2.1.09

das neue jahr hat erst begonnen...und gleich in die vollen

ich war ja heute arbeiten. pflichtbewusst stapft moi durch den hüfthohen schnee, fällt ein paar mal bewusstlos um, da vom vielen stapfen völlig erschöpft und landet schliesslich im büro, wo moi von gähnender leere erwartet wird. normalerweise eigentlich immer ein grund zum feiern...auf den stuhl von chefe setzen und für kurze zeit auf chefe machen, das rote telefon (wir haben echt eins) hinter's ohr geklemmt und wichtige anrufe simulierend...oder ganz einfach im feldherrenschritt durchs büro latschen und auf wichtig machen...so läuft es normalerweise ja immer...doch diesmal blieb mir der erwartungsvolle grinser schon im halse stecken, als ich nicht nur von gähnender leere, sondern auch noch von lauernder kälte erwartet wurde. die heizkörper waren so eiskalt, dass man sie ohne handschuhe kaum anfassen konnte. genau! wieder mal die heizung ausgefallen! ist ja bei uns auch nix neues mehr, man kennt und fürchtet diese ausfälle, die einmal pro winter garantiert eintreffen.
dann beginnt man sich nach menschlicher körperwärme zu sehnen (jetzt in allen ehren). jeder atemhauch eines mitmenschen wäre nett gewesen. doch irgendwie kam da nicht wirklich wer. ich begann mal mein arbeitspensum runterzuspulen, mit ner tasse heissem kaffee neben mir am schreibtisch war es eigentlich auch nicht mehr so wüst. ging so. man fühlt sich gleich viel viel besser, wenn es nach kaffee riecht. kann mir gar nicht vorstellen, dass es menschen gibt, die kaffee nicht mögen. frag mich, was ihre droge auf arbeit ist. wahrscheinlich tee. ok, weiter im text. irgendwann nach längerer zeit trudelte chefe ein und noch ein anderer kollege, und das war's dann auch. ich hab also die arbeit von meinen urlaubenden kollegen erledigt und meine noch dazu und dachte bei mir noch...ein bisschen hilfe wär ja jetzt schon irgendwie nett, also nur ein bisschen. bisschen last auf nen anderen abwälzen und die dinge sehen gleich anders aus.

schritte auf der treppe. irgendwer kam doch tatsächlich arbeiten! einer der neuen. der mann mit der "lässigen" arbeitseinstellung, der eher im büro abzuhängen scheint und kaffeeklatsch betreibt, anstatt mal richtig ranzuklotzen wie wir alle.
der kerl kam rein, sah sich um, wanderte 20 geschlagene minuten im büro rum, und dann war er auf einmal weg. dachte noch, mann, der raucht echt lang am gang, aber da war er ja auch nicht. ich war mehr baff als böse. bin eigentlich eh immer mehr baff als böse, weil die situationen immer so skurril sind, dass man als schwarzhumoriger mensch eigentlich schon wieder froh ist. jedenfalls kam der nicht wieder zum vorschein. er hatte, laut kollege, noch etwas zu tun...darum ist er dann auch gleich wieder aufgebrochen. meine, warum rennt er erst ins büro und geht dann wieder? wo er sieht, dass kollege und ich in arbeit schwimmen? was geht den leuten so durch den kopf, wenn sie solche aktionen hinlegen? jedenfalls, die lässige arbeitseinstellung war gestern. er dürfte jetzt zur radikaleren arbeitseinstellung übergegangen sein...no work at all...strange days!:-)

die kombination eiskalte heizkörper und the man who never works haben mir dann irgendwie den rest gegeben. es war wie in einem schlechten film, irgendeinem streifen aus finnland. ein, zwei gestalten in einem eiskalten raum, mit mänteln an, mit nem hauch von melancholie im knopfloch...wenn dann noch das licht ausgegangen wäre und wir bei einer tranigen funzel weiterarbeiten hätten müssen...das wäre perfekt gewesen. perfekt finnisch. und leise musik im hintergrund, die aus der wand kommt und die man nicht abstellen kann. ein misstönendes akkordeon, gespielt von einem typen, der durch eine ritze an der wand rüberguckt und vor sich hinlächelt...stundenlang....

nachtrag...bei den hüfthohen schneewänden hab ich sachte übertrieben...die schneedecke ist nur ein paar millimeter dick...aber sonst war alles so, wie ich's erzählt hab...und kalt war es...
bitter kalt.