10.8.18

hundertmal verbrannt und noch immer elegant


seine zähne blitzten, als er lachte. es war halloween und die gesellschaft, in der er sich befand,
war vom allerbesten. alles leute, die dem tod näher standen als dem leben. er lachte oft in ihrer
gegenwart, es war so, als würde ihn alles an ihnen zum lächeln oder lachen reizen.
nicht, weil er sie so komisch fand. sie waren hinreissend, stellte er immer wieder aufs neue fest,
ihre sehnsucht nach dem endgültigen, ihre hingabe an die dunkelheit, ihre schönen gesichter, all
das und noch mehr fand er einfach überwältigend.

es war halloween in irgendeiner stadt, einer von vielen, die sie in den letzten jahren besucht hatten. jedes jahr eine andere stadt, jedes jahr ein anderes hotel, jedes jahr einen neuen club, der für sie reserviert war, jedes jahr ein, zwei neue gesichter. menschen, die sich ihnen angeschlossen hatten und die in folge für immer blieben.


samhain, flüsterte er. keiner kennt samhain wirklich. vielleicht die entschärfte version, die in die
alltagswelt der menschen zu passen scheint, doch das echte war wie immer verborgen geblieben, hatte sich versteckt hinter tausenden und abertausenden von schleiern. ein unattraktives fest. zu dunkel, zu krank in ihren augen, zu krank wie sie selbst, die sich hier in diesem raum versammelt hatten und gerade dabei waren, sich hinter die schleier zu begeben, einer nach dem anderen. er betrachtete ihre angespannten gesichter und lächelte ein wenig. die anspannung würde weichen und glück würde in den gesichtern stehen, sie würden lachen und vermeinen, zu fliegen. macht, murmelte er, es ist die macht, die menschen versagt bleiben sollte, zumindest würde es die kirche so sehen, kranke macht für kranke typen wie uns, die hinter schleier spähen, anstatt wie normale bürger schlafend in ihren betten zu liegen.


einer hatte es geschafft. ein junge mit einem schmalen gesicht und vielen piercings hatte es als erster geschafft, wegzutreten. wie geil, hörte man ihn noch und dann kippte er vornüber und landete direkt in den armen eines uralten vampirs, der ihn vorsichtig wie ein kind hielt und lächelnd sein gesicht in beiden händen hielt. der anblick wäre im grunde entsetzlich, wenn die zärtliche geste nicht gewesen wäre, das übermass an gefühl, das von der alten wesensheit ausging. der alte hätte den jungen zerdrücken können wie ein insekt. seine kraft war nicht nur mental. ein muskulöser körper und weisses haar mochte in der menschenwelt einen gegensatz darstellen, doch hier war es normal. der vampir hatte trotz seines offensichtlich beträchtlichen alters ein glattes, völlig faltenfreies gesicht. die augen allerdings sprachen eine andere sprache. augen wie asche und dahinter ein kühler glanz, asche auf einer stahlklinge, hundertmal verbrannt und noch immer elegant, hörte shine in seinem kopf.
der weisshaarige lachte kurz auf und prostete shine zu.


du scheinst in jedem leben zu brennen, auf die eine oder andere art, logisch, wenn du dir einen körper zulegst, doch sind wir nicht längst darüber erhaben … zumindest sollten wir es sein.
er grinste den weissen an und plazierte ihm ein freundliches "du könntest ihn auch mal loslassen" in seine gehirnwindungen
wie eine puppe, er ist eine puppe neben ihm und tanzt genauso wie der alte es will
freut sich auch noch darüber
himmelherrgott hoffentlich werden die endlich mal erwachsen
wie zerbrechlich sie noch sind. noch.
einige schritte hinter den schleier und sie verändern sich für immer.


er lachte amüsiert und wandte sich seinen engsten freunden zu, die mit ihm an einer nische sassen. das konstrukt ihrer zusammenkünfte, ein fragiles und dennoch konstantes netzwerk von treffen in virtuellem und realem raum, hatte sich als erfolgreich erwiesen. der zweck davon - ihre interessen zu wahren, ihre ziele weiter zu verfolgen, ihren horizont zu erweitern



hundertmal verbrannt und noch immer elegant
hundertmal verbrannt und noch immer elegant
hundertmal verbrannt und noch immer elegant
hundertmal verbrannt und noch immer elegant
hundertmal verbrannt und noch immer elegant
hundertmal verbrannt und noch immer elegant




[ich nehme an, dass dieser text von "aschenengel" war - ist lang her … ich war gerade dabei, vignetten und kurztexte zusammenzusammeln, um ein grosses ganzes daraus zu machen. ich hab dann damals spookland geschrieben und aschenengel verschoben. die stories überlappen sich aber - einige personen kommen in beiden stories vor, und auch im sogenannten real life. ich schmeiss das jetzt mal hierher... ich hänge an diesen textfetzen - es sind momente, die ich liebe, ich erinnere mich an gute mukke, kerzenlicht, viel zuviel kaffee, zigaretten und wein.. und nacht. solche texte schreibst du nie bei tag]