31.5.21

lion-hearted


eine stadt. wahrscheinlich wie alle anderen, grau, unbarmherzig. schakale in den strassen, die einander an den bestienschreien ihrer seelen erkannten. ein chor bestialischer stimmen im kessel der stadt, beinah unerträglich laut im kessel der stadt, in den strassen, hinauf zu den grauen dächern, bis zur smog-grenze, zum grauen deckel, der die stadt schalldicht verschloss.


er rannte wie immer, ein feuerläufer, er musste schneller sein als die flammen, sie zischelten unter seinen schritten, eine perverse version des laufs über glühende kohlen, nur dass die glutnester diesmal ihre seelen waren. er rannte. so wie er es gewohnt war, und diesmal war er wieder schneller als die flammen, wie so oft in letzter zeit. bevor sie an ihm emporlecken konnten, verschwand er in einem dunstigen, nebligen durchgang, den sie einfach nicht erkennen konnten. die schakale zischten hinter der mauer aus ..nebel....licht...? sie suchten nach ihm, doch sie sahen ihn nicht mehr und wie schakale eben sind, liessen sie bald ab von seiner spur und vergassen, dass er jemals da gewesen war, mitten unter ihnen.

...ein kühler windhauch, der es noch nicht geschafft hatte, ihr feuer auszudämpfen. er hatte es wider willen angehaucht und zu neuer glut entfacht, er hatte...
den fehler begangen, in ihre glut zu hauchen, um zu sehen, was dann passierte
..."begegne dem feuer nur, wenn du es löschen kannst", kam ihm in den sinn.
"ansonsten meide es und warte."
er würde warten, geduldig und auch lange, wenn es sein musste.


hinter der nebligen mauer war es endlich still. er liess den blick zum horizont wandern und stand eine zeitlang stumm, wie im gebet versunken, stand und erblickte etwas unbeschreiblich schönes, das ihn zum lächeln brachte. eine hügelkette, die sanft, beinah toskanisch, unter dem weit offenen himmel lag. durch sein herz bohrte sich die lanze eines alten gottes, sehnsucht und liebe überkamen ihn, er musste die augen schliessen, zu schön war der anblick der welt, die makellos und rein vor ihm lag
doch im gegensatz zu früher weinte er nicht. und er kauerte nicht am boden und beweinte das schicksal der welt und sein eigenes, das dem der welt so ähnlich war. er öffnete seine augen und sah noch einmal genau hin, und schwor sich, dass er nicht zerbrechen würde, er nicht, niemals. er versprach sich selbst ein leben, wie er es sich erträumt hatte in den frühesten tagen seiner kindheit und die erfüllung seines traumes


so wanderte der goldäugige löwe durch die gärten, während hinter der mauer aus licht die schreie der schakale ungehört verhallten, unbemerkt von ihm und denjenigen, die waren wie er:



seid ohne furcht im
angesicht eurer feinde.
seid tapfer und aufrecht.
sprecht nur die wahrheit
auch wenn dies euren
eigenen tod bedeutet.
beschützt die wehrlosen
und tut kein unrecht.
dies ist euer eid.

KINGDOM OF HEAVEN


shine, 14.7.2005