9.8.21

morphiumnächte


er träumte, während die leuchtspur des  mondes über den himmel zog
die nachtbeleuchtung am gang fluoreszierte in grüngelb
weisse mäntel schienen eigenartig körperlos
nebelhafte gesichter schwebten über den mantelkrägen
die leuchtenden spuren der toten 
auf dem linoleumboden, auf den wänden
bildeten sich und vergangen
mit fortschreitender nacht
rot flammte das wort exit neben der  biohazard-hochsicherheitszone
am ende des ganges
exit waren auch seine träume

fröstelnd
ruhend gegen morgen hin

 


sonnensturm

er hatte die alte kristallkette eines lusters gekauft und zog sie
hinter sich her wie eine glitzernde schlange,
er hatte bernsteinfarbene augen,
er hiess schattenspringer, manchmal auch schattenwandler,
er war vernarrt in die sonne und doch vertrug er sie nicht,
seine augen waren zwei sonnen,
raubkatzengefleckt,
wie leckende flammen

sein herz war ein garten und manchmal die wüste,
er glitt durch die schatten,
eidechsengleich,
mit glitzernden schuppen und diamantenen krallen,
die schatten zerrissen wie brüchigen stoff.
oft hob er träumend sein gesicht in den wind,
wenn solare stürme die erde umsangen,
er lauschte den zischelnden flammen
der brüllenden sonne
 
müde ward er vom singen und tanzen,
er erstarrte zu lavagestein und kristall,
zu gleissendem grün,
gebettet ins dunkel,
rings um ihn wuchs schwerblütiger wein