im kleinen ort manosque in der provence wird wieder gemordet, was das zeug hält. diesmal sind es die mitglieder der gourmetvereinigung „le galet des aures“, die nacheinander umgebracht werden. am tatort riecht es verdächtig nach bittermandel. natürlich weiss jeder, was das bedeutet, doch wie der serienmörder dabei vorgeht, ist ein wahrer leckerbissen für den leser. der kommissar, wie immer als lässiger sonderling beschrieben, hat es diesmal auch recht schwer. in mühevoller kleinarbeit fügt er die einzelteile eines puzzles zusammen, das düsterer nicht sein könnte. die atmosphäre des romans nimmt den leser nach den ersten kapiteln völlig gefangen, der ort manosque, in wunderbar gezeichneten, liebevoll detaillierten bildern beschrieben, scheint zum greifen nah, man vermeint, selbst anwesend zu sein und kann die stimmung fühlen, als wäre man tatsächlich vor ort. die charaktere muten äusserst lebendig an, man merkt, dass der autor viel zeit damit verbringt, menschen zu beobachten, und man muss wohl menschen mögen, ihre kleinen spleens und eigentümlichkeiten, damit man sie dermassen wirklichkeitsgetreu beschreiben kann.
sidoine appollinaire hélios ist ein solcher mensch. ein künstler, wie er im buche steht, ein genialer verrückter, einer, der dinge für die ewigkeit schafft und selbst seltsam ewig anmutet. das haus, in dem hélios lebt, ist eines dieser häuser, die geschichte sind und geschichten erzählen – allein schon wegen hélios und seinem haus sollte man dieses buch lesen. ein morbider kriminalroman, der erst nach den ersten kapiteln seine wahre grösse entfaltet, eine düstere ästhetik, die manchmal auch in gut gelungenen schauergeschichten zu finden ist. beinah dämonisch erscheint die landschaft, bei nacht fremd und schaurig wie auf einem anderen stern, mit einsam gelegenen alten häusern, deren mächtige mauern schon ewig wind und wetter trotzen, aber einen serienmörder nicht davon abalten können, weiterzumorden.
fazit: eigentlich kann ich dieses buch allen uneingeschränkt empfehlen. krimis sind ja so eine sache für sich: dem einen zu grossmutter- oder tantenhaft, dem anderen zu mainstreamig, werden sie selten bis gar nicht zur hand genommen. was manchmal schade ist. pierre magnan schreibt grosse, grandiose kriminalliteratur und bietet darüber hinaus überaus genussreiche einblicke in leben und gepflogenheiten seiner provenzalischen landsleute. der humor kommt dabei nicht zu kurz, denn das kauzige, das sonderliche, scheint in diesem landstrich überaus gut zu gedeien.