12.6.18

der fluch





die kreatur steht mitten auf der tanzfläche. sie ist spindeldürr und überragt alle um mindestens eine kopflänge. in diesem nebligen lichtkreis steht sie nun und beginnt sich langsam zu bewegen. als würde sie sich erst an die bewegungen ihres körpers gewöhnen. ein zittern der finger, eine hand, die sich hebt. ein schritt zur seite, dann ein zweiter auf die andere seite. der kopf hängt nach vorne, der blick bohrt sich in den boden. einige tropfen einer unbekannten flüssigkeit fallen aus ihrem mund und sickern auch aus den augen. es könnte blut sein, wenn blut schwarz wäre. es ist wie teer. zähflüssiger, klammer teer, der aus dem inneren des wesens zu kommen scheint.

es hebt den blick und fixiert die lichtquelle an der decke. verzieht den mund zu einer grimasse. die ebenfalls mühsam wirkt. schwarze flüssigkeit strömt aus ihren augen, rinnt über die wangen. seine augen sind pupillenlos und opak. schwarz. es hebt langsam die geöffnete hand zur decke, wie um das licht zu fassen. sein mund öffnet sich. ein schwarzer wurm gleitet heraus und rutscht über sein kinn, fällt zu boden. seine geöffnete hand zittert und zuckt im lichtstrahl. das ganze wesen zittert.

wie schön, flüstert ein kind am rand der tanzfläche. wie wunderschön er ist. habt ihr gesehen? seht ihr ihn nicht? oder seht ihr etwas völlig anderes? habt ihr ihn nicht gern für das, was er ist? seid ihr blind oder tot? oder habt ihr ihn vergessen? dann verfluche ich euch, sagt das kind und wendet sich zur wand. ich will euch nicht mehr sehen. sein rücken zuckt krampfhaft, als wären da diese tränen, die nie geweint wurden und nun plötzlich herauswollen.


ich verfluche euch. sagt das kind.