23.1.20

tribal visions

ein mann schlägt die hände vor sein müdes gesicht
ein kind starrt fragend aus dem fenster
eine frau steht in der küche und lächelt ihr tablettenlächeln
schweigend versinkt die stadt im nächtlich gleissenden licht
schweigend versinken mann frau und kind im netz
schweigend brüllen virtuelle existenzen ihre einsamkeit gegen tote wände
vielleicht war alles umsonst, denkt der städtebauer
es könnte sein, dass mein traum euer untergang ist
doch ich will ihn weiter träumen
räuberisch ist mein tun
meine stadt ist auf euren knochen erbaut
buntschillernd ist mein federumhang und blutig meine axt
aztec ist mein name krieg bin ich und fluch
ich überlebe und trinke eurer blut 
während ihr euch todmüde zu meinem tempel schleppt
bin ich schon weit oben bei den sternen
als vogelgeist und einer von ihnen
ich komme vom schlachtfeld und blutig ist meine axt
unschuldig war mein tun
schuldbeladen war das herz der geopferten, 
auf deren knochen wir die stadt erbauten

unsere federbesetzten umhänge wehen im wind
kahlgeschoren sind unsere schädel, reich das gold unserer kronen
die stadt liegt leblos vor uns, ich kann euch lachen hören
das frische blättergrün des dschungels überdeckt den schlachthausgeruch
seht nicht zu boden, seht nicht auf die blutdampfende opferschale zu euren füssen
seht das weite land und mich
aztec