31.7.23

das seidene grau des ertrunkenen


aus: die masken des todes


der arkadengang teilt sich, du überlegst, welchen weg du gehen wirst. etwas drängt dich nach links. du gibst dem drang nach und betrittst den eindeutig dunkleren gang. es riecht nach schalem regenwasser und durchweichtem gemäuer. der gang ist ungeschmückt und kahl. einige leere podeste stehen in staubigen nischen, graue federn liegen vereinzelt am boden, sonst findet sich nichts, was deine aufmerksamkeit wecken könnte. und dennoch fasziniert dich dieser gang, du nimmst etwas auf, das normalsterblichen verschlossen bleibt - den ruf eines uralten wesens. deshalb kehrst du auch nicht um, sondern schreitest zielstrebig weiter den gang entlang, ,der manchmal weit über der erde als arkadengalerie, manchmal unterirdisch als tunnel tief unter der erde kerzengerade an einen ort führt, der dich zu locken scheint.


ein leises flüstern dringt aus einem spalt aus der mauer. dann, beinah unhörbar, worte, die du nicht verstehst. die worte klingen unnatürlich schleppend, so als versuchte jemand, mit einer gelähmten, geschwollenen zunge zu sprechen. und doch ergibt der klang der worte sinn...


"versunken im grau,

im schattigen grün

sah ich wie im traum

die seerosen blüh'n."


ein mund drückt sich an den spalt in der mauer. du schweigst, während der singsang des toten fremdartig und traurig durch den gang hallt.

"sah ich wie im traum die seerosen blüh'n"

du trittst an ein marmorbecken, in dem prächtige seerosen in voller blüte stehen. hinabgesunken...ertrunken...der leichnam...der stern...

auf der anderen seite steht eine weissgekleidete gestalt, ein tuch bedeckt ihr haupt, sie sieht zu dir herüber und beginnt, zu erzählen...


"und niemand, der je um mich trauerte..."


in seidenem grau steigen dämpfe empor, wie bitteres gift, wie wahnsinn, so bitter, und bitter die worte.


"ich träumte vom leben, du träumtest vom tod

vereint hat uns schläfer die macht unseres traums."

"ich träume, dass ich um dich weine", sprichst du, 

"und ist es auch nur ein traum, so lass es dennoch wahr sein."


die weissgekleidete gestalt weist auf den arkadengang hinter dir. dort, im halbdunkel, stehen ein tisch und ein stuhl. auf dem tisch befinden sich ein laib ungesäuertes weissbrot, schwarze oliven und eine karaffe wasser. daneben liegt ein in schwarzes leder gebundenes buch mit metallbeschlägen aus patiniertem silber.

"das mirakel der tränen", darunter der name "azrael".

du spürst den ernsten blick des toten auf dir ruhen.

"lies und verstehe."


du setzt dich nieder und lässt deinen blick über den innenhof schweifen. plötzlich siehst du schönheit, wo früher nur schrecken war. 

der leichnam nickt und zeigt auf brot und wasser. "iss von meinem brot und stärke dich. bleib solange du willst, mein bruder im traum. du siehst - mein haus ist spartanisch und kahl, doch bist du sicher hier in diesem schrein." du nickst, und isst, und trinkst, und nimmst das buch auf deinen schoss. 

"lies vor, dann wird die wartezeit kürzer". 

du liest und er murmelt mit dir, in seinem fremdartigen singsang, der dich schläfrig macht. schläfst du gerade? träumst du vom traum? wer kann es so genau sagen?


über den himmel fliesst samtiges orchideen-violett, die brüder lächeln: der eine: der tote, der zweite: der schläfer, der dritte: der engel.


"schläfst du, bruder?

sag, schläfst du?"


29.7.23




People with dark souls have nothing but dark dreams.
People with really dark souls do nothing but dream. 

Haruki Murakami
     



28.7.23

Rivelazione e Finale ( Francis Lai )


 

in diesem haus würde ich gern leben. bis ins hohe alter, immer jung,
für immer träumend und hoffend


27.7.23




 Zia Elisa - Anima Persa ( Francis Lai )

21.7.23

zwischen schlafen und wachen


es ist nacht. die laterne auf der anderen strassenseite färbt die blätter der baüme fahlgrün und pergamenten gelb. ich denke an ein lied, das ich damals oft hörte, mir fällt der titel nicht ein, 
aber das gefühl, das ich damals hatte, steigt empor und es ist seltsam, dass so viel zeit
vergangen sein soll, denn alles ist gleich geblieben.
die sehnsucht der lilie ist in mein herz gesät lautet eine zeile des liedes, langsam taucht es 
auf in dieser stunde zwischen schlafen und wachen, die sehnsucht der lilie ist es, 
in einer dieser stunden zwischen schlafen und wachen, einer dieser tranceartigen stunden, 
hinüberzuträumen, hinüberzuschweben, zu wehen, und durch die mauer zu gleiten, 
hinaus auf die strasse, durch die bäume hindurch und das gläserne licht
zwischen wachen und träumen war es wohl, als ich meine
gedanken auf die reise sandte und ich weinte ihnen hinterher,
der traum kam wieder heute nacht, doch wer weiss, 
bin ich wach, oder schlafe ich schon? 
dieser text ... verschwommen, gleicht einem alten
stück pergament, das in einer verbotenen bibliothek am
rande der zeit aufbewahrt wird

 


dieses set stammt noch vom guten, alten polyvore. es war im prinzip auch kein richtiges set, sondern nur ein entwurf, der viel zu aufwendig war, um ihn einfach wegzuschmeissen. ich hab ihn gerade auf der festplatte gefunden und festgestellt, dass ich das ding ziemlich mag. 

ich kann mich leider nicht mehr daran erinnern, wie ich es nennen wollte. ich habe aber ein set aus diesem entwurf gemacht und auch veröffentlicht. das bild hier ist vom zwischenspeichern. 

es ist so gut wie gar nicht zu verstehen, fast wie etwas, wovon man geträumt hat und am morgen nicht mehr weiss, worum es gegangen ist. man hat nur noch das feeling und auch das verschwindet schnell. aber es passt hierher: the thing next door: house on the hill

 
wenn man irgendwo neu ist, ist es am besten, sich anzupassen, so gut wie es geht. in diesem fall wäre es eventuell ein kleines, feines mode-set gewesen, etwas, das den leuten vertrauen einflösst, ihnen zeigt, dass man kein psycho ist.

LOL

es heisst ancient flesh
und ich hab mich bemüht, so richtig trockene, bröcklige  mumien dafür zu finden.

ich bin zwar schon länger auf fashmates, aber ich hab so gut wie gar nichts gemacht, also kennt mich im prinzip dort keiner. fashmates ist schon ziemlich ok. der grund, warum ich dort so wenig mache, ist ganz einfach nur zeitmangel und sollte ich mal zeit haben, bin ich viel zu müde. 

15.7.23


du blickst von deinem buch auf, das kalte herbstlicht trifft dein gesicht und ich sehe zum ersten mal diese winzige falte zwischen deinen augen

wer auch immer daran schuld ist, ich töte ihn–



12.7.23

 


A cloud, small, serene, floated across the moon. In that moment of darkness the sea sounded deep, troubled. Then as the cloud sailed away, and the sound of the sea was a vague murmur, as though it waked out of a dark dream. All was still.

          Katherine Mansfield, At the Bay 


10.7.23

dead mermaid


 

I am still quarantining my new dolls - so this is Ariel, who is chilling after her journey.♥

She needs to have her hair done and a little cleaning, her outfit is missing, but it will be fun to dress her. Ariel is a Once Upon a Zombie doll & very hard to find in Europe. I found another one though, Snow White, also without outfit, but i really don't care.


Yesterday i bought a little goth hoody on Etsy, black with "Angel" printed on the front (in a sweet goth font) - perhaps she will wear it, or Snow, Merrycat or one of my Barbs or Flavas, we shall see. Ari will have some cute outfits, she is so easy to dress, i think she can even wear streetwear.

She will look creepy in everything lol


We hope she does not start to sing or else ppl will ram their cars head on into the walls of our house.


o-ton instagram, weil ich gerade zu faul zum übersetzen bin


7.7.23

die silberne mondspur

 


"wir verlieren sie."

die stimme kommt von weit her, irgendwo in diesem grellweissen licht, das durch meine geschlossenen lider dringt. Das licht stört mich, ich möchte gern in meinem verdunkelten zimmer schlafen, bei heruntergelassenen jalousien die hitze des nachmittags verschlafen. am abend kurz wach sein und hinaussehen in den garten, bis ich wieder einschlafe in meinen kühlen, weissen laken, die ständig gewechselt werden, wenn ich sie wieder durchgeschwitzt habe.

ich habe nie schmerzen. das einzige, was sich unangenehm anfühlt, ist die müdigkeit in mir, die tag für tag grösser wird, je mehr, wie mein bedürfnis wachzubleiben steigt. 
in den letzten augenblicken will man nichts mehr versäumen, mit geschärften sinnen nimmt man jede noch so unwichtige kleinigkeit wahr. sogar eine fliege an der wand gewinnt jetzt an bedeutung, man will wach bleiben, man will sehen. bewahren? ich sammle eindrücke in meinem erinnerungsalbum, ich rieche die blumen auf meinem nachtkästchen und notiere mit meiner ordentlichen schrift, dass ich sehr glücklich war und bin.


„wir verlieren sie.“

ich weiss nicht, was die stimme damit meint. einmal bin ich mitten in der nacht aufgewacht, als hätte mich jemand geweckt. ich sah eine silberne mondspur auf der wiese bis hinüber zum wald. ich stand auf, verliess das zimmer und ging bis zum frühen morgen spazieren. es war die vorige nacht und als die schwestern meine laken wechselten und meine schmutzigen fusssohlen sahen, sahen sie mich lang an, doch sie sagten nichts. eine davon, die jüngere, drehte sich von mir weg und schien zu weinen. sie scheinen mich in mein zimmer zurückgebracht zu haben, denn das grelle weisse licht, das mich am schlafen gehindert hat, macht angenehmer dunkelheit platz.


nacht senkt sich über meine lider. ich schlafe mit der gewissheit ein, dass ich wieder geweckt werde, um der mondspur zu folgen, draussen auf der wiese, hinüber zum wald.

6.7.23



We saw the last embers of daylight die
And in the trembling blue-green of the sky
A moon, worn as if it had been a shell
Washed by time’s waters as they rose and fell
About the stars and broke in days and years

 W.B. Yeats