28.2.19

codehunter


dieses drängen nach wahrheit, dieses drängen und arbeiten, mag manchem seltsam vorkommen. der drang, genau das zu sagen und zu tun, was genau richtig ist. es ist unmöglich. aber der versuch allein gilt schon so viel wie das erreichte ziel, so er wahrhaftig ist.
mystik ist fern jeder "romantik" und fern der "realität". der mystiker ein immerfort suchender. ein unglücklicher, möchte man meinen.
das ist völlig falsch. unglücklich sind jene, denen die sicht auf das herz der dinge verwehrt blieb. sie mögen sich für glücklich halten.
so wie wesen, die nicht recht "bei sinnen sind" es für gewöhnlich tun. sie mögen den mystiker für das, was er ist, ein eremit im ernsten gewand, belachen, seinen verstand anzweifeln und ihm mit grellem lautem ton entgegenhalten, dass er, der ernste, der besonnene, nichts verloren
hat in "ihrer welt". wie wenig ist es doch ihre welt. eine welt, die sich vor ihnen verborgen hält und die ihr herz verschliesst, wahrscheinlich auf ewig.
dann kommen sie angelaufen. sie meinen: erkläre mir, worum es geht. denn ich will die welt begreifen.
begreifen, ohne den weg selbst gegangen zu sein.
den zarten und dennoch undurchdringlichen schleier wollen sie zerreissen mit hartem, gierigen griff. er wird sich ihrem griff entziehen.
das herz der welt wollen sie, wie sie sagen, lieben lernen, denn sie können wahrhaft lieben, sagen sie. sie werden in die leere lauschen und verzweifeln.
sie wollen alles und geben nichts. das ist der weg der narren.
nur der narr versucht, aus einem leeren kelch zu trinken.

der kelch füllt sich mit dem blut des suchenden, das er auf seinem weg vergoss. jeder tropfen stammt aus seiner eigenen seele.
dann erst beginnt die umwandlung, dann erst wird aus blut, das unter qualen vergossen wurde, ein lichtstrahl der erkenntnis.
man teilt mit dem seelenbruder, der seelenschwester.
sich selbst zu schenken ist dann nicht schwer, denn der schenkende selbst fühlt sich beschenkt. das wahre glück ist es, sein blut für seinesgleichen zu vergiessen.
ein ritual, das in einigen religiösen praktiken zu etwas banalem verkam und das dennoch das heiligste geschenk von allen ist, die umwandlung von blut
in licht. ich bin traurig über so vieles, mein bruder ainur. mein herz wird nicht so schnell genesen, da ich die welt durchschauen musste. dennoch soll nicht
verachtung und hass meine schritte lenken, sondern die liebe zu meinesgleichen. und die liebe zu den dingen hinter dem schleier, der alle heiligkeit und
alle schönheit auf erden bewahrt, auf dass sie niemals entweiht werden vom blick des profanen. wenn sie wüssten, was sie getan haben. wenn sie nur wüssten.
doch auch diese erkenntnis wird ihnen für immer verborgen bleiben und es ist für sie das beste. sie würden dem wahnsinn verfallen.