[forentext aus der archangelbar - stardust suite, the living dead doll]
ein tag wie aus einem handbuch für sadisten. wie aus hostel, nur schlimmer. denn die absteige war unser büro und der ganze sadismus manifestierte sich in form unseres chefs, der von 11 uhr bis dreiviertelzwei durchgehend laberte. ununterbrochen. und nur sachen, die wahnwitzig entbehrlich waren. es war wieder mal der tag x - der tag der sitzung, die ca. jedes halbe jahr wie ein bumerang wiederkehrt. ich bin wie ein zombie.
ich kann nicht mal genau sagen, wer ich bin. das löscht einen aus.
mein zimmer wirkt wie eine oase. und trotzdem bin ich völlig leer. ich brauche diese ruhige energie, die es hier gibt. vom wasser und den pflanzen. ich brauch erstmal ne mütze schlaf. gott, es gibt tage, die einen nur noch kaputtmachen. ich denk so oft dran, mich selbständig zu machen. so oft. das glaubt mir keiner. ich rauch grad eine und lasse den ganzen scheiss von mir abfallen. ich denke, ich bin 'n bisschen psychisch labil, durch das alles. wie aus glas. jedes geräusch erschüttert mich bis ins herz, das grelle licht der sonne macht mich wahnsinnig. meine kollegin zitterte, als hätte sie schüttelfrost. die andere war weiss wie die wand. total nette mädels, doch für graz einfach zu normal.
ich sah sie an und dachte, wie ich wohl aussehen mochte. ich bin wirklich total weiss im gesicht. nach dem ganzen der scheiss draussen, prolls und kranke typen - hier ticken wenige richtig, hab ich den eindruck. ich seh meine kolleginnen vor meinem geistigen auge. die dachten, ich wär mit dem auto da und wollten mit mir mitfahren. ich hätt sie echt gern heimgebracht. scheisse, dass ich kein auto hab, ehrlich. die mädels waren wirklich ganz arg fertig. ist die typische story. hierher gekommen, um zu studieren, dann mal nen job gefunden, nie grazer geworden - bravo, mädels. meine hochachtung, sowas sollte man auch nicht werden. ok, ich kenne auch liebe grazer. eine kollegin, die ist einfach toll. aber auch anders als die anderen. hat ne schwarze seele, hört immer noch treu die sisters und lädt mich manchmal ein und kocht dann ganz arg schöne sachen. das find ich wundervoll und ich kann sowas schätzen, wisst ihr. wenn jemand für mich kocht. das ist 'n beweis dafür, dass man mich wirklich mag, oder? letztens gab es topfenstrudel.:-) ist selten, sowas. und man ist von diesen dingen einfach abhängig. dass es leute gibt, die normal ticken.
ich freu mich auf die selbständigkeit. ich weiss, es wird viel arbeit, doch das stört mich nicht. es ist etwas, das mich über solche tage rettet, dieser gedanke ist wie eine stunde am meer. er gibt mir die ganze kraft, die ich brauche, um das hier total cool zu überstehen.
komisch. alles, was normalerweise normal ist, ist hier nicht erwünscht. leute grüssen, z.b., oder anlächeln. es gilt als seltsam. und alles, was seltsam ist, ist hier völlig normal. das positive denken fällt hier schwer. aber es muss funktionieren. mh..ich hab das alles sowieso fast schon überstanden, denke ich. irgendwann kann ich dem chef meine kündigung überreichen. es tut mir leid, wegen der kollegen, die ich sehr mag. alles menschen, die als seltsamwesen eingestuft werden. menschen mit echten gesichtern, interessante menschen, die ich schätze. ich versuche, das auch rüberzubringen, zu zeigen. ich versuche, für sie da zu sein, manchmal fällt es tierisch schwer. aber es ist verdammt wichtig.