6.8.23

über wälder, weit unter dem himmel

über dunkle täler flog sie in dieser nacht, endlos, die wälder unter ihr, endlos auch ihr flug. die luft war kühl und völlig windstill. es hatte am abend noch geregnet und der himmel war völlig klar, die sterne blitzten. sie dachte über das leben nach...hier oben war es einfacher, gute gedanken zu finden.

hatte sie fehler gemacht? viele. grosse fehler waren jedoch nicht dabei. sie musste sich selbst vergeben, jeden tag. sonst könnte sie nicht mehr fliegen, und auch die gedanken wären verschwommen und unklar, nicht so wie hier oben. 

sie sah zum himmel. er war weit weit weg, und sie wusste, dass es in ordnung so war. er war unbegreiflich und ihr so fern, sie liebte es, ihn zu sehen und von ihm zu träumen. ein fehler wäre es gewesen, ihn hierher zur erde zu holen. ein grosser fehler - sie hätte sich nicht so leicht vergeben können. er gehörte nicht hierher. der ferne himmel barg den trost, der sie immer zu heilen vermochte. kein mensch wird den himmel zur erde holen. sie würden etwas holen, was nicht der himmel war, sondern ihre vorstellung vom himmel, und sie würden daran zerbrechen. kein trost wäre mehr möglich. der himmel von menschenhand wäre der hölle ähnlich. weit oben war er und er sollte dort bleiben. 

sie träumte zu gern von ihm. nein, sie war kein engel. obwohl sie manchmal ein bisschen fliegen konnte, war sie einem engel so fern, und mit dieser gewissheit würde sie ein friedvolles leben führen. sie segelte über das dunkle land, das sie liebte. hinein in morpheus arme....