5.9.08

österreich entdeckt die vampyrszene...leider

ein düsteres thema beherrscht seit kurzem die österreichischen medien. diesmal handelt es sich nicht um gothics oder satanisten, sondern um vampyre. österreich entdeckt gerade ein düsteres geheimnis (es soll tatsächlich vampyre da draussen geben!) und man suhlt sich in den abartigsten vorstellungen, was diese perverslinge betreiben sollen. genau weiss man es zwar nicht, aber man hat ja seine vorstellungen davon. es ist wieder mal unterste schublade, was man da zu lesen kriegt. die personen, die man interviewt hat, sind entweder ganz jung oder einfach nur nicht informiert. es wird viel über ritualmorde und satanismus gesprochen, über die bildung von satanistischen zirkeln...und die bewegung soll ganz neu sein.
omg. wenn ich das höre, ganz neu. wenn die wüssten, wie steinalt diese "bewegung" in wirklichkeit ist. ok, vielleicht nicht grad in österreich, österreich kriegt immer alles eine spur später mit, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es hierzulande tatsächlich leute gibt, die sich im ernst mit der vampyrszene auseinandersetzen und noch nie mitbekommen haben, dass es diese szene seit jahrzehnten in amerika gibt. und dass es ein lifestyle ist, keine bewegung.

und dass die gefahren wohl woanders zu suchen sind als bei den echten vampyren, sollte eingentlich auch kein thema sein. es sind immer die trittbrettfahrer, die frustrierten aussenstehenden, die irgendwann durchknallen. genau wie damals vor jahren in nyc, als dieser komische kerl, der nie zur szene gehört hat aber sich für nen vampyr gehalten hat, vor jahren mal kurz nen menschen umgelegt hat. der mann hätte überhaupt keine chance in der "szene". wahnsinnige braucht sicher niemand. das schlechte image braucht keiner.
darauf geht man in diesem artikel ja auch gar nicht ein. dass es genaue verhaltensvorschriften gibt, dass es regeln gibt, die eingehalten werden müssen. dass man niemanden verletzen darf. dass die donore freiwillig geben. dass man sich von verrückten distanziert, ja, dass man sich in der vampyrszene genau vor diesen wahnsinnigen schützen will (natürlich in der gruppe - im österreichischen medienjargon "satanistenzirkel" benannt. allein geht sowas nämlich ziemlich schwer.). wusste man nicht? schade irgendwie. weil genau das wichtig wäre. das zu wissen...infos zu haben, die klarheit bringen - aber das wollte man ja eindeutig nicht.

zum thema satanistenzirkel...haben die herrschaften, die jetzt so leicht und locker über die vampyrszene urteilen (wollen) überhaupt eine ahnung, wie schwer es ist, wenn man ganz allein ist und anders als die breite masse? nein, wohl kaum. dass man sich dann nach gleichgearteten sehnt, ist das normalste der welt und jeder hat das recht auf eine art von familie, auch vampyre. gerade die leute, die sich von anderen unterscheiden, suchen anschluss an andere, die ihnen gleichen. ist das so schwer zu verstehen? ja, wenn man es nicht verstehen will. dass in diesen "zirkeln" satan angebetet wird, ist ganz einfach falsch. ebenso wie die annahme, dass hier gesetze übertreten werden. das werden sie eben nicht. vielleicht mit ein grund, warum die vampyrszene schon so lang existiert. sie wird mit sicherheit auch weiter existieren, egal, mit wieviel dreck sie noch beworfen wird. und es ist wirklich dreck - berichte aus der untersten schublade, dümmliches babygewäsch und ganz im hintergrund unappetitliche gier und noch unappetitlicherer religiöser fanatismus.

dass sich die sektenstelle jetzt damit auseinandersetzt, ist ein guter beweis dafür. und es ist typisch österreichisch. einfach grauenerregend.

das argument, dass man an diese leute ja nicht rankommt, weil sie sich in geschlossenem kreis aufhalten (gesperrte foren z.b.) gilt meines erachtens nicht. man hätte infos einholen können, gute infos - wenn man gewollt hätte. wenn man artikel schreibt, die mitmenschen betreffen, übernimmt man 'ne gewisse verantwortung. darum ist recherche das wichtigste. das ist hier nicht gemacht worden und es ist schade. eine kurze email an jemanden, der sich auskennt, mit respektvollem ton (man legt in dieser "szene" wert auf respektvollen umgang miteinander), und dann wäre sicher jemand bereit gewesen, mit den journalisten zu sprechen, da bin ich sicher.


klar, es gibt genug wahnsinnige da draussen. und es gibt ungebildete jugendliche. die jetzt in den medien für diese bewegung stehen. und genau das stört mich so daran. dass wieder mal ein image geschaffen wird, das man so nicht stehen lassen darf.
eins ist nämlich klar: den vampyrismus gibt es schon ewig und es hat kaum verbrechen gegeben. und wenn, dann waren es taten von verrückten oder aussenstehenden. aber das will sicher niemand wissen - es wäre ja furchtbar zu erfahren, dass diese bösen vampyre eigentlich stinknormale leute sind, die ein stinknormales leben führen. und wahrscheinlich korrekter drauf sind als die meisten bürger da draussen. klar, müssen sie ja sein - wenn man von anfang das stigma des mörders und satanisten aufgedrückt bekommt, muss man eben überkorrekt sein. und das sind sie. weiss ich zufälligerweise.

also - nicht alles glauben, was in den medien steht. im allgemeinen und bei vampyren im besonderen. lieber informieren, bevor man diese leute gleich verteufelt. und nicht bei den falschen leuten informieren.

hierzulande haftet nun der vampyrszene der ruf an, ein durchgeknallter haufen satanistenkinder zu sein, eine üble freakshow, bei der es nur darum geht, menschen zu ermorden und den teufel anzubeten.

bravo, österreich. ihr seid die überchecker.