1.4.23

hans mit den feuerroten haaren


unten vor dem haus. samstagabend.

gerade eben war ein bräunlicher klumpen an ihm vorbeigesegelt, musste wohl von enrique kommen, dem verdammten abartigen unter dem dach. und niemand wollte über den kerl da oben reden. kerl ist gut. das ding da oben hinter dem dreckigen bullauge, das wie ein schlechter witz direkt unter dem dachfirst sass. wie ein auge, schoss hans durch den kopf. das allsehende auge von enrique, das zwar blind aussah, aber trotzdem alles noch einigermassen erkennen konnte.

er hasste enrique wie die pest. enrique und das verdammte schmierige bullauge. er hockte sicher dahinter wie eine haarlose spinne und lauerte, bis sich einer vom haus im innenhof blicken liess. und dann schmiss er mit sachen oder kauerte hinter dem grauen fenster und kommentierte jede aktion der übrigen bewohner mit gehässigen kommentaren. wie ein verdammter zombie, dachte hans, der vom aussehen her selbst einem zombie nicht unähnlich war. seine freundin sylvia, die schwester von enrique, aber sonst von der art her ein relativ normaler mensch, sah ebenfalls aus wie einem zombiefilm entsprungen und erst ihre liebe mutter, die alte kaputte type. aber das alles wussten sie natürlich nicht. das sahen nur die anderen und die anderen sahen auch nicht besser aus, was sie natürlich nicht wussten, nur die anderen, und so weiter und so fort, damit konnte man einen  psychiater zum wahnsinn bringen oder zumindest in eine schwere psychopharmaka-abhängigkeit treiben.

hans sah aus wie der typ aus "unsere teuflischen nachbarn" mit seiner buttermilchweissen haut, den sommersprossen und den  knallroten haaren. er hatte überall sommersprossen und am ganzen körper büschelweise schuppige rote haare. was seiner attraktivität auch nicht gerade zuträglich war.

sylvia war aber extrem verknallt in ihn, zumindest tat sie so, aber sie war auch noch wahnsinnig jung, 10 jahre jünger als hans. 15.

 

sylvia sprach hochdeutsch, hans einen abartigen dialekt, der so wirkte, als wäre er aus einer horrorfilmparodie entnommen worden.

und er hatte einen äusserst begrenzten wortschatz. was nichts machte, denn sylvia sprach für zwei. würde ihm auch nichts ausmachen,  wenn sie seinen part gleich mitsprechen würde, mit verstellter stimme. dann könnte er ungestört in ihren ausschnitt geifern.


heute war die mutter ausgegangen. die frau war vom küchentisch aufgestanden, hatte mit leerem blick lange vor sich hingestarrt und war dann in den regen hinausgegangen, ohne schirm und mantel. seither war sie weg und niemand machte sich gross gedanken. "wenn ihr was passiert, ruft das krankenhaus an", hatte sylvia gesagt - sie sprach aus erfahrung. ihre mutter hatte diesen kranken trieb, dorthinzugehen, wo gerade eine schiesserei stattfand. schon einmal der fall gewesen, in einem lokal in bahnhofsnähe, wo für gewöhnlich nur nutten und ihre freier hingehen.

die mutter war am tresen gesessen und hatte einen nach dem anderen gekippt - sie war alkoholiker - und dann war sie ganz langsam vom hocker gefallen, als sie eine verirrte kugel eines eifersüchtigen ehemanns genau in den rücken traf. pech gehabt! :-)


lag dann lang im wachkoma - sylvia hatte sie schon abgeschrieben und nicht mehr besucht, aber dann kriegte sie doch noch die verdammte kurve  und seither spukte sie wieder durch die wohnung und wischte hinter hans her, als wäre er etwas ansteckendes. 

klar, dass sich sylvias vater verpisst hatte.  sonnenklar. sylvia glaubte ihrer mutter sowieso kein wort. die frau wollte allen weismachen, dass ihr mann auf der autobahn ums leben gekommen  war, aber es gab leute, die ihn jahre später gesehen hatten, in berlin-mitte, geschniegelt wie ein zuhälter und mit ner wasserstoffblonden vollbusigen zusammen.  aber darüber wurde natürlich so gut wie nie geredet, nur im innenhof, wenn wieder mal alle beisammen hockten und auf denjenigen herumhackten, die gerade nicht dabei waren.

 

hans sass also neben sylvia und fragte: "los, ey?"


.....


heute versuchten sie zum ersten mal onlinebanking, was der hammer war, weil onlinebanking schon jeder seit jahren machte, nur hans und sylvia nicht. 

nachdem die site nach 40 minuten noch nicht geladen hatte und sich hans und sylvia einen dialer eingefangen hatten, der ihnen eine astronomische telefonrechnung bescheren würde, hatte hans die idee, noch die site eines bekannten anzusurfen, als krönenden abschluss sozusagen, aber es war kein guter bekannter von hans, der ihm den tip gegeben hatte, sondern eher ein erzfeind, der ihm sylvia ausspannen wollte - wovon hans aber nichts ahnte - also surfte hans der erfüllung seiner postpubertären wünsche entgegen - der mann hatte was von wirklich hartem sex gefaselt - hans surfte also hinauf auf den gipfel des internet und lud sich einen  virus herunter, der die festplatte von sylvias mutter endgültig zerstörte. was aber nicht weiter auffiel, denn die mutter hatte den computer seit jahren nicht mehr angerührt.

nachher beschlossen sie, fett essen zu gehen - hans lud zum türken ums eck ein - und beide schlangen einen lauwarmen tropfenden chickendöner in sich rein und sahen einander unsagbar dämlich grinsend beim essen zu. der sohn des ladenbesitzers sass inzwischen auf dem barhocker hinter ihnen und kommentierte die lage mit hämischen kommentaren, die alle anwesenden mit lautem gelächter quittierten.

hans starrte misstraurisch in die runde und begann, unter den achseln  wieder mal so richtig zu transpierieren. nur neidig, die pisser. was denn sonst. wollten was von seiner freundin, die ja wieder mal so richtig scharf aussah. 

 

will be continued ... wann immer mir die muse eine reinhaut.