alles fühlt sich in der letzten zeit so an, als hätte ich eine neue seele bekommen, und ich war nicht sicher, ob mir das gefällt. es fühlt sich an wie der viel beschriebene sprung ins kalte wasser, nur irgendwie noch ärger. und das nur, weil du versuchst, ohne deine bevorzugte droge (in meinem fall nikotin) zu leben. irgendwann im laufe des lebens danach bemerkst du nämlich, dass dein gehirn durch die droge dermassen verändert wurde, dass du fast nicht mehr weisst, wie du als person eben so bist - ohne die droge. es ist fast so, als wärst du nur mit der droge fähig, eine person zu sein. inklusive gefühlen, kreativität, lebensfreude, eben alles, was zu einem guten leben dazugehört. doch das kann und darf nicht sein. und es ist auch nicht so. es stimmt sicher, dass drogen wie nikotin oder heroin das gehirn dermassen manipulieren, dass man ..ich denke, das kann man von beiden drogen sagen..immer mehr zum zombie mutiert. aber dass man ohne die droge durchaus noch eine fest umrissene persönlichkeit haben kann, dürfte wohl der wahrheit entsprechen..auch wenn es sich momentan nicht so anfühlt. und momentan ist 7 geschlagene monate nachdem ich aufgehört habe, zu rauchen. nach 7 monaten, so möchte man meinen, ist wieder alles gut und man kann klasse weiterleben, als wäre nix geschehen, und friede freude eierkuchen. weit gefehlt. man leidet weiter. jeden tag. ganz ganz langsam beginnt das gehirn, zu lernen. nämlich dass es leicht ist, ohne droge zu leben. dass das leben gut sein kann, ereignisreich, schön, kreativ, voll glück. dieser lernprozess dauert sicher über ein jahr, wenn nicht länger. vorher kann man sicher nicht von sich behaupten, dass man den entzug geschafft hat. so sieht es aus, ganz knallhart und der wahrheit ensprechend. wer den entzug will, der nimmt einiges auf sich und das für einen verdammt langen zeitraum.
man muss sehr gut wissen, warum man es will. sonst fängt man spätestens in dem stadium wieder an, wenn man bemerkt, dass man viel gewicht zugenommen hat, und das, obwohl man nie genascht hat. man nimmt auch so zu. auch wenn man weniger isst. ich esse gerade viel weniger als früher. manchmal bin ich so hungrig, dass ich heulen könnte. dann esse ich einen der brutalen pfefferminzkaugummis und trinke nen schwarzen kaffee. so geht das hungergefühl einigermassen weg. ich schaffe es mit müh und not, wieder ne gute figur zu bekommen und werd wohl auch nette klamotten kaufen, weil ich ne belohnung möchte. man nimmt also zu, auch wenn man nicht nascht. wusste ich früher auch nicht. dass man automatisch zunimmt, wenn man den entzug macht, ist sehr hart. man fühlt sich wie ein stück scheisse, und man ist sowieso schon so in der mangel, weil man ja so gern wieder rauchen würde. dann noch das ding mit dem gewicht. und man darf nicht rauchen. nichts darf man. was sich pervers schmerzhaft anfühlt.
manchmal aber hat man so ein anderes gefühl und andere ideen, die man so nie hatte. konnte man ja auch nicht. man denkt sich also folgendes:
stell dir mal vor, du musst nicht rauchen, weil du das bedürfnis danach nicht hast. und du musst auch keinen alk trinken und du musst auch nicht viel essen. auch nichts kaufen, weil es dir dabei besser geht. nichts musst du. du bist ohne diese dinge ein glücklicher mensch. du wirst nicht durch die befriedigung deiner triebe definiert, und nicht von deinen bedürfnissen geformt. du bist ein klarer mensch und du bist so frei, wie es nur geht. so stelle ich mir das paradies vor.
wenn es mir dreckig geht, denke ich jetzt immer öfter daran, dass es dieses leben geben könnte. und dass es auch normalos wie ich erreichen könnten, nicht nur irgendwelche gurus und extremyoga-experten (obwohl auch das wie eine art sucht-befriedigung aussieht und nicht gerade erleuchtet. was, hab ich erleuchtet gesagt? ich???? oO) ich weiss, dass es mir irgendwann besser gehen wird. nur bis dahin hab ich noch einen langen und brutalen weg vor mir.