8.10.14

come home tonight


calexico im auto, was doch ne einigermassen neue erfahrung ist. normalerweise hört er drüben calexico. drüben in bar numero uno. es regnet. klar. immer, wenn er calexico hört, regnet es. nichts neues. house of valparaiso. die anspannung der letzten wochen fällt von ihm ab, er lehnt sich zurück und raucht sich eine an. nach der fahrt wird er müde sein. so müde wie nach drei marathons. eine fahrt über den highway, wo er sich seinen dämonen aussetzen wird. er wird gewinnen. er wird aufs gas steigen, nicht mehr runtergehen, das gaspedal voll durchtreten und
yeah, manchmal drückt es ihm tränen raus
ohne selbstmitleid
irgendwie waren es immer tränen der rührung, obwohl man es ihm nie zutrauen würde. rührung, weil er sie wieder spürt. menschen ringsumher, hinter den neonsigns, hinter den smogwolken, hinter den barrieren aus gift und abfall. manchmal leuchten sie. noch immer tun sie das. wie sterne und er glaubt an sternenlicht, es ist alles, woran er glaubt. vielleicht liebt er sie. vielleicht liebt er sie zu sehr. wahrscheinlich.

er seufzt tief auf und drückt die zigarette aus. ein anstrengendes völkchen, aber sie sind es wert. sie waren es immer wert.


auf einmal sind sie wieder da, die gedanken an steve und ghost. stevie, der betrunken fährt und ghost, der daneben in seinem sitz liegt und schläft. ghost mit den getrockneten rosenblättern in den taschen seines weiten mantels, in dem er wie eine vogelscheuche aussieht. sein alter kumpel ghost, der damals die decke seines zimmers blau angemalt hat. warum? er lächelt kurz. weil sein alter kumpel nicht ohne den himmel auskommt, nicht mal für eine minute seines lebens. weil es ihn beruhigt, den himmel zu sehen. wie ein kind, das vorm einschlafen etwas vertrautes sehen muss, weil sonst die bösen träume wieder kommen, von den dämonen, die ihn hetzen. sein kumpel könnte diesbezüglich sein zwilling sein. wenn der himmel näher rückt, kommt alles wieder in ordnung, und er rückt unaufhaltsam näher. obwohl es manchmal nicht den anschein hat, aber es ist so. einige zeichen stehen wieder auf den wänden.

die kinder der apokalypse, die lost souls ... wie lächerlich das eigentlich ist, sie als verloren zu bezeichnen, die einzigen, die was begriffen haben...die in ihren schlupfwinkeln in allen ecken der dunklen stadt auf die ankunft des königs warten, noch immer. obwohl einige von ihnen aufgegeben haben. haben den himmel nicht mehr gesehen, haben zu tief in den dunklen spiegel des abgrunds gesehen, und sind so verloren gegangen.


trotzdem...ghost und steve...wahrscheinlich für immer vereint...am ende des weges, der story, irgendwo mit dem rücken an nen grabstein gelehnt, mit ner flasche rotwein und den sternen über ihnen. im freien, wo sie auch schlafen werden. nach einigen joints, die sie immer alberner werden lassen, bis sie wild lachend wohl den letzten toten aus seinem grab verscheucht haben. störung der totenruhe, wenn sich das leben wieder mal vordrängt. dumme kinder. und was schlimm ist, sie bleiben so für immer. vielleicht gar nicht so schlimm...manche leute haben was ewiges an sich. weisste, sagte ghost mal zu steve, als er wieder mal besonders erleuchtet war, eigentlich sind wir wie figuren in nem roman. in nem grossen roman. und wir sind unsterblich.


er ist eingermassen verwirrt. für nen kurzen augenblick war etwas in der luft, weisse blüten, jasmin und magnolien, wie in einer warmen sommernacht im tiefen süden und er taucht weiter ein in die tiefe, warme nacht, die hinter dem eisregen liegt, taucht weit hinunter, wo all seine träume sind, die lebendig sind und warm und tröstlich.
hinter dem eisregen


† come home tonight †