21.8.18

leben als gäbe es kein morgen


den ganzen abend geht schon der wind. weht flausen aus dem
kopf und falsche gedanken. weht die sehnsucht ins herz zurück.
es tut so unendlich weh, sagt sie lächelnd
ein windstoss bringt klappernde knochen und den geruch von erde
ein lächeln in zusammengekniffenen augen
jemand geht die strasse entlang
mit staubigen docs und einem schwarzen mantel
er ist nichts besonderes
glaubt er
doch für sie ist er alles
er trägt die trauer vor sich her wie ein banner
und das lächeln in seinen wasserblauen augen
birgt hoffnung für sie

nur 5 minuten leben
5 verdammte minuten
wären alles wert,
jeden schmerz der welt,
5 minuten leben und dann sterben
es wäre alles wert

er ist so leise
man kann ihn kaum hören
die welt ist zu laut
wenn er geht, nimmt er eure seele mit
er geht gerade die strasse hinunter
fühlt ihn
der wind lässt seinen mantel flattern
seine augen suchen euren blick
noch immer
der wind weht und vertreibt alles unnötige
übrig bleibt heimweh
er sieht euch an



er braucht jetzt was stärkeres als sein bier. das mädchen am fenster, als sie der einsamen gestalt nachblickte, war noch so stark in seiner erinnerung, er hätte weinen können. und wieder war es wie immer. sie wurde wahrscheinlich nicht gehört ihre stimme war zu leise, die stimme der gestalt im schwarzen mantel sowieso.
er kann ihre worte nicht vergessen

nur 5 minuten leben
5 verdammte minuten
wären alles wert,
jeden schmerz der welt,
5 minuten leben und dann sterben
es wäre alles wert

leben als gäbe es kein morgen, keine tage, die träge dahinschleichen, leben als wären diese verdammten 5 minuten deine letzten
vielleicht möcht ich heute noch auf den friedhof. ja, ganz sicher, aber es ist dunkel und kalt. sowas hat mich früher eigentlich nie abgehalten aber früher, da hatte ich ja nix zu verlieren, und heute … eigentlich genausowenig wie früher...warum macht mich das so fröhlich? ich könnte also ohne weiteres zum friedhof fahren und mich dort in ne alte gruft setzen, aber...hey..gute ausrede..ich hab ja keinen wein gekauft, und wein muss doch sein, am friedhof in einer eiskalten nacht, also lass ich es sein, obwohl mich irgendetwas gerade auffrisst. ist wohl der wind, der sadisitische wind, der mir gerade erzählt hat, dass ich tot bin hier drinnen in meiner wohnung, dass ich raus muss, etwas fühlen muss, riechen, hören, schmecken, nicht schlafengehen und morgen ins büro gehen...sondern mir am friedhof eine erkältung holen.