28.6.15
blutrotes scheinwerferlicht
manchmal braucht es ein robusteres gefährt, um hier auf dieser strasse überhaupt fahren zu können. ein monster von automobil spuckt blutrotes scheinwerferlicht über strasse und umgebung, verwandelt bäume und strauchwerk in blutgetränkte schemen und schatten, lässt geister aus der deckung springen und zurück ins jenseits flüchten. blutrotes licht, den rest erledigt einer dieser songs, die man nur in nächten wie dieser spielt, wenn alles wirklich verrückt spielt, die ganze welt, der kosmos, und was es sonst noch so geben mag
https://www.youtube.com/watch?v=GMsKD2OS6M8
man spielt diesen song überaus laut, man hat die monsterboxen, die man sich am liebsten rechts und links an den kopf binden würde, damit man nur mukke ist und sonst nichts mehr und genau dieser zustand ist es, der einen dann hierher führt, mitten ins scheiss niemandsland mit bizarrem buschwerk am rande der sogenannten strasse
und eigentlich wollte man nicht hierher - ein grässliches gelächter ertönt aus einem kleinen gebüsch scharf rechts, das mit einer kurzen aber prägnanten salve aus meiner uzi beendet wird .. niemand lacht auf dieser verfluchten strasse, her wird gefahren und sonst nichts.
ich schiebe noch einen song nach und grinse verbissen durch die von staub und anderen substanzen, die ich nicht mal kennen möchte, fast bis zur völligen undurchlässigkeit verkrustete scheibe
https://www.youtube.com/watch?v=-w9tioPYdog
fenster runterkurbeln und die umgebung an der schönheit des songs teilhaben lassen, das ist die devise. wie gut, dass ich gerade durch dieses sonderbare kleine kaff fahre, das anscheinend in tiefem schlummer liegt. es sei denn, hier gibt es kein leben mehr oder nur untotes leben. ein haus, dessen umrisse sich im bleichen mondlicht abzeichnen, ein haus mit einem unglaublich spitzen giebel, dem spitzesten giebel, den ich jemals gesehen habe, sieht doch einigermassen interessant aus, ausserdem haben sie kerzenlicht im erdgeschoss. sieht wirklich so aus, als hätte jemand eine kerze angezündet, die auf dem fensterbrett steht. sonderbar ist das schon irgendwie. wer weiss, wer oder was hier hausen mag. und ob dieser jemand irgendwo im dunklen zimmer sitzt, wartend. natürlich könnte ich im auto sitzen bleiben. natürlich.
ich beschliesse, das gegenteil davon zu machen.
wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch durch das fenster schauen, das, wie ich gerade bemerkt habe, halb offen steht. sonderbar. es ist frühherbst. mir wird schon kalt, wenn ich ohne jacke rausgehe, und da hat doch jemand das fenster in der nacht offen. wahrscheinlich lüftet er nur durch. natürlich. was denn sonst. und was für ein zufall wieder mal.
ich steige aus und zünde mir erstmal eine an. nervenberuhigung. hier ist es still wie am friedhof. so still, dass man den tabak knistern hört.