solches gift nur in entlegenen gebieten der welt finden kann, eventuell noch im tropischen regenwald. woher das gift wirklich stammt, wissen einige, doch sie werden nichts darüber sagen. ich denke an eine glitzernde galaxie, an sterne, die ihr licht ins all versprühen wie regen.

geblendet taumle ich zum fenster, reisse es auf, atme die nachtluft ein. der himmel, denke ich noch, der himmel hat heute eine seltsame farbe. wie kann dieses dunkle violett entstehen? das violett einer orchidee. die schläfer, die den odem einatmen, sprechen im schlaf. wenn ihr ihnen zuhört, werdet ihr dinge erfahren, die ihr immer wissen wolltet. doch das gemurmel der schläfer verhallt still im dunklen abgrund der nacht, wird wieder eingeatmet, wie ein sich immer wiederholendes gedicht, das jeder kennt, aber niemand aussprechen kann. worte, die uns im traum streifen, die beim erwachen vergessen sind. das süsseste gift, und so unendlich schmerzhaft. lasst uns die träumer belauschen. lasst uns in ihre träume steigen, angeseilt, mit grubenlampen und einem kompass, der in richtung mond zeigt. sammeln wir wieder die träume ein, die sie ausatmen. ich fühle mich wie ein toter heute nacht, der himmel ist dunkelviolett und giftig, und in meiner totensprache flüstere ich heute nacht in die seelen der träumer. ein spitzenvorhang weht im wind aus einem fenster, ich betrachte ihn und beginne, zu weinen.


10.5.11

gothic gardening

everything's dead





but the colors are really really nice :)

ja, ich wollte eigentlich nur diese hauswurz entsorgen und fasste sie oben an, um sie aus dem topf zu ziehen. dann kam die hälfte runter und darunter war etwas, das photographier mich rief. da daneben ein marienkäfer anscheinend gerade sehr tief schlief..ehrlich das tierchen war nicht aufzuwecken..musste ich daran denken, dass sich gerade ein kleines stilleben des todes auf meinem balkon präsentierte, und solche dinge müssen rein prinzipiell photographiert werden.

9.5.11




meine neue sucht..man gönnt sich ja sonst nichts mehr. ok flachwitz, jeder weiss, dass es ostereierfarben sind, aber wer hier nicht an tabs denkt, dem kann moi auch nicht mehr helfen.



der kleine süsse rosmarinstock, den ich mom zu ostern geschenkt hab. rosmarin ist fast zu schön für's aufgegessen werden. fast. hier hat's übrigens geregnet. ich hab nicht so brutal gegossen..obwohl ich dazu neige. wenn wieder mal wasser in rauen mengen von meinem balkon schwappt, dann war es hundertprozentig mein übertriebener bewässerungstrieb. klingt irgendwie sonderbar. als hätte ich es nicht auf's klo geschafft.

7.5.11

wenn du unbedingt normal sein willst, dann geh ein paar schritte weiter weg von mir, baby

wisst ihr, was wirklich genial ist? wenn man, obwohl man noch so viel arbeit zu erledigen hätte, am abend einfach schluss macht, sich ein bier holt und einen stapel alter cds, die fetten kopfhörer aufsetzt und stundenlang mukke hört, ohne an morgen zu denken. weder das büro noch der alltag spielen dann eine rolle mehr, man ist endlich wieder man selbst und irgendwie ist das der schönste urlaub, den man sich jemals leisten kann. so 'ne reise zu sich selbst. ich verbinde ja mit jedem song eine kopfreise. manchmal sehe ich richtige bilder. klingt jetzt irgendwie seltsam, aber es ist wirklich so. es gibt songs, die mir new orleans vor augen führen. ein new orleans mit engen gassen, strangen shops, alternativen seltsamwesen auf der strasse, clubs und magie, und wenn man den tag damit beschliesst, in einer kopfreise mit dem tod auf dem friedhof zu tanzen, und wenn man dann sein lachen wiederfindet, das man irgendwo auf dem weg zwischen büro und supermarkt verloren hat, dann soll man das unbedingt ein, zwei mal pro woche machen, egal, ob es jetzt normal wirkt oder nicht. keine sorge, hier ist nichts normal. in diesem blog nicht und in meinem leben ebenfalls nicht.

manchmal ertappe ich mich zwar dabei, sogenannte normalo-klamotten zu kaufen, die ich ab und zu recht gern im büro sowie auf urlaub trage, beispielsweise in cornwall, wo ich nicht wirklich wie in london rumlaufen möchte und zwar nicht, weil ich sonst stress bekäme..der wär mir scheissegal..sondern weil ich mich so wohler fühle. aber im grossen und ganzen bin ich immer noch rabenschwarz. auch solche dinge bekommt man extrem gut mit, wenn man sich eine auszeit wie oben beschrieben gönnt. mag man die alten sachen noch? die alte mukke, das alte lebensgefühl? im grunde erspart man sich dadurch einiges an meditation. musik holt alles aus dir raus, was da drin ist, ob du nun willst oder nicht. vielleicht erspart man sich sonst noch einiges, wie beispielsweise seelische erkrankungen, die oft daher rühren, dass man die innere mitte, das seelische gleichgewicht oder wie man es auch immer nennen will, verloren hat. oder weil man vor lauter stress und hektik nicht mehr weiss, wer man ist. ich denke, man sollte einfach bewusst ab und zu die arbeit verweigern...obwohl ja noch so viel zu tun wäre..omfg...und sich einfach nur ne schöne zeit machen. so absolut asozial nur auf sich selber schauen.

manche kommen dann drauf..so wie ich..dass sie noch immer seltsamwesen sind. und sich noch immer nicht an die lieben normalo-mitbürger angepasst haben. was ein grund zur freude sein sollte, und für ein paar zusätzliche stunden der arbeitsverweigerung bzw. der beschäftigung mit der eigenen seltsamen und auf positive weise asozialen anarchoseele.

5.5.11




mom's werk. ein meisterwerk, muss man schon sagen. es soll ja menschen geben, die sich den pudding einfach fertig im supermarkt kaufen, aber nicht mit uns. wir kochen den pudding noch selbst und dann kommt meistens auch noch etwas fruchtiges dazu, wie hier die waldbeeren. am besten selbst gefunden. pudding ist für mich das beste dessert aller zeiten.


meine alte super-buntnessel, die leider inzwischen auch nicht mehr lebt. die nesseln waren so hoch, dass ich nicht mehr beim fenster hinaussehen konnte. sah einigermassen wahnsinnig aus, aber auch schön. wie in einem fantasy-film.

2.5.11

der erste einsatz des hobby-djs vom lande

es war ein fehler, ihnen gleich am anfang die sisters of mercy vorzuspielen und zu erwarten, dass sie das ganze unbeschadet überstehen würden. einige wankten noch über die tanzfläche durch den wabernden nebel, die weingläser matt in der einen hand, die andere oft krampfig gegen himmel bzw. zur discokugel reckend. sie hatten ihre augen geschlossen, als wäre ihnen totenübel. „es liegt an den bässen“, dachte er besorgt, „die hauen voll in den magen“, und er beschloss, das lied zwar fertigzuspielen, aber sie weiter zu beobachten. man konnte ja nie wissen. vielleicht kippte noch einer um mitsamt seinem weinglas und dann wär wahrscheinlich der notarzt hier. er liess seine blicke schweifen, über die beunruhigend volle tanzfläche mit den ziellos wandelnden gestalten hin zur wand, wo die boxen standen. an einer box klebte einer von ihnen und wand sich wohl unter grauenvollen schmerzen, weiss wie die wand, mit aufgerissenen augen und starrem blick. er hatte noch nie gesehen, dass sich ein mensch auf diese weise bewegen konnte.

„krämpfe“, dachte er, „das arme ding, es hat krämpfe und niemand beachtet es, wahrscheinlich weil alle anderen ebenfalls an übelsten schmerzen leiden.“ „schmerzen machen egoistisch“, zuckte ihm durchs gehirn, „aber ich bin ja auch noch da, ich könnte eingreifen und das dingelchen zum ausgang führen.“ er konnte dem dingelchen kein geschlecht zuordnen, darum dingelchen. mit einem mal konsterniert blickte er es an. „was ist das nun eigentlich“, dachte er. weiss gott, es war undefinierbar, aber das war momentan das letzte, was zählte. er wollte hinüberstürzen, doch eine seltsame bewegung auf der tanzfläche liess ihn am fleck erstarren. zwei von ihnen waren anscheinend zusammengestossen, nun hielten sie sich aneinander fest und sanken wie sterbend zu boden. dort regten sie sich kaum noch. wie ein bündel stoff, dachte er mitleidig. daneben begann einer, seltsame bewegungsfolgen auszuführen! beinahe wie ein roboter führte er die arme erst in richtung boden, schien dort etwas aufzunehmen und es dann über seine schulter zu werfen. beinahe sah es so aus, als würde er mit einer schaufel erde aufnehmen und über seine schulter werfen. nur, welche erde denn? drogen. lsd. was sonst. er dachte, er wäre ein bauer auf dem feld und würde den boden umgraben. nun würde er sicher imaginäre pflanzen setzen. lsd ist ein wahres teufelszeug. verdrängte gefühle oder sehnsüchte sollen aufsteigen, hatte er gehört, und dieser mann (?) hatte anscheinend den inständigen wunsch, ein bauer zu sein und auf dem feld zu schaufeln. armer kerl. schaufelte in der disco erde. schlimmer konnte es mit jemandem nicht mehr kommen.

ein laternchen nahte heran. ein falbes, kleines gesichtchen dahinter, von unten beleuchtet, ein spöttisch lächelndes mündchen, augen, die etwas sonderbar funkelten. „sie ist ausgesprochen hübsch“, dachte er, „und über eine grablaterne kann man ja noch hinwegsehen“, also sah er darüber hinweg, auf die kette aus menschenknochen, die über ihrem ansehnlichen dekolletee prangte. wie tief kann man noch sinken, seufzte sein letzter gedanke, als er sah, wie sie sich in dem hals des schaufelnden mannes verbiss.

die lehmspur von ihren stiefeln nahm er nur am rande wahr. vielleicht war sie ja auf demselben feld gewesen wie er.

er riss die platte vom teller, blickte sich mitleidig um. es war zuviel für sie gewesen. er hatte ja auch probleme mit dieser platte, die er am flohmarkt diesem seltsamen, armen menschen abgekauft hatte, der wie unter grauenvollen schmerzen leidend in der prallen mittagssonne hinter seinem stand gesessen war, völlig kraftlos und siech und...gott, was hatte er mitleid mit ihm gehabt. deswegen hatte er die platte ja gekauft, aus purem mitleid, obwohl er die band nicht kannte, die arme, bleiche...gott, war der bleich gewesen...person soll sich auch mal freuen. der arme junge mann. er hatte ihm noch einen anhänger abgekauft, einen silbernen talisman, wohl ein kraft-amulett (das der junge mensch wohl dringender nötig gehabt hätte als er), das baumelte jetzt an seinem hals. er hatte es ohne zu überlegen umgehängt und war schon den ganzen abend auf sonderbare weise gegrüsst worden. wie war das noch gleich gegangen?

er versuchte es selbst, hob die hand und streckte den zeigefinger und den kleinen finger vor.


„ave satan“, kreischte das dingelchen, das noch immer an der box klebte. und zig hände hoben sich, um ihn zu grüssen, den meister der dunkelheit.

und so kam es, dass er der schlimmste von ihnen wurde, mitleid kann ganz schön runterziehen.