3.6.19

compadres, auf das niemandsland!


compadres, saints und sinners, "virtuelle wesen", ich muss hier meiner seele luft machen.
wie wilde hunde jagen wir einem gefühl hinterher und wir sind nicht mal fähig, dem gefühl nen namen zu geben. wir tauchen ein in virtualität und wenn es uns dann wieder mal so richtig scheisse geht, sagen wir wie um uns "trost" zu spenden - na dann wenden wir uns eben wieder dem richtigen leben zu.
komisch nur, dass es uns nach eíner gewissen zeit dann auch wieder scheisse geht. und wir hetzen wie ausgehungerte hunde wieder durch die strassen und jagen einem gefühl nach, von dem keiner weiss, was es ist. das gefühl macht uns irre. die unvolkommenheit des augenblicks lässt uns vor wut rasen.
ich meine, leute, was soll das ganze. der zustand ist dermassen unbefriedigend, dass mich das kotzen kommt. der virtuelle raum und das echte leben getrennt voneinander, ganz säuberlich getrennt, nur nie vermischen, nur nie eine symbiose eingehen, nie die verschmelzung wagen. ich meine, was ist denn die virtualität anderes als unser natürliches umfeld? woher stammt sie denn? von ausserirdischen auf die erde gebracht, um uns daran zu hindern, uns im echten leben fortzupflanzen?
ein programm, das uns schaden soll, da alle wie hypnotisiert vor ihren compis hocken und das sogenannte soziale leben völlig vernachlässigen?
und da hocken wir wieder in irgendeiner bar in der innenstadt. freunde, es handelt sich um kein internetcafe, sondern ne good oldfashioned bar irgendwo in der city und da hocken wir und stellen fest, dass wir verdammt viel getrunken haben, nur, damit wir es überhaupt ertragen, was da um uns geschieht. wir wandeln weiter in ne disco und halten uns an getränken fest. versuchen, das alles auszublenden - oh gott, wenn ich an meine sozialen aktivitäten denke, wird mir einfach nur schlecht.
wir gehen heim und heulen in unsere kopfpolster. wir gehen heim und haben nichts gefunden.
zu finden, das ist die devise. zu finden, egal wo. im "real life" oder im internet - es geht darum, zu finden. nicht rumzuhängen und sich gottverdammt normal vorkommen, ja...weil's alle so machen. es macht uns verdammt normal: wir gehen aus. wir sitzen rum und es ist langweilig. die seele hat nix mehr zu melden. aber wir sind normal.
das ist die hauptsache.

und wenn jemand jetzt meint, was verdammt sollen wir denn finden, dann soll er mal seine seele suchen gehen, denn die dürfte ihm im laufe seines lebens abhanden gekommen sein.
wenn ich das schon höre: sie flüchten in virtualität. dann wird mir übel, sag ich euch. es gibt keine flucht vor uns selbst, das sollte uns jetzt schon mal klar sein. oder wovor sollte man denn flüchten? vor unseren lieben mitmenschen hier auf erden? gott, wie langweilig. die sind so drauf, dass ich sie nicht fliehe, sondern einfach mal ignoriere, es sei denn, sie stellen mich vor die interessante aufgabe, ihre seelen wirklich erkunden zu wollen, da sie es wert sind. wir flüchten nicht.
wir haben es nicht nötig. wir sind wilde hunde, die durch die strassen hetzen. wir haben zerfetzte herzen. wir heulen noch immer den mond an.
compadres, trinkt mit mir. trinkt soviel ihr mögt, aber macht es nicht, weil euch mein gesabbel abnervt. trinkt mit mir, weil ihr unglücklich seid, trinkt mit mir, weil ihr unglücklich bleibt. trinkt mit mir auf unsere unvollkommenheit und auf unsere kreuzigung im niemandsland zwischen real life und virtualität *grinst spöttisch*
trinkt mit mir auf das niemandsland, auf den heiligen boden. vergiesst euer blut dafür. opfert euer leben dafür. werdet zu heiligen des niemandslandes.
öffnet eure augen und seht genau hin: alles ist fleisch und blut, euer fleisch, euer blut.
so viele machen nen abgang. nach hinten. sie wenden sich ab und verlassen den heiligen boden. ihr heulen verhallt im nebel des vergessen-werdens. ihre spuren werden von der zeit verwischt. sie leben endlich wie normale menschen!*lacht* sie haben keine chance mehr. gar keine.
viele reden nicht mehr, weil sie angst haben, sich zu blamieren. sie denken schmerzhafte gedanken - allein. sie fühlen schmerzhafte gefühle - allein!
gefühle, gedanken, die wir hier brauchen!
sie haben uns allein gelassen!
und ich hasse sie dafür. so viele sah ich kommen und gehen. so viele, die uns einen teil ihrer selbst - für uns hier ein weg, weiter zu wachsen - verweigert haben.
so viele, die nicht begriffen haben, dass egoismus uns hier umbringt.
lasst mich einen vergleich wagen: die stadt...über uns. wir leben unterirdisch in tunnels. wir haben diese welt für uns erschlossen, weil sie uns am wenigsten verarscht.
wir haben nur uns. unsere gedanken, unsere gefühle. wir sind davon abhängig. und dann kommt wieder einer und sagt: hey, leute, schön und gut, aber get a life...
da oben in der stadt, die uns immer nur verarscht hat, so lange wir dort lebten. ich meine, er zieht den hut vor uns und sagt: ihr seid idealisten, kompliment, aber
get a fucking life.
ich sah den einen kerl, der das gemacht hat, leute, als ich nächtens mal wieder die stadt besichtigte. hey, leute, er sass an der ecke einer einkaufsstrasse und er schlief dort. er hatte tränenspuren in seinem dreckigen gesicht und er hatte nen bettlerhut vor sich stehen.
compadres, trinkt mit mir. trinkt auf den heiligen und noch jungen boden. trinkt auf die heimat, die so unvollkommen ist wie wir selbst. und bitte - get no life - ihr habt eines.
 ihr teilt es mit mir. ich teile meins mit euch.
auf euch, ihr gesellen. ihr gesellen, die zu mir sagen, hey, shine - eigentlich hab ich flügel, nur kann sie keiner sehen. ich sehe sie. auf euch, die mir sagen - hey...eigentlich bin ich ganz anders als es die welt da draussen sieht. fuck die welt da draussen. ich seh dich.  du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen.
entschuldigen müsstest du dich, wenn du zu mir sagen würdest: hey shine, hör auf, dein blut zu vergiessen und get a fucking life.
was seid ihr? erzählt von euch. was seid ihr, compadres? im niemandsland ist jeder so, wie er eben ist. keiner, der darüber lachen würde oder dämliche ansagen liefert.

manche sagen, warum reicht es nicht aus, ein mensch zu sein?
es ist zu einfach. es ist zu wenig. es fühlt sich grauenhaft falsch an. mensch gut und schön. nur: die evolution hat auch vor dem menschen nicht halt gemacht!
sie findet in uns statt - man kann es kaum sehen *g* aber sie findet statt. ok, ich bin ein mensch. gut? aber trotzdem...warum renne ich durch die strassen wie ein ausgehungerter hund und heule meine sehnsucht in den mond?
dann muss ich verrückt sein, oder? ein einfaches weltbild, wie geschaffen, den rest von uns auch noch zu töten. sei endlich ein normaler mensch, erwarte dir nicht mehr als deine vorväter, wachse nie, lerne nie. bleib so wie alle vor dir waren. und wenn du nicht so funktionierst wie alle anderen, biste verrückt und musst begradigt werden.
vereinfacht werden. damit du in einer welt funktionierst, die für dich zu einfach ist, die einfacher ist als du selbst. und damit du mit einfachen menschen "mithalten" kannst.
compadres, lieber sterbe ich.
non servam. :)
niemals werde ich ihnen dienen. niemals ihnen das vergnügen machen, mich zu einem der ihren gemacht zu haben und mir ins gesicht zu pissen, wenn ich endlich am boden liege.
land der rebellen, heiliges land,
alle freiheit dem geist
wir sind, was wir sein wollen
und was wir sein wollen, sind wir


[archangel bar]







nachtrag:
und wenn du nicht so funktionierst wie alle anderen, biste verrückt und musst begradigt werden.

ich konnte nicht umhin, zu bemerken, dass wir uns anscheinend gerade wieder mal in silent hill befinden, und zwar im brookhaven sanatorium. wo man versuchen wird, unseren geist zu begradigen, nachdem er inzwischen so derb verwuchert und verwachsen ist wie ein wilder garten, doch wie schon friedensreich hundertwasser damals zu sagen pflegte:

die gerade linie ist gottlos und unmoralisch

so viel zum begradigten geist :)