21.6.21

surfen wie ein beachboy auf ner verdammt hohen welle

archangelbar, ein gespräch an der bar, irgendwo im nirgendwo, vor ewig langer zeit.
(habe mir meinen teil des gespächs damals notiert und heute, jahre danach, zu ersten mal wieder durchgelesen. und ja, ich glaube noch immer daran, an alle, alles... ich glaube, und ich hoffe.)                                                                                                                                                                     
@cym: wo ich enttäuscht bin? du hat es selbst gerade gut beschrieben, als du von halle geredet hast.
leere räume und leute, die nichts haben ausser ihrer fantasie. darum geht es eigentlich. und weil die
leute nichts hatten, mussten sie auch enger zusammenarbeiten/zusammenhalten. ich kenne diese dinge nur aus büchern und ich bin damals in diesem kaffeehaus gesessen, mit einem buch, und hab dort stunden gelesen und die umgebung völlig vergessen. als ich wieder einigermassen da war, war es abend und ich sass im bus nach hause und ich wusste, dass das, was ich da gelesen hab, mir gerade die augen so brutal geöffnet bzw. aufgerissen hat, dass ich diesem feeling immer nachlaufen würde.
es ist so schwer, es zu beschreiben. als würdest du den sonnenaufgang zum ersten mal sehen. kitschig, oder? aber das trifft es.
es war so, als würde ich mich zum ersten mal richtig spüren. menschen aus den usa im MIT, die davon schwärmten wie kleine kinder zu weihnachten, forscher mit fraktal-t-shirts, nerds, die ersten cyberpunks, alle trafen sich da in diesen leeren räumen. und sie konnten miteinander! ich hab eine art glanz gesehen. menschen können glänzen. wenn sie zusammen träumen, können sie das. und ich hab gesehen, wie die träume schüchtern gestalt annahmen. damals gab es diese selbstprositution auch nicht so wie heute. ich denke mal, das hat viel zerstört. dem ganzen den zauber genommen, den menschen den glanz genommen. dennoch denke ich, dass man sicher viel, viel mehr reden sollte, nur worüber und auf welche art und weise, das sollte schon anders laufen als es heute praktiziert wird.
wenn man sich die machwerke im web anguckt, sollte man überhaupt noch surfen, dann erkennt man bald, dass leute sich darstellen, nicht, um freunde zu finden, sondern nur aus einem gigantischen geltungstrieb heraus. schön, schöner, am schönsten. und alle jugendlich. und alle sehen irgendwie gleich aus. das meinte ich auch mit egoscheisse. dass man sich nur noch selbst darstellt, so als wäre man eine art model und alle anderen surfer sitzen am catwalk und dürfen gucken, wie sich dieses unfassbar schöne, todlangweilige wesen da oben im scheinwerferlicht aalt. so würde ich mal den mainstream beschreiben. beängstigend hohl und nicht wirklich erwähnenswert.
dass die bar noch immer eine ausnahme darstellt, das höre ich natürlich wahnsinnig gern und ich muss danke sagen. ich mein, ich mach die bar ja nicht allein, die sind wir alle.
trotzdem, meine unzufriedenheit rührt daher, ihren endzeitcharakter nicht so gut erhalten zu können wie ich es eigentlich wollte.
ich denke auch, dass es dann nämlich ans eingemachte ginge. zerstörung und neu schaffung. dann wären die räume leer. was unheimlich scheisse wäre, denn ich sehe so viel brutal schönes in euren räumen. ich würde leiden. ich könnte es nicht.
darum ja forensammlung, fh. leere räume! instinktiv wollte ich leere räume schaffen, wenn bestimmte räume so voll wurden. ich bin stolz auf archangel 02 deep space. dort ist endzeit. tja..kaum wer da und eine art melancholie, die sich durchzieht, durch jedes posting.
und dann noch - bin leider (?) ein freak. ein totaler freak, der einige bücher wie terminal café (in deutsch necroville) geradezu inhaliert hat. eine welt, die mir gefallen würde. das geb ich gern zu. höllische technik gepaart mit höllischer fantasie, jeder satz ein emotioneller supergau. bin also extrem geprägt von dieser literatur.:-) und wenn ich diese breitarschmentalität im web sehe, dann werd ich
einfach nur krank. klar, terminal café, das ist 'n undergroundroman. mainstream konnte der autor nicht ab, der machte sogar aus nem verdammten anwalt nen cyberkrieger. es gab keinen mainstream in unserem sinn. es gab nur den völligen wahnsinn ohne ende.
anarchie und chaos.
und genau das bringt mich wieder zum boden. ordnung. chaos und ordnung. anarchie ist das feinste, was es gibt, oder? fühlt sich urgeil an, man hat dieses freie gefühl, dass einem alle den buckel runterrutschen können. mh...ich hatte mal den adminbereich für alle geöffnet, aus diesem gefühl heraus. dass jeder administrieren sollte, der nen raum im hotel hat. wisst ihr noch, was passiert ist? katastrophen. ununterbrochen musste ich ordnend eingreifen und dinge einfach wieder richten. mann, ich war so verdammt müde. es war so, als könnte hier gar nix in die richtung freieres web gehen. und das im kleinen! und es gab wieder streitereien und missverständnisse, bis ich dann genug hatte und das ganze wieder beendet habe.
der admin ist ein gutes beispiel dafür, dass es regeln geben muss, auch wenn derselbe regeln überaus hasst. und genau das enttäuscht mich. die erfahrung, dass dieser flow, das fliessende entwickeln nicht funktioniert. dass da einer da sein muss, der wie ne hölzerne puppe starr und finster seine regeln den anderen aufs auge drücken muss. ach wisst ihr, leute, da hat es angefangen, mich tierisch zu nerven. es müsste den flow geben.

ich meine mit flow eine art strömung der teilchen wie in einer elektrischen leitung. klar, man könnte jetzt sagen, dass das wieder ne regel ist. alle teilchen fliessen in eine richtung. stimmt ja auch. das ziel ist ja klar. wenn man vorher noch einige ähemm  regeln aufstellt, könnte man den flow zulassen. die regeln wären verdammt easy zu definieren. jeder macht das was er will, es sei denn, er zerstört die grundlegende struktur des boards. weil da zuviele drinnenhängen, die probs damit hätten. jeder arbeitet in seinen räumen und bleibt unbehelligt. jeder gestaltet seinen raum völlig eigenständig. wenn er hilfe braucht, wird er sie immer kriegen. die struktur des boards muss bleiben, leider. obwohl auch das mir gründlich in den magen schlägt, machmal.
aber ok, soviel arschlocherei muss eben mal sein.
und dann kommt mal der flow. alles offen für sone art tribe. ich seh das teil hier immer so, als wäre es "tribal". bisschen wie'n indianerstamm. offen heisst freundlichkeit. offen ist vertrauen. offen zerstört faschistoide regelungen im kern. 

das wär mein traum für dieses winzige teilchen im web.
ansonsten bin ich noch immer unzufrieden. mit mir selbst, da ich nie das ausdrücken kann, was mich bewegt, ohne in bombastik zu verfallen - also lass ich es einfach mal.
ich bin unzufrieden, weil diese typen in den batikhemden, die nerds, die cyberpunks, all diese kerle von damals, mir einfach so verdammt fehlen. was würd ich alles tun, um sie hier zu haben.
die verstehen was vom flow, vor allem die typen in den batikhemden. ausserdem möcht ich wieder mal was nettes rauchen. und meinen magic mushroom anhänger, der im dunkeln leuchtet, will ich tragen und blöd grinsend vor dem bildschirm hocken, den flow spüren, alles beim wachsen sehen... und surfen. nicht wie son breitarsch-bmw-fahrer dahinglühen, sondern wie so'n verdammt glücklicher beachboy auf ner hohen welle surfen. entspricht mehr meiner mentalität.
klar, alles geht jetzt schneller, aber das meine ich nicht damit. nicht dass ihr jetzt denkt, ich diskriminiere alle, die per higspeed-device (harhar) surfen, neenee, aber ich meinte damit, wie sich derjenige verhält, der dieses wilde gefährt unterm hintern hat.

hey leute, ja das ist es. wachstum - organisch! versteht ihr? wachstum ist nicht möglich , wenn es nur von einem oder zwei admins ausgeht. es funktioniert einfach nicht. barrieren. wachstumsbarrieren! ich fühl engesperrte energie. yeah, und jetzt hör ich auch schon auf mit diesem gelaber hier.
und lass euch zu wort kommen, solltet ihr meinen sermon hier überlebt haben.