18.4.17
eternity is too long to be wrong
der junge zwinkerte ungläubig, als er das schild sah, den schriftzug in kaltem neon, an den rändern schwarz - neon bleicht zu schwarz, kam ihm in den sinn, und dahinter dürfte wieder neon sein, wieder so kalt wie zuvor, unnahbare kälte.
er fuhr rechts ran und zündete sich eine zigarette an. zu lange hatte er das nicht mehr gemacht - am highway einfach rechts ranfahren, in seinen gedanken versinken, die stadt hinter ihm langsam verblassen lassen, zu schwarz, bevor er wieder eintauchte in ihre kalten neonfarben, bevor er wieder das neon hinter dem neon suchte, dazwischen immer wieder schwarze phasen, wie allflüge auf zu neuen sonnen, die immer dann auftauchten, wenn man sie gerade nicht
erwartet und wenn sie einen absolut überfordern
so auch jetzt
er war überfordert, überreizt von den lichtern, den farben und stimmen
und er wünschte sich einen sturz oder freien fall mitten hinauf ins all
wo tausend sonnen in seine augen stürzen
eternity is too long
irgendwann verbrennen deine augen am neon der neuen sonnen
und die phasen der schwärze geniesst du wie den willkommenen schlaf nach langer arbeit
irgendwann fällst du kopfüber und bleibst einfach liegen
vielleicht neckt dich das licht wieder wer weiss doch du hoffst, dass es nicht so ist
er war todmüde und gleichzeitig vom koffein hellwach und schaden konnte es ja auch wieder nicht, sich ein wenig umzusehen, oder?
es konnte ja nie schaden.
er starrte noch einmal das schild an und begann, leise in sich hineinzulachen. wenigstens war es cool. auch wenn irgendeine schmierige kneipe auf ihn warten würde, eine dieser selten kranken discos mit verrückten bikern und predigern, die das wort gottes und den fall des menschen bis hier hinaus in die wüste trugen, mit dem üblichen schleimigen dealer und hurengesocks, war es den versuch wert, ganz einfach weil es cool war und unlogisch und unsagbar traurig.
traurig wie der leichte regen auf frischen gräbern
wenn konsequenzlose hoffnung einfach alles ist und wenn alles nicht mehr in deiner hand liegt
es ist nur irgendeine bar, dachte er, irgendwelche freaks wie du selbst, die sich hier einen spass machen, oder auf irgendeine art cool erscheinen wollen, und du machst hier einen auf letzte instanz und dahinter geht die strasse einfach weiter und es kommen neue neonsonnen in die du stürzen wirst
es ist nur ein kurzer aufenthalt, 5 minuten auf einer regennassen strasse, neben einem seltsamen flackernden schild
mit zu schwarz ausgebleichtem neon
aber, gott, wie ich mir wünschte, zum letzten mal in eine neonsonne zu stürzen
nur freaks wie du selbst. im besten fall.
also wenn die dort auch noch eine jukebox haben, die freaks mit ihrem ewigkeits-tick, dann halte ich es sogar aus, mit bikern bei lauwarmem bier auf den sonnenaufgang zu warten, owohl das schon die maximale apokalypse wäre.
er startete den wagen und verliess den highway.
hinter ihm flackerte das seltsame neonschild noch einmal auf und verlosch.
†††
mit dem letzten aufflackern von neonpink und violett starb etwas sagenhaft wichtiges
wie immer unbemerkt und still und heimlich
und nur der regen blieb
so wie es immer war
der regen als zeuge wichtigster und unwichtigster ereignisse
die tropfen liefen an dem zu schwarz verbrannten schild herab und vermischten sich mit metall und neonsonnenasche
irgendwo am highway flackerte ein neues licht auf und eine neue sonne begann zu strahlen
wunderschön wie ein traum aus wave und irrsinn
eine neue sonne in die jemand stürzen würde
weil sehnsucht immer
den fall bedeutet
tief
tief bis ins bodenlose
eternity ist too long to be wrong
höhnte das schild
das an den rändern zu schwarz verblich
ein auto, ein gesicht wie so viele zuvor,
jung, blass, beinah schon verblichen,
es war bitter doch unausweichlich
er blieb stehen....
hope is the last thing that dies
oh yeah let's meet somewhere in the outskirts
underneath a bitter moon
let's meet and bring along all your dying hopes
someone is waiting there
underneath a bitter moon
it's harvest time for ravaged souls
let's face the ultimate
waiting for you
in the desert far out
underneath a bitter moon