2.12.17
die auffahrt zum highway
vielleicht war es gar nicht mehr möglich, anders zu leben. oder vielleicht fehlte auch der wille dazu, sich wieder und wieder zu verformen, bis endlich alles passte. bis man "genehm" war, dazugehören durfte. für immer glücklich mit ihnen abhängen durfte, friede, freude, eierschmarrn. lieber ein gediegener kopfschuss oder die liebevolle umarmung eines güterzugs. lieber das.
nur nicht das andere. nur das nicht.
das netz war einsam geworden. es gab nichts mehr, nur den willen, irgendetwas zu machen, was.. ja, was anders war. weg von den grellen lichtern. weg von den sammelplätzen der sogenannten zivilisation bzw. dem was davon übrig blieb.
rauf auf den alten, ururalten highway. mit blue silver unter dem hintern, der schönsten karre, die er kannte. vor diesem moment hatte er sich jahrelang gefürchtet. dass er die auffahrt zum highway nicht mehr finden konnte, oder dass er zu alt, zu müde oder sonstwie unfähig georden wäre, sich mental soweit in bewegung zu setzen, dass dieser kleine, schwerste schritt funktionierte.
blue silver wartete vor seinem haus.
im nächsten augenblick war er schon auf dem highway. es war wie immer. er hatte gedacht, dass alles anders wäre, dass dieser verlust, den er empfand, ihn weiterhin bedrücken würde. der verlust von menschen, die er vor langer zeit sehr geliebt hatte, aber er fühlte sich besser, er fühlte sich endlich befreit. er wollte um seiner selbst geliebt werden, nicht wegen der lügen, die er erzählen musste, damit sie bei ihm blieben. nicht wegen der sicke, die tag für tag aus seinem gequälten gehirn quoll wie gift. er wollte, dass man ihn akzeptierte. ganz einfach nur das. manchen leuten gelingt es einfach nicht. dann soll es auch so sein. sie sind woanders glücklicher. er war vor allem glücklicher. befreit von der müdigkeit von vielen jahren der traurigkeit.
und da war der highway. er hatte ihn jahrelang nicht mehr gesehen.
es war so, als würde er zum ersten mal den ozean sehen. berührend. gigantisch und weit. so traumhaft schön. blue silver, sagte er, bring mich heim.
und die worte, nach denen er jahrelang vergeblich gesucht hatte, kamen zurück zu ihm.
die träume folgten.
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